Vom Mittelalter bis in die Neuzeit
Kaum ein Schmuckstück symbolisiert das Zusammengehörigkeitsgefühl so sehr wie ein Trauring. Die Kreisform des Rings steht für Beständigkeit und Geschlossenheit. Zwei ineinander verschlungene Ringe symbolisieren auf vielen alten Gemälden ewige Verbundenheit und erinnern an das mathematische Zeichen der Unendlichkeit.
Trauringe als Zeichen der Zusammengehörigkeit zweier Menschen gibt es seit vielen tausend Jahren. Der älteste Ringfund stammt aus Tschechien, besteht aus poliertem Mammutelfenbein und ist 21’000 Jahre alt. Die Ringform fasziniert seit jeher die Menschheit. Ausserordentlich häufig kommen Ringe in Märchen und Sagen vor. Sie symbolisieren die Kraft der Liebe oder besitzen Zauberkräfte. Ein gestohlener oder verlorener Ehering gefährdet in derartigen Erzählungen die Beziehung, denn Trauringe sollen ununterbrochen als Zeichen der Liebe getragen werden. In J.R.R..Tolkiens «Herr der Ringe» spielt ein goldener Fingerring mit magischen Kräften die Hauptrolle.
Trauringe als Liebessymbol und wertbeständiger Schmuck
Laut einer indischen Überlieferung wickelte ein Bräutigam seiner zukünftigen Frau bei der Ehezeremonie einen goldenen Liebesfaden um den Finger und verband symbolisch Herz und Geist – der Liebesfaden gilt somit als Vorläufer des Traurings. Die Kelten flochten Eheringe aus Gras, die regelmässig erneuert wurden. Die ersten dauerhaften Trauringe der Menschheitsgeschichte bestanden aus Knochen, Holz, Speckstein und Bernstein. Bei den Etruskern, Phöniziern und Ägyptern haben Archäologen Trauringe aus verschiedenen Metallen gefunden. Am gebräuchlichsten waren Bronze, Kupfer und verschiedene Edelmetalle wie Gold und Silber. Selbst Glas wurde zu Ringen verarbeitet. Bei den Atzteken spiegelte ein Ring aus Gold das Feuer der Liebe wider. Als Bestätigung der Mitgift und als äusserliches Zeichen der Bindung trugen bei den Griechen und Römern anfangs lediglich die Ehefrauen einen Trauring an der linken Hand. In der westlichen Welt wurde nur der Verlobungsring am Herzfinger getragen, als zusätzlicher Ehering wechselte dieser von der linken an die rechte Hand.
Apropos Mitgift: Bevor es Münzen gab, dienten Ringe als Zahlungs- und Tauschmittel. Ringe gehörten in der Antike sowie im europäischen Mittelalter zu den beliebtesten Schmuckstücken der Reichen. Siegelringe wurden vornehmlich von den Männern als Zeichen der Würde und Macht getragen und dienten der Selbstdarstellung. Daneben fungierten einfache Ringe bereits seit der Antike als symbolträchtige Verbindung der Eheschliessung. Nicht selten sollte ein Ring die Angetraute schützen, wenn sie allein zu Hause bleiben musste. Einige besonders gearbeitete Ringe mit eingefasstem Schmuckstein dienten als Schutz- und Heilringe. Die Bedeutung der Ringe als Herrschaftssymbole, Zugehörigkeit einer Glaubensrichtung oder eines Zaubers änderten sich im Laufe der Zeit. Doch als Beweis für ein gegebenes Eheversprechen und als Zeichen ewiger Liebe und Treue haben Verlobungs- und Trauringe bis heute ihren Symbolcharakter bewahrt.
Chronologie der Verlobungs- und Trauringe in Europa
Die ersten Verlobungsringe, etwa hundert Jahre nach Christus, bestanden aus Eisen. Nur zwei Generationen später wurden schlichte Ringe aus Gold gefertigt. Der Ehe- oder Trauring als christliches Symbol der Treue wurde im neunten Jahrhundert von Papst Nikolaus geweiht. Erst im 13. Jahrhundert wurde der Ringtausch vor dem Altar zum festen Bestandteil der kirchlichen Vermählung. Wer es sich leisten konnte, wertete den Trauring der Braut durch Diamantsplitter auf. Im 17. Jahrhundert. wurden Doppelringe aus zwei oder drei verschlungenen Bändern modern. Beim Aneinanderlegen der Trauringe konnte man betende Hände erkennen. Um 1900 wurde die Schlange als Zeichen für die Ewigkeit in Trauringen verarbeitet. Unsere Grosseltern bevorzugten ein einfaches goldenes Ringdesign für ihre Trauringe, die sich nur in Umfang und Grösse voneinander unterschieden.
Inzwischen suchen Brautpaare nach ausgefallenen einzigartigen Trauringen, die ihre Individualität unterstreichen. Kostbare Materialien, eine schöne Gestaltung und interessante Edelsteineinfassungen haben Hochkonjunktur. Im inneren Ringband werden damals wie heute gern die Namen und oft auch das Datum der Trauung eingraviert. Juweliere fertigen Trauringe aus hochwertigen Goldlegierungen oder Platin nach Mass. Seltener kommt Silber zum Einsatz. Immer häufiger stehen Design und Ikonografie im Vordergrund und nicht allein der Wert des Edelmetalls. Eine besonders aparte Idee stellen Trauringe mit gegossenen Fingerabdrücken des Partners dar. Die Papillarlinien symbolisieren die Einzigartigkeit des jeweiligen Partners. Ein solcher Trauring ist nicht übertragbar und macht eine Namensgravur überflüssig.