Viele Menschen in der Schweiz träumen vom Sprung in die Selbstständigkeit. Allerdings bringt der natürlich auch zahlreiche Herausforderungen mit sich, vor allem zu Beginn. Bis das Geschäft läuft, sprich ausreichende und regelmäßige Einnahmen bringt, müssen erst einmal einige Wochen, Monate oder sogar Jahre überbrückt werden.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Wer also nicht das Glück hat, eine bereits etablierte Firma zu übernehmen oder aus der gut laufenden nebenberuflichen Selbstständigkeit heraus zu starten, muss bei Null anfangen, auch finanziell. Was es dann braucht, sind ausreichend Rücklagen oder Investoren, welche das notwendige Startkapital zuschießen. Anschließen steht die Kundengewinnung im Fokus. Zudem können Kooperationen im B2B-Bereich zu einem schnelleren Wachstum oder anderen positiven Ergebnissen führen. All diese Beispiele machen deutlich, dass Kontakte für Selbstständige das A und O sind. Das gilt vor allem für die Anfangszeit, aber natürlich anschließend auch über das gesamte Berufsleben hinweg.

Das Erfolgsrezept lautet: Business Networking

Die Wichtigkeit eines guten Netzwerks wird von vielen Berufstätigen unterschätzt. Dabei ist es nicht nur für Selbstständige, sondern auch in einer Anstellung der schnellste und sicherste Weg zu beruflichem Erfolg. Das berühmte „Vitamin B“, sprich die richtigen Kontakte, können eine Abkürzung bei Bewerbungsprozessen und Beförderungen sein. Viele mögen das zwar nicht als fair empfinden, doch tatsächlich spielen die Leistung, Motivation oder Qualifikation bei solchen Entscheidungsprozessen eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen hängt der berufliche Erfolg im Sinne eines Erklimmens der Karriereleiter zu 60 Prozent von den sozialen Kontakten und Beziehungen ab, dem „Vitamin B“ also. So traurig das in einigen Ohren klingen mag: Anstatt Tag für Tag Überstunden zu machen, Fortbildungen zu belegen oder die eigene Produktivität noch weiter zu erhöhen, sollte mehr Zeit in des Networking investiert werden. Dann kommen Beförderungen & Co beinahe von selbst.

Netzwerken bringt viele Vorteile, auch für Selbstständige

Das gilt auch für die Selbstständigkeit. Zwar geht es dabei nicht um Beförderungen oder Gehaltserhöhungen, doch können solche Kontakte eben neue Kunden, Investoren und Geschäftspartner bedeuten. Das sind wichtige, wenn nicht sogar unverzichtbare Erfolgsfaktoren für jeden Selbstständigen und ist noch nicht einmal das einzige Argument für das Netzwerken, denn es bringt noch zahlreiche weitere Vorteile mit sich:

  • Voneinander lernen: Der Austausch mit anderen Menschen ist immer interessant, sei es im privaten oder eben im beruflichen Kontext. Denn jedes Individuum bringt seine eigenen Erfahrungen und Ansichten mit, ebenso wie Wissen. Jeder kann von jedem lernen. Wer diesen Ansatz verinnerlicht, wird im Leben mit Neugier und Toleranz auf sein Gegenüber zugehen. Wissen ist schließlich wertvoll und kann einen als Persönlichkeit weiter bringen. Gespräche mit anderen Menschen regen zum Nachdenken an, motivieren zu Optimierungen des Geschäftsmodells, können wertvolle Tipps überliefern oder auf andere Art und Weise dem Erfolg des eigenen Unternehmens zuträglich sein. Vor allem, aber eben nicht nur, der fachspezifische Austausch gleicht einer kostenlosen Weiterbildung und hat somit einen unbezahlbaren Wert.
  • Image kreieren: Im Berufsleben ist das Image unglaublich wichtig. Das Netzwerken bietet also nicht nur die Möglichkeit, überhaupt wichtige Kontakte zu knüpfen. Stattdessen kann auch direkt ein guter Eindruck vermittelt, sprich ein positives Image kreiert werden. Schließlich dauert es nur wenige Sekunden, sich bei der ersten Begegnung ein Bild vom Gegenüber zu machen. Ist dieses negativ, dauert es lange Zeit, einen solchen schlechten ersten Eindruck wieder zu ändern. Ist es allerdings positiv, so sind direkt viele Türen geöffnet, welche bei der klassischen Kundenakquise lange Zeit verschlossen bleiben. Das Networking ist also sozusagen eine Abkürzung zu geschäftlichen Kooperationen, Kundenverträgen & Co.
  • Selbstbewusstsein tanken: Viele Menschen haben Schwierigkeiten damit, ohne Weiteres auf Fremde zuzugehen. Die Selbstständigkeit bietet dafür aber die perfekte Gelegenheit, denn dann gibt es direkt ein passendes Gesprächsthema, anstelle von Smalltalk oder sogar peinlichem Schweigen. Vor allem fachspezifische Anlässe wie Messen, Seminare & Co, eignen sich deshalb optimal für den Einstieg. Mit der Zeit bringt das erfolgreiche Networking dann mehr Selbstsicherheit /-bewusstsein und somit fällt es zunehmend leichter. Das Plus an Selbstbewusstsein erleichtert aber nicht nur das Zugehen auf Fremde, sondern bringt noch zahlreiche weitere Vorteile für das Berufs- sowie Privatleben mit sich. Vor allem in der Selbstständigkeit ist es unverzichtbar, selbstbewusst aufzutreten. Denn wir nicht selbst überzeugt ist, kann auch keine potenziellen Kunden, Investoren & Co überzeugen. Garantiert!

