Warum darf unter dem Mistelzweig geküsst werden?
Weihnachten sollten Sie Ihre Türen mit Mistelzweigen schmücken. Das vor allem dann, wenn Sie Ihren Traumpartner oder Ihre Traumpartnerin zu sich einladen, denn es heisst: Wer sich an Weihnachten unter einem Mistelzweig küsst, bleibt ein Leben lang zusammen. Woher dieser Brauch stammt, ist nicht so genau geklärt. Am besten suchen Sie sich aus den verschiedenen Varianten die romantischste aus. Dazu gehören folgende zwei:
Die Sage um die germanische Liebesgöttin Frigga.
Frigga bat alle Lebewesen aus dem Tier- und Pflanzenreich, ihren Sohn Baldur zu beschützen, denn der hinterhältige Gott Loki trachtete nach dessen Leben. Dabei übersah sie jedoch eine Pflanze: nämlich den Mistelzweig. Der kleine, kugelige Busch, der vor allem auf Obst- und Eichenbäumen wächst, schützte deshalb Baldur nicht und die Tragödie nahm ihren Lauf. Baldur wurde von Lokis Pfeil getroffen. Frigga vergoss viele Tränen um ihren Sohn, die auf Mistelzweige fielen und dort zu den typischen weissen Beeren wurden. Hier ist die Göttersage aber noch nicht zu Ende: Nach drei Tagen nahm sie eine positive Wendung. Frigga konnte Ihren Jungen wiederbeleben. Vor Glück kehrte sie zurück zu dem verhängnisvollen Mistelzweig und küsste jeden, der darunter hindurchschritt. Den Misteln nahm sie das Versprechen ab, fortan alle Menschen zu schützen und jene, die unter ihnen verweilen, dazu zu bringen, dass sie sich küssen und gut zueinander sind.
Oder war alles doch ganz anders?
Es heisst auch, dass die Mistel der Baum gewesen sein soll, aus dessen Holz Christus’ Kreuz gefertigt wurde. Diese Schande machte dem Baum so zu schaffen, dass er sich zu einer Pflanze wandelte, die fortan den Menschen, die zu ihr kommen oder unter ihr hindurchgehen nur Gutes und Liebe bringt. Vielleicht ist ja das der Grund, warum wir an Weihnachten Mistelzweige aufhängen?
Die Mistel – Hexenkraut und Heilpflanze
Die Mistel wurde bereits einige Jahrhunderte v. Chr. als Magie- und Heilpflanze genutzt. Diese ungewöhnliche Pflanze hat die Menschheit schon damals fasziniert, ist sie doch die einzige, die nicht der Photosynthese unterliegt. Das heisst: Sie benötigt zum Grünen nicht zwingend Sonnenlicht, sondern gedeiht auch im Dunkeln. Die Druiden behandelten die Mistel als heiligste aller Pflanzen. Ausschliesslich anlässlich der Gottesdienste sollen sie sie mit einer goldenen Sichel geschnitten und daraus einen Zaubertrank gebraut haben. Ob es sich bei Asterix und Obelix um den gleichen magischen Misteltrank gehandelt hat, wissen wir übrigens nicht.
Unbestritten sind die Heilkräfte der Mistel. Auch wenn ein Misteltee keine Zauberkräfte verleiht, so hat er doch positive Auswirkungen auf Herz und Nerven, wirkt blutreinigend, reguliert den Blutdruck und hilft gegen Arterienverkalkung. Auch die berühmteste Heilerin des Mittelalters, Hildegard von Bingen, kannte und schätze die Mistel und setzte sie beispielsweise gegen Leberleiden ein. Der Misteltrank soll stimulierend auf die Thymusdrüse wirken, Gelenkbeschwerden lindern und sogar gegen Tumore eingesetzt werden. Da dies nicht wissenschaftlich belegt ist, möchten wir nicht näher darauf eingehen, sagen Ihnen aber, wie man einen Misteltee bereitet. Eines ist sicher: Er schmeckt, mit Honig gesüsst, angenehm und tut gut!
Der kreislaufstärkende Misteltrank – die Zubereitung des Misteltees
Sie bekommen Misteln vor allem in Naturapotheken und Drogerien, können Sie aber natürlich auch selber sammeln. Dann sollten sie Blätter und Zweigspitzen nehmen und diese trocknen. Da Hitze die Wirkstoffe zerstört, wird der Misteltrank kalt angesetzt. Pro Tasse nehmen Sie einen Esslöffel Mistelblätter, geben eine Tasse kaltes Wasser dazu und lassen sie über Nacht stehen. Dann abseihen, nach Geschmack mit Honig süssen und schluckweise über den Tag verteilt trinken.
Text: Sabine Itting