Die Marktindex-Autorin Sabine Simmen hat drei kleine Jungs im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren und schreibt hier regelmässig über ihren turbulenten Alltag.
..denn gelobet seinen unsere Kinder
„I’m so happy, coz I have the most adorable toddlers in the world! Emily is sooooo beautiful!! She is the cutest little girl ever seen!!!!!”, schrieb mir Madison. Madison habe ich vor vielen Jahren in den Ferien in den USA kennengelernt und kürzlich auf Facebook wiedergefunden.
Mittlerweile ist sie Mutter von zwei Kindern. Und diese sind wohl etwas überdurchschnittlich gut herausgekommen. „And you HAVE to meet Jayden!! Jayden is sooooo smart! And with his big blue eyes unbelievable beautiful! Everyone is adoring him and you would too!” Ah ok. Und wie denn meine Kinder so seinen, fragt sie nach weiteren super vielen Superlativen und gefühlten 9 Milliarden Ausrufezeichen. Ähm, der Kleinste ist sehr pflegeleicht, aber zahnt gerade und schläft darum schlecht. Nummer zwei ist süss, aber war als Baby sehr anstrengend. Und der Älteste ist sehr kommunikativ und geht offen auf alle zu, aber nervt damit auch manchmal.
Was darauf von der sonst sehr tipp-schnellen Madison folgte, war ein verlegenes Schweigen, welches ich sogar durch unsere Facebook-Konversation geradezu körperlich spürte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann von ihr: „Sabine, I’m sure you are happy anyway. Take care and byebye. “ Bäm, in tha face! So fühlte es sich an! Du bist sicher TROTZDEM glücklich, schrieb mir doch tatsächlich diese foolish Ami-Tusse!
Pah, dumb-Madison mit ihrer Tochter! Supermodel Emily! Die sich in 20 Jahren aber sicher nicht auf ihre Schönheit verlassen, sondern stattdessen Medizin studieren und einen Impfstoff gegen Krebs, Aids und vorzeitiges Altern finden wird. Und ihr Sohn Jayden, eine Kreuzung aus Ryan Gosling und Einstein. Jayden, der wahrscheinlich mal Princess Charlotte von England heiraten und somit der erste britische Ami-König mit Nobelpreis wird. Und auf der anderen Seite meine drei Durchschnittskinder. Sie sind süss, aber nicht die Schönsten.
Kommunikativ, aber nervig. Pflegeleicht, aber phasenweise anstrengend. Hätte ich das blöde Wörtchen „aber“ nicht einfach weglassen können? Und genau so himmelhoch-jauchend von meinen Kindern schwärmen können, wie es stupid-Madison von ihren tat?
Das ist doch mal wieder typisch bescheiden-helvetisch! Wenn ich mich im Büro oder Kollegenkreis umhören, bin ich nämlich nicht die einzige mit „positiv-aber-negativ“ Kindern. „Leon schläft 13 Stunden durch, aber trägt mit seinen 3 Jahren und 2 Monaten noch immer Windeln.“ „Lia ist sehr folgsam, aber kann mit ihren 4 Jahren weder rechnen noch lesen. Geschweige denn Algera.“ „Noel kann super singen, aber seine Zeichnungen erinnern regelmässig an einen (asymetrischen, von einem Blinden gemalten) Rohrschachtest.“
Ich bin mir sicher: All unsere Kinder sind super und in irgendwas die Besten. Und genau so, sind alle in irgendetwas weniger gut. (Doch, silly-Madison, sicher auch deine!). Aber hier die Botschaft an alle anderen zwanghaft-bescheidenen, immer-alles-relativierenden Auch-Eltern: Machen wir es doch für einmal wie die Amis und betonten in Zukunft mehr das Positive unserer Kleinen! Gerne auch in super vielen Superlativen! Denn schliesslich sind unsere Kinder auch soooooooooo super!!!!!! Meistens zumindest. Und an weniger guten Tagen können wir immer noch TROTZDEM glücklich sein. Glücklich, dass wir unsere Kinder haben. Mit all ihren positiven und negativen Eigenschaften.