  • Spaß haben: Wer also seine anfängliche Scheu überwindet und damit beginnt, offen auf andere Menschen zuzugehen, wird sehr schnell Spaß am Netzwerken finden. Denn, genau genommen, gibt es doch nichts Schöneres als soziale Interaktionen: Voneinander lernen, miteinander lachen, sich gegenseitig unterstützen, neue Freundschaften schließen. Menschen sind soziale Wesen und genau solche Dinge machen schlichtweg glücklich. Anstatt sich also von Sorgen à la „Was denken die wohl von mir?“ oder „Was soll ich bloß sagen?“ abhalten zu lassen, lautet die Devise: Druck rausnehmen und das Networking einfach genießen.
  • Sich vermarkten: Das Networking ist eine Art kostenloses Marketing. Wer es schafft, die richtigen Kontakte zu finden und sich bei diesen richtig zu präsentieren, kann dadurch größere Erfolge erzielen als durch jede Kampagne, vor allem im B2B-Bereich. Richtig ist dabei das Stichwort, denn beim Netzwerken kommt es nicht nur auf das „Ob“ an, sondern auch auf das „Wie“.

Richtiges Networking: Die Frage nach dem „Wie“

Der erste Schritt zu erfolgreichem Netzwerken besteht also darin, sich überhaupt zu trauen. Besonders wirkungsvoll ist es aber, wenn natürlich die „Zielpersonen“ auch entsprechend interessant für die Selbstständigkeit sind, also potenzielle Kunden, Geschäftspartner, Investoren oder Mitarbeiter vielleicht. Für Selbstständige ist es daher sinnvoll, eine Art Zielgruppenanalyse zu machen und sich zu fragen, wo diese Menschen zu finden sind. Das kann offline sein bei Messen, Kongressen, Seminaren, etc. Aber auch online kann das Networking große Erfolge bringen, zum Beispiel über berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn sowie spezielle Gruppen. Das Grundprinzip bleibt in beiden Fällen dasselbe. Wie also geht „richtiges“ Business Networking?

  1. Erst einmal gilt es natürlich, sich höflich vorzustellen. Wer bin ich und was will ich. Das sind die Fragen, welche das Gegenüber im ersten Moment interessieren. Anstatt also direkt mit der Tür ins Haus zu fallen oder einen Witz zu reißen, der vielleicht falsch aufgefasst wird, ist eine höfliche Vorstellung der beste erste Schritt.
  2. Beim beruflichen Netzwerken ist es üblich, nach der Vorstellung die eigene Visitenkarte zu überreichen. So kann der Gesprächspartner direkt einordnen, wer der Selbstständige ist, was er macht, welche Firma er leitet, aus welcher Branche er kommt und vor allem: wie er ihn erreichen kann. Je professioneller und übersichtlicher die Visitenkarte aussieht, desto besser ist der erste Eindruck. Sie ist schließlich das Aushängeschild des Unternehmens beziehungsweise der betreffenden Person.
  3. Anstelle von langweiligem Smalltalk, bleibt das Gespräch am Laufen, wenn ehrliches Interesse gezeigt wird. Dieses ist die Basis jeder guten sozialen Beziehung, sei es im beruflichen oder privaten Kontext. Am besten gelingt das, indem geeignete Fragen gestellt werden. Diese dürfen aber beim Business Networking nicht zu privat sein. Stattdessen sollte das Gespräch gerade zu Beginn auf einer professionellen, dennoch aber sympathischen Ebene bleiben. Interesse bedeutet zudem aktives Zuhören und intelligente Rückfragen zu stellen.
  4. Nicht zu privat werden gilt auch für die eigenen Antworten. Gerne darf sich aus geschäftlichen Kontakten irgendwann eine Freundschaft entwickeln. Das braucht allerdings Zeit und viele Menschen wahren im professionellen Rahmen lieber einen gewissen „Sicherheitsabstand“. Persönliche Fragen oder zu vertrauliche Informationen von ihrem Gegenüber empfinden sie daher als unangenehm, wenn diese zu früh ins Gespräch einfließen.
  5. Um aus einem Erstkontakt eine berufliche Beziehung zu machen oder sogar eine Freundschaft, ist hingegen Pflege notwendig. Miteinander kommunizieren, erneute Treffen vereinbaren, Angebote machen oder sich zu fachspezifischen Themen austauschen: So funktioniert Business Networking.

Damit das Netzwerken in der Selbstständigkeit die gewünschten Erfolge bringt, braucht es also Geduld sowie einen gewissen Aufwand. Wer allerdings bereit ist, diesen zu treiben, kann dadurch größere Karrieresprünge machen als durch die meisten anderen Maßnahmen. Business Networking ist für Selbstständige also ein (beinahe) kostenloses, aber hoch effizientes Marketing-Tool und gar nicht einmal so schwierig.