So trickst ihr euer Hirn aus
Kennt ihr diese Situation? Plötzlich erkennt man aus den Augenwinkeln etwas Schwarzes an der Wand. Der Blick schweift sofort ängstlich an diese Stelle und schon bekommt man eine Gänsehaut, der Puls beschleunigt sich und man möchte den Raum am liebsten fluchtartig verlassen. Der Grund: Kein gefährliches Insekt, sondern eine an und für sich harmlose Spinne. Falls ihr euch in dieser Situation wiedererkennt, seid ihr in guter Gesellschaft: Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann leidet unter Spinnenangst in einer mehr oder weniger ausgeprägten Form. Hat sich diese Angst bereits längere Zeit im Kopf festgesetzt, kann man sie nicht mehr restlos entfernen. Aber man kann lernen, damit umzugehen. Wir verraten euch einige Techniken.
Ran an die Spinne
Psychologen wissen: Je mehr eine Gestalt und deren Bewegungen von unserem eigenen menschlichen Schema abweicht, desto mehr Angst flösst sie uns ein. Während uns zum Beispiel ein Hund noch entfernt an einen Mensch erinnert, ist uns eine Spinne mit ihren acht Beinen und ihrem unvorhersehbaren und lautlosen Bewegungsablauf vollkommen fremd und erschrecken uns deshalb. Je mehr wir uns aber mit dem speziellen Körperbau der Spinne und den fremdartigen Bewegungen beschäftigen, desto mehr gewöhnen wir uns daran. Deshalb: Betrachtet möglichst viele Bilder von Spinnen und seht fundierte Dokumentationen im TV. Ein Tipp für Personen mit ausgeprägter Spinnenphobie: Beginnt mit Kinderbüchern über Spinnen.
Just panic
Die normale Reaktion von Menschen mit einer Spinnenphobie ist meist zwiegespalten: Einerseits ist da diese körperlich spürbare Angst vor der Spinne und anderseits probieren wir uns einzureden, dass wir eigentlich nicht Angst haben dürften, da uns die Spinne nichts tun kann. Dies ist allerdings kontraproduktiv und verstärkt das ungute Gefühl nur zusätzlich: Der Körper verspürt nämlich reale Angst. Psychologen raten: Stehen bleiben, die Spinne in gebührendem Abstand betrachten, Angst zulassen, tief durchatmen und spüren, wie die Angst langsam nachlässt (und das wird sie, denn unser Hin registriert automatisch, dass keine Gefahr besteht). Je mehr wir diese Situation durchspielen, desto weniger heftig und kürzer wird mit der Zeit die Angst-Reaktion des Körpers.
Fertig mit dem Spinnen-Bashing
Das Wort „Spinne“ wird meist mit negativen Adjektiven wie „eklig“, „hässlich“ oder „furchtbar“ in Verbindung gebracht. Diese Adjektive bewirken im Körper automatisch eine negative Reaktion. Probiert ab sofort das Wort „Spinne“ nur noch mit positiven oder neutralen Adjektiven in Verbindung zu bringen – eure Reaktion auf die Spinne wird so viel gelassener. Ihr habt Kinder? Dann ist diese Technik sowieso Pflicht, denn ihr möchtet eure Angst sicher nicht weitergeben. Von jetzt an gibt es also nur noch „faszinierende“ oder „interessante“ Spinnen.
Spinnen im Schlafrock
Tipp vom Psychologen: Stellt euch eine lustige Comic-Spinne mit allem drum und dran vor. Vielleicht ist sie blau und trägt ein Fussball-Dress, sie tanzt leicht beschwipst Samba oder sie trägt Wollsöckchen und ein Tutu und schwingt gerade ein Bein über die Ballettstange – egal was ihr euch vorstellt: Wichtig ist nur, dass ihr eure Comic-Spinne plastisch vor Augen seht und sie euch zum Schmunzeln bringt. Jetzt gebt der Comic-Spinne einen Namen und stellt sie euch mindestens einmal am Tag bewusst vor. Euer Hirn speichert diese positiven Erlebnisse und wird nach und nach mit weniger Angst auf eine wirkliche Spinne reagieren.
Mittels Angstseminar raus aus dem Spinnennetz der Phobie
Wenn ihr aus dem Spinnennetz der Angst nicht mehr herauskommt oder eure Angst gerne mit Gleichgesinnten bekämpft, bietet der Zoo Zürich regelmässig Angstseminare an. Innerhalb eines Tages bringen euch ein Kurator des Zoos und ein Psychologe den Tieren näher und vertiefen unter anderem auch obige Techniken. Anmelden kann man sich hier.