Wecken Sie den Spiesser in Ihnen!

Sie kennen den Knigge. Aber wissen Sie auch, was die Benimm-Bibel alles genau vorschreibt? Gerade jetzt, wenn die Zeit der Weihnachtsessen ansteht, dürfte Sie das vielleicht interessieren – oder zumindest zum Lachen bringen. Folgend eine kleine Auswahl an schrecklich spiessigen Knigge-Regeln für Firmenessen.

Niesen

Knigge: «Wenden Sie sich dabei ab! Besser noch Sie benutzen ein Taschentuch. Ansonsten die linke Hand. Mit der rechten geben Sie vielleicht später noch jemandem die Hand. Wer vorher reinniest, könnte genauso gut ins Essen spucken. „Gesundheit!“ wird nicht mehr gewünscht. Husten wird ja auch nicht kommentiert.»

Anm. d. Red.: Also für gewöhnlich waschen wir unsere Hände einfach nachdem wir reingerotzt haben.

Brot

Knigge: «Allein richtig ist, das Brot in mundgerechte Happen zu brechen, jedes Stück einzeln zu bestreichen und mit der linken (!) Hand zu essen.»

Anm. d. Redaktion: Es ist wirklich ganz, ganz wichtig, dass Sie das Brot mit der linken Hand essen. Echt jetzt! Sie könnten ja später noch jemandem mit der rechten die Hand geben.

Begrüssung

Knigge: «Hier zählt allein die Hierarchie. Allerdings sollten sich bei Empfängen immer diejenigen zuerst begrüssen und die Hand geben, die sich kennen – also nicht zwangsläufig der Dame zuerst! Danach stellt der Rangniedrigere seine Begleitung vor, was daraufhin der Ranghöhere ebenfalls mit seiner Begleitung macht. Jetzt sind alle mit einander bekannt und können sich gegenseitig die Hand geben. Nicht schütteln! Ein sanfter Druck von ein bis drei Sekunden reicht.»

Anmerkung der Redaktion: Wer gibt jetzt wem wann die Hand??? Wir sind verwirrt! Zu sehr bemühen wir uns nicht die linke Nies-Brot-Hand entgegenzustrecken.

Besteck

Knigge: «Die Lage des Essbestecks ist zugleich ein Code für das Servicepersonal. Die sogenannte 20-nach-8-Stellung (Gabel auf 8 Uhr, Messer auf 4 Uhr) sagt, dass Sie eine Pause machen; die 20-nach-4-Position (Messer und Gabel liegen parallel auf 4 Uhr) dagegen bedeutet: „Ich bin fertig“. Andere angebliche Codes gehören ins Reich der Mythen. Eine reale Regel, die jedoch kaum beachtet wird: Einmal aufgenommen, darf das Besteck die Tischdecke nicht mehr berühren.

Anm. d. Red.: Jeder, dessen Besteck die Tischdecke berührt muss einmal wie ein Huhn um den Tisch rennen!

Zahnstocher

Knigge: «Versuchen Sie bitte nicht Speisereste mit der Zunge aus den Zähnen zu lösen. Noch schlimmer: der Einsatz eines Zahnstochers bei Tisch. Da sowieso jeder weiß, was Sie hinter vorgehaltener Hand tun, sollten Sie dazu lieber die Toilette aufsuchen.»

Anm. d. Red.: Auch nicht mit dem Zahnstocher im Sackmesser?

Prosten

Knigge: «Bei fast jedem Fest, jedem Aperitif lassen Gäste gerne Gläser zusammenscheppern und sprechen ein Hoch aus. Ein schöner, alter Brauch – aber häufig unangebracht. Nur mit Wein, Champagner oder Sekt wird angestoßen, nicht aber mit Bier, Longdrink-, Milchkaffeegläsern oder gar Tassen. Vornehmer ist, das Glas lediglich anzuheben, sich zuzunicken und zuzuprosten. Und dabei immer Blickkontakt halten! (…) Vor einer Rede nicht ans Glas klopfen – unfein! Das gilt erst recht für übereifrige Tischnachbarn. Blickkontakte sind souveräner.»

Anm. d. Red.: Nicht Anstossen (nicht einmal mit Bier!), nicht die Gläser klingen lassen, nur Blickkontakte und Zunicken… Laaangweiliiig!

Espresso

Knigge: «Klingt banal, wird aber in besseren Kreisen gerne zum Fauxpas: Heisse Getränke, die in Tassen nach dem Essen gereicht werden, dürfen erst serviert werden, wenn alle Besteckteile (Messer, Gabel, Teller & co.) abgeräumt sind. Sektgläser bleiben ebenfalls unangetastet. Und bitte beim Trinken nie den kleinen Finger abspreizen – affektiert!»

Anm. d. Red.: Gott sei dank gilt das nicht für Schnaps!

Visitenkarte

Knigge: «Visitenkarten werden auf keinen Fall ungelesen weggesteckt. Besser: Drei Sekunden überfliegen und auf eventuell vorhandene Titel achten, die mündlich nicht vorgestellt wurden.»

Anm. d. Red.: Sorry, habe beim Zählen der drei Sekunden vergessen, was auf der Karte stand.

Treppengehen

Knigge: «Es war früher Usus, dass die Frau zuerst die Treppe hinaufgeht, damit der Mann sie bei einem Sturz auffangen konnte. Heute gilt dies nur noch bei schmalen Treppen. Sind die Stufen breit genug, gehen Mann und Frau nebeneinander.»

Anm. d. Red.: Damit er sie auffangen kann? Ja, ist klar! Dass man die Dame dabei unbemerkt von hinten begutachten kann ist einfach ein netter Nebeneffekt. Jedenfalls ist endlich das Geheimnis gelüftet, warum Männer schmale Treppen bevorzugen.