Die Früchte der Eberesche – nach dem ersten Frost besonders gut

Die Früchte der dekorativen Eberesche sind super gesund und werden im Volksmund Vogelbeere genannt. Sie enthalten enorm viele Vitalstoffe, die das Immunsystem auf die kalte Jahreszeit vorbereiten. In einigen Regionen sind sie auch als Krametsbeere oder Drosselbeere bekannt. Die kleinen Früchte sehen aus wie winzige Äpfel und tatsächlich zählen sie zu den Kernobstgewächsen.

Sind Vogelbeeren wirklich giftig?

Der Aberglaube, dass die Vogelbeeren giftig seien, hält sich hartnäckig. Aber ist an diesem Gerücht wirklich etwas dran? Tatsache ist: Sollten Sie es wirklich schaffen, einige Vogelbeeren roh zu essen, dann könnte es durchaus sein, dass Sie vorübergehend Magenprobleme und Durchfall bekommen. Eine schwere Vergiftung oder gar Lebensgefahr ist dabei nicht zu befürchten. Allerdings schmecken die rohen Früchte bitter und werden schon deshalb kaum direkt vom Strauch verzehrt. Schuld an der Unverträglichkeit ist die Parasorbinsäure, welche erst durch Hitze oder Trocknen in gesunde Sorbinsäure umgewandelt wird.

Beeren der Eberesche sammeln

Die Eberesche ist relativ häufig anzutreffen. Sie wächst vor allem an Waldrändern und in Mischwäldern, fühlt sich aber auch in Hecken und auf Lichtungen wohl. Bitte denken Sie daran, nicht alles abzuernten, sondern eine ausreichende Menge für die Vögel zurückzulassen. Auch Insekten und Nagetiere ernähren sich von der Eberesche. Aber Bescheidenheit sollte ja ohnehin beim Sammeln von Wildkräutern und -früchten selbstverständlich sein. Ausserdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Eberesche beim Pflücken der Dolden nicht beschädigt wird: Der Fruchtstiel sitzt nahe der Blütenknospen, die im nächsten Jahr wieder spriessen sollen.

Warum die Vogelbeeren so gesund sind

Wird durch Trocknen oder während der Verarbeitung die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, erhält die Vogelbeere grosse Bedeutung als Naturheilmittel: Sorbinsäure ist nämlich ein hervorragendes Mittel gegen Pilze und Keime. Die reifen Beeren enthalten neben sehr viel Vitamin C vor allem Karotin sowie Zitronen- und Apfelsäure. In früheren Zeiten kannte man die Beere als Heilmittel bei Erkältungskrankheiten, rheumatischen Beschwerden und Nierenleiden. Dieses Wissen können wir uns natürlich auch heute noch zunutze machen. Die Bitter- und Gerbstoffe machen die Vogelbeere ausserdem zum bewährten Mittel bei Gallenproblemen, ausserdem kurbeln sie die Verdauung an.

Tipps für die Verwendung der Vogelbeere

  • Etwas süsser schmecken die Beeren der Eberesche nach dem ersten Frost. Ob Sie dann allerdings noch welche finden können, ist ungewiss. Die Vögel lieben die Früchte der Eberesche, was diesen den Namen «Vogelbeere» bescherte. Eine Möglichkeit, den Vögeln zuvor zu kommen wäre, die Beeren rechtzeitig zu ernten und eine Weile daheim in den Tiefkühler zu legen, bevor sie weiterverarbeitet werden. Zwar ist die Wirkung nicht ganz so stark, wie beim natürlichen Frosten am Baum, aber die Bitterstoffe werden doch deutlich reduziert
  • Nicht alle Beeren, die unsere Grossmütter einmachten, dienten als Brotaufstrich oder wurden für verschiedene Desserts verwendet. Ein Mus aus den Eberesche-Früchten war früher als Hausmittel gegen Erkältungskrankheiten in vielen Haushalten vorrätig. Dafür wurden 1 Pfund Beeren über Nacht in Essigwasser eingelegt, damit sie «entbittern» und am folgenden Tag gut gewaschen, mit einem Viertelliter Apfelsaft gekocht und, wenn sie weich genug waren, durch ein Sieb gestrichen. Das Mus musste anschliessend eine Viertelstunde mit der gleichen Menge Zucker sprudelnd kochen. Sobald es anfing zu gelieren, füllte Grossmutter das Eberesche-Mus in luftdicht verschliessbare Gläser. Löffelweise eingenommen, lindert es Halsweh, Husten und Heiserkeit.

  • Eine Vogelbeerkonfitüre wird wie jede andere Konfitüre gekocht. Sie lässt sich mit verschiedenen Gewürzen geschmacklich verändern. Neben Zimt oder Vanille bekommt sie zum Beispiel durch Ingwer eine interessante Note. Ausserdem kann die Konfitüre mit anderen Früchten, wie beispielsweise Äpfeln oder Birnen, gemischt werden. Auch Kürbis passt sehr gut zur Eberesche. Ob mit Essigwasser oder durch Frost: Es ist wichtig, dass die Beeren vor dem Einkochen die Bitterstoffe verlieren und dadurch bekömmlicher werden und ein besseres Aroma bekommen.
  • Es muss nicht immer ein Kräuterlikör sein, um nach einem fetten Essen die Verdauung zu unterstützen. Ein Ebereschen-Likör hat die gleiche Wirkung. Legen Sie auch hierfür ein Pfund Vogelbeeren in Essigwasser ein und spülen Sie diese danach gut ab. Die Früchte dann in ein grosses Glasgefäss geben und mit 1 Flasche Korn übergiessen. Wahlweise 1 bis 2 Vanille- oder Zimtstangen dazugeben, das Gefäss gut verschliessen und mindestens einen Monat, eher länger, an einen warmen Ort stellen. Alle paar Tage sollte die Flasche geschwenkt werden. Danach abfiltern. Einen Viertelliter Weisswein oder Wasser erhitzen und 125 g Zucker darin auflösen. Zu den Vogelbeer-Korn giessen und in Flaschen füllen. Nach rund 6 Wochen ist der Ebereschen-Likör fertig. Dieser Likör ist übrigens auch ein beliebtes Geschenk!

  • Nicht nur aus den Blüten der Eberesche, sondern auch aus den Beeren, kann man Tee herstellen. Dieser hilft gegen Verstopfungen, wirkt harntreibend und soll auch bei zu starker Menstruation helfen. Die Früchte werden für den Tee getrocknet und entweder allein oder mit getrockneten Blüten vermischt, mit kochendem Wasser übergossen. Man rechnet einen 1 EL pro Tasse. Rund 10 Minuten ziehen lassen und 2 bis 3 Tassen pro Tag heiss trinken.

Text: Sabine Itting