Die Marktindex-Autorin Sabine Simmen hat drei kleine Jungs im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren und schreibt hier regelmässig über ihren turbulenten Alltag.
„Meine Elea konnte schon krabbeln, da war sie gerade erst ein halbes Jahr alt“, erzählt Stefan stolz. „Nayla schläft jede Nacht bis 9 Uhr morgens durch. Und das seit sie drei Monate alt ist“, trumpft Jana auf. „Elin malt schon wie eine 5-jährige, dabei ist sie erst 4.5 Jahre alt“, sagt Monika glücklich. Nach und nach stimmen auch meine Arbeitskollegen Andrea, Raphael und Carine in den Chorus der stolzen Eltern ein. Lenny konnte schon früh jenes, Mio viel besser als alle anderen dieses und Julia ist sowieso die allerbeste in jenem. Ich will auch mitangeben! Also, was können meine Söhne denn gut-besser-am-besten?
So einiges! Beispiele gefällig?
- Eine schön aufgeräumte Wohnung in 10 Minuten so aussehen (und riechen!) zu lassen, als hätten darin zehn betrunkene Obdachlose eine dreitägige Party gefeiert.
- Jeden zweiten Tag Nasenbluten zu bekommen, dabei gefühlte 10 Liter Blut zu verlieren und dieses in einem Radius von drei Metern schön symmetrisch zu verspritzen.
- Mit einem halben (!) Weggli das Auto dermassen einzubröseln, dass man die Kinder danach förmlich ausgraben muss.
- 190 Gramm Brei so zu essen, dass sich danach 180 Gramm überall befinden, nur nicht in Babys Magen. Und danach die paar gegessenen Löffelchen Brei mit einem strahlenden Lächeln wieder auszukotzen.
Diese Heldentaten behalte ich aber lieber für mich, denn damit angeben kann ich leider nicht. Wobei: Ist es nicht sowieso ziemlich merkwürdig mit den Errungenschaften und gar mit der körperlichen Entwicklung seiner Kinder zu prahlen? Und dabei so zu tun, als hätte man als Elternteil massgeblich dazu beigetragen? Nach dem Motto: „Seht her, ich bin eine so bombastisch gute Mutter, dass meine Kind schon mit 10 Monaten laufen kann“.
Oder: „Ich habe mein Kind als Vater so sensationell gehegt und gepflegt, dass es schon mit vier Monaten seinen ersten Zahn bekommen hat“. Irgendwie totaler Unsinn, oder?
Denn während wir uns unter Erwachsenen mit den Taten unserer Kinder brüsten, benehmen wir uns in Tat und Wahrheit doch recht kindisch. Getreu dem Motto: „Mein Kind kann was, das deins nicht kann – ätschi bätsch!“. Wisst ihr was? Ab heute verweigere ich mich diesem wettbrüsten! Obwohl mein Mittlerer grottenschlecht schläft, mein Baby so mobil ist wie eine Schnecke auf Tranquilizer und ich auf den Zeichnungen meines Ältesten die Kühe nicht von der Sonne unterscheiden kann, bin ich trotzdem eine super Mutter. Denn dies definiere ich nicht über die Leistungen meiner Kinder, sondern über die Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung, die ich ihnen schenke. Punkt.
Aber halt, was macht denn mein Baby gerade? Es bewegt sich…kommt vorwärts…tatsächlich, es krabbelt!!! Schnell nachrechnen – mit Stichdatum von heute hat er sogar noch 2 Wochen vor der ach-so-super-entwickelten Elea damit begonnen! Ha, das reibe ich morgen im Büro grad als erstes Stefan unter die Nase. Ätschi bätsch!