Die Schweizer und der Kaffee – zwei, die zusammengehören
Herr und Frau Schweizer lieben es, den Tag mit einer Tasse Kaffee zu starten. Laut Statistiken sollen es acht bis neun Kilogramm Kaffee sein, die Schweizer pro Kopf im Jahr konsumieren. Noch mehr Kaffee wird nur in Deutschland und Norwegen getrunken. Die einen mögen ganz einfach morgens den Kaffeeduft, andere werden ohne ein, zwei Tassen des braunen Getränks gar nicht wach.
Kolumne von Emanuel Felder, Dipl. Gesundheitsberater PMF
Es ist bekannt, dass der Genuss von Kaffee sowohl körperlich als auch geistig wach machen soll. Diesen positiven Aspekten gegenüber stehen die Meinungen, dass Kaffee dem Körper Mineralstoffe und Vitamine entziehen würde, dass er sowohl den Cholesterinspiegel als auch Blutdruck und Blutzucker in die Höhe schnellen lässt. Dazu kommt, dass Kaffee den Verdauungstrakt übersäuert und dem Körper Wasser entzieht.
Immer wieder tauchen neue Studien auf, die das ein oder andere belegen oder widerlegen. Beispielsweise fand eine Studie der Universität Zürich heraus, dass Koffein nicht die Ursache für die zuvor genannten Beschwerden ist. Bei einem Test mit 15 Teilnehmern zwischen 27 und 38 Jahren wurden Werte wie Herzschlag und Blutdruck gemessen und mehrere Aktivitäten des Nervensystems gemessen. Jeder Studienteilnehmer musste einen dreifachen Espresso trinken, einige Personen bekamen allerdings koffeinfreien Espresso. Bei allen stieg der Blutdruck gleichermassen an. Wer nicht ohnehin bereits unter zu hohem Blutdruck leidet, muss also auf Kaffeegenuss in vernünftiger Menge nicht verzichten. Serviert mit einem Glas Wasser beugt man der möglichen Dehydrierung vor.
Warum Kaffee so beliebt ist
Eine japanische Studie hat herausgefunden, dass die euphorisierende Wirkung durch Koffein ausgelöst wird. Der Stoff erhöht den Serotoningehalt im Gehirn. Serotonin ist für unser seelisches Wohlbefinden zuständig. Haben wir zu wenig des Botenstoffs, kann es zu Depressionen und Antriebsmangel kommen. Vor allem an trüben Tagen und in der dunklen Jahreszeit, also dann, wenn wir weniger Sonne tanken können, fällt der Serotoninspiegel. Das erklärt auch, warum morgens viele Menschen zuerst einmal einen Kaffee brühen, um richtig wach zu werden. Auch wer viel im Büro, also bei künstlichem Licht, arbeitet und wenig Sonnenstrahlen abbekommt, verlangt meist im Laufe des Nachmittags nach einer Tasse Kaffee.
Darum ist der Kaffee im sonnenverwöhnten Süden besonders stark
Betrachtet man den Kaffeekonsum aufgrund vorher genannter Fakten, ist es nicht verwunderlich, dass vor allem die Menschen im Norden mehrere Tassen Kaffee pro Tag geniessen. Im sonnigen Süden dagegen muss der Kaffee hochkonzentriert sein, um eine entsprechende Wirkung spüren zu können. So haben wir auch gleich die Erklärung, warum die Italiener den Espresso erfunden haben und auch in der Türkei oder in Griechenland ein speziell starker Kaffee gebrüht wird. Aber schauen wir noch einmal nach Skandinavien: In Schweden oder Norwegen steht fast immer eine Tasse mit eher leichtem Kaffee parat. Dort wird er wie ein mildes Antidepressivum geschätzt, wobei natürlich ganz gleich, wie und wo man das leicht bittere Gebräu geniesst, immer bedacht werden sollte, dass bekanntlich die Menge das Gift macht.