Reich hilft Arm – die Geschichte des Samichlauses
Kaum eine Zeit ist derart traditionsreich und umgeben von Mythen und altehrwürdigen Bräuchen wie die Weihnachtszeit. Gerade Kinder können es kaum erwarten, bis endlich der Weihnachtsmann mit seinem Rentier-Schlitten von Haus zu Haus zieht und Geschenke unter den Christbaum legt. Die aber wohl älteste Tradition ist das Verschenken von Chlaussäcken. Jedes Jahr wird die Samichlaus-Legende am 6. Dezember wieder lebendig und die Geschichte vom Nikolaus alias Samichlaus zieht ganze Kinderscharen wieder in seinen Bann …
Eine Geschichte verändert ein Leben
Der Überlieferung nach lebte Nikolaus in der Stadt Patara, irgendwann im dritten Jahrhundert. Seine wohlhabenden Eltern starben früh und hinterliessen ihrem einzigen Sohn einen grossen Reichtum. Der junge Samichlaus aber weinte und weinte über den Verlust seiner Eltern; sein geerbtes Vermögen gab ihm keinen Grund zur Freude. Erst als er durch Zufall versteckte Schriftrollen fand und sie las, lernte er seinen Reichtum zu schätzen. Er verprasste sein Geld aber nicht etwa für sich, sondern er wollte armen Menschen damit helfen.
Dies lag an den Schriftrollen. Diese erzählten nämlich die Geschichte von einem reichen und armen Mann. Ersterer lebte demnach in Saus und Braus, verweigerte aber einem Bettler, der vor seiner Tür lag, sogar vom Tisch gefallende Brotsamen. Als der Bettler eines Tages starb, wurde dieser von Engeln in das Himmelreich getragen. Als dann später auch der reiche Mann die Augen für immer schloss, kam niemand – und schon gar keine Engel.
Helfen im Verborgenen – Samichlaus als Vorbild
Diese Geschichte erschütterte Samichlaus bis ins Mark. Vor allem erschrak er vor sich selbst. Denn er war auch reich; ein reicher Junge auf dem Weg zu einem reichen Mann, wie der in der Geschichte. Er beschloss, fortan den Menschen zu helfen, wo er nur konnte. Die Taschen mit Mandarinen, Äpfeln und Nüssen gefüllt, schlich er sich Nacht für Nacht aus seinem schmucken Heim und verteilte seine Gaben an die Armen. Dabei blieb seine wahre Identität stets im Verborgenen. Er wollte nicht erkannt werden; es ging einzig und alleine um die Hilfe. So verschenkte Samichlaus sein ganzes Vermögen an die Bedürftigen. An die Menschen, denen es viel schlechter ging als ihm selbst.
Mit zwölf Jahren verliess er Haus und Hof, um die Heiligen Schriften zu studieren. Als er schließlich in seine Heimat zurückkehrte, gab er sich als Diener Christi aus. Daraufhin erkoren ihn die Menschen zum neuen Bischof von Myra, nachdem der alte Amtsträger gestorben war. Und damit wurde aus einer schönen Geschichte ein Brauch, der auch aus der modernen Zeit nicht wegzudenken ist.
Die Legende verleiht der Weihnachtszeit Besinnlichkeit
An seinen Geburtstagen legte er immer den kostbaren Bischofsmantel an, nahm seinen Hirtenstab und belud seinen Esel mit einem Sack voller Nüsse, Honigkuchen, Mandarinen und Äpfel. Er schritt durch die Gassen und Strassen, verteilte seine Gaben und gestaltete diesen Tag als einen grossen Festakt.
Als er am 6. Dezember 352 schliesslich auf dem Sterbebett auf die Engel wartete, fiel ihm nur eines besonders schwer – der Abschied von den armen Kindern, denen er durch seine Gaben Glück und Freude geschenkt hatte. Sie haben es nicht vergessen; der Samichlaus-Tag ist auch noch heute ein Freudentag für Kinder auf der ganzen Welt.