Natürliches Aspirin – die einheimische Heilpflanze Mädesüss

Mädesüss ist eine einheimische Heilpflanze. Obwohl das Rosengewächs relativ häufig anzutreffen ist, findet es als Heilkraut viel zu wenig Beachtung. Dabei sind seine Eigenschaften für jeden von uns überaus wertvoll. Denn, wer leidet nicht hin und wieder unter Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen und greift dann zur Tablette? Wenn Sie auch stets ein Aspirin griffbereit in der Schreibtischschublade oder der Handtasche haben, lesen Sie bitte weiter!

Die Heilpflanze Mädesüss

Der Name Mädesüss hat nichts mit süssen Mädchen zu tun und das Kraut ist, wie oft vermutet wird, auch keine spezielle Pflanze der Frauenheilkunde. Wahrscheinlich verdankt es seinen Namen dem süssen Aroma, welches früher Wein und Met seine Süsse gab. Met entsteht durch Vergärung von Honig, das Rezept für dieses alkoholische Getränk ist uralt. Vielleicht kennen Sie das Mädesüss aber auch unter einer anderen Bezeichnung, weitere Namen sind zum Beispiel Wiesengeissbart, Bocksbart, Spier, Honigblüte und Metkraut.

Mädesüss fühlt sich vor allem auf nährstoffreichen Lehm- und Tonböden sowie in feuchten Wiesen und Gräben wohl. Es ist oft entlang von Bächen zu finden. Übersehen kann man die bis zu 140 cm hohe Pflanze nicht: Ihre Blüten sind weiss bis cremefarbig und bestehen aus vielen sehr kleinen Einzelblüten. Die Stängel sind oft rötlich gefärbt. Daraus wachsen mehrere Paare kleiner und grosser Teilblätter und ein dreilappiges Endteilblatt mit gesägten Blatträndern. Jede Blüte verfügt über viele Staubbeutel und hat bis zu 6 Blütenblätter. Vor allem fällt aber ihr betörendes Aroma auf. Sie erinnert nicht nur optisch an Zuckerwatte: Zerreiben Sie ein paar Blüten zwischen den Fingern, dann verströmt sie ihren starken Duft.

Mädesüss – natürliches Aspirin

Mädesüss enthält Salicylsäureverbindungen. Der Wirkstoff des Aspirins kommt hier in seiner natürlichen Form vor. Bevor Sie das nächste Mal zur Tablette greifen, brühen Sie sich doch lieber einen Tee! Das duftende Heilkraut hat die gleiche Wirkung und ist zudem magenschonend. Weitere wirkungsvolle Inhaltsstoffe sind:

  • Gerbstoffe
  • Kieselsäure
  • Flavonoide

Zur Anwendung kommen das Kraut und die Blüten der Pflanze. Für eine Tasse Tee übergiessen Sie 2 TL mit siedendem Wasser. Mädesüsstee lindert nicht nur Schmerzen, sondern hilft auch bei Magen-Darm-Problemen und wirkt bei Erkältungen und Grippe fiebersenkend und schweisstreibend. Bei grippalen Infekten sowie zur Vorbeugung kann es in Teemischungen zusammen mit Linden- und Holunderblüten verwendet werden. In der Volksmedizin wird Mädesüss seit Hunderten von Jahren bei Beschwerden der Harnwege und zur Behandlung von Stoffwechselstörungen und Ödemen genutzt.

Verwendung von Mädesüss in der Küche

Der mandelartige, süsse Geschmack der Pflanze kann natürlich auch in der Küche vielseitig genutzt werden:

  • Im Frühjahr eignen sich die Wurzeln als Zutat in Gemüseeintöpfen. Sie sollten jedoch nur sparsam verwendet werden.
  • Blütenknospen, Blüten und Früchte sind eine köstliche Würze für viele Süssspeisen und Getränke.
  • Die jungen Blätter lassen sich im Frühjahr wie Spinat zubereiten. Salaten geben sie ein einzigartiges Aroma.
  • Getrocknetes Mädesüss ergibt einen gesunden und wohlschmeckenden Tee.

Tipps zum Sammeln von Mädesüss

  • Sammeln Sie Kräuter, so auch das Mädesüss, nur an sonnigen, trockenen Tagen.
  • Es gibt in der Schweiz viele Naturschutzgebiete: Auch wenn manche Pflanzen hier in grossen Mengen vorkommen, dürfen Sie keine mit nach Hause nehmen.
  • In erster Linie werden vom Mädesüss die Blüten benötigt: Schneiden Sie den oberen Teil der Pflanze mitsamt einiger Blätter ab.
  • Die Sammelzeit ist je nach Lage (Mädesüss kommt bis zu einer Höhe von 1500 m. ü. M. vor) zwischen Juni und August.
  • Achten Sie darauf, dass die Pflanze weder von Blattläusen noch von Pilzen (erkennbar an hellen Flecken) befallen ist.
  • Das süsse Aroma zieht natürlich Insekten an: Schütteln Sie den gesammelten Mädesüss-Strauss vorsichtig, damit diese herausfallen.
  • Zu Hause hängen Sie das Bündel zum Trocknen kopfüber an einem warmen, nicht zu sonnigem Ort auf.
  • Die getrocknete Heilpflanze können Sie mehrere Monate in einem dunklen Glas aufbewahren.

Wichtige Hinweise: Heilkräuter sind nicht nur eine wirksame und gut verträglich natürliche Medizin, sondern können auch Nebenwirkungen haben! Wie auch künstlich hergestelltes Aspirin wirkt Mädesüss Blut verdünnend. Blutverdünner sollten niemals, oder nur nach Absprache mit Ihrem Arzt, zusammen mit Antibiotika genommen werden. Auch für insulinabhängige Diabetiker ist Mädesüss nicht geeignet. Sollten Sie betroffen sein, geniessen Sie die Schönheit der Pflanze und ihren betörenden Duft lieber auf einem erholsamen Spaziergang.

Text: Sabine Itting