Wie vertr\u00e4gt sich deine Arbeit als Polizist mit deinem Hobby?<\/h3>\n
Super. Ich bin Quartierpolizist, der einen etwas anderen Arbeitsinhalt hat als ein Streifenpolizist, der Gefahren abwehren, Straftaten verhindern und Streitereien schlichten muss. Ich bin zu Fuss in der Alt- und Kleinstadt unterwegs, habe engen Kontakt mit der Bev\u00f6lkerung und jederzeit ein offenes Ohr f\u00fcr deren Anliegen und Bed\u00fcrfnisse. Das gef\u00e4llt mir an meiner Arbeit. Nur wenn ich an heissen Tagen an einer Beiz mit k\u00fchlem Bier vorbeilaufe und keines \u00abzwitschern\u00bb kann, kommt ein wenig Wehmut auf.<\/p>\n
Deine b\u00fcrgerliche Berufung sei deine T\u00e4tigkeit als Quartierpolizist sagt man, obwohl dieser Status eigentlich im Zug der Fusion zwischen Stadtpolizei und Kantonspolizei ab 2010 h\u00e4tte verschwinden sollen.<\/h3>\n
Das ist so, aber da sich die Quartiervereine und die Politik heftig dagegen wehrten, verzichte man darauf. Eine gute Entscheidung, denn nach meinem Daf\u00fcrhalten braucht es Polizisten, die mit der Bev\u00f6lkerung gut vernetzt sind. Die auf der Strasse ansprechbar sind und nicht vorbeifahren.\u00a0 Die Quartierpolizisten sind die Augen und Ohren der Bev\u00f6lkerung.<\/p>\n
Zu deinem Beruf als beliebter Quartierpolizist, erfolgreicher Hobby-Bierbrauer mit eigener Brauerei, Schriftsteller von drei Bierkrimis, bist du von der G\u00fc\u00fcgali-Zunft zu einem Luzerner Stadtoriginal erkoren worden. \u00dcberraschte dich das?<\/h3>\n
Ich habe mich sehr gefreut und finde es total l\u00e4ssig, dass gewisse spezielle \u00abSchr\u00e4gheiten\u00bb im Leben, mit Wohlwollen beachtet werden. Denn heute sind Originale Leute, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Bei Treffen mit meinen neuen, hochinteressanten Freunden sagte ich ihnen, dass ich noch ein junges Original sei. Wer weiss, ob ich im Alter oder nach einer \u00abAngew\u00f6hnungszeit\u00bb nicht auch einmal so interessant wie Emil Manser oder das Radio M\u00fcsli werde?<\/p>\n
Du hast dich auch als Diplom-Biersommelier ausbilden lassen. Wo und warum solch ein Aufwand?<\/h3>\n
Ich gebe zu, ich bin einer, der Leute zum Bier verf\u00fchren will. Es gibt so viele feine Biere und ich sehe den Diplom-Biersommelier als Botschafter der Biervielfalt. An den Sommelier-Kursen der Gastro Suisse lehrt man, unter vielen anderen Themen, die Rohstoffe von Bier und deren Eigenschaften kennen. Nach einem Upgrade bei Doemens in M\u00fcnchen durfte ich mich dann Diplom-Biersommelier nennen.<\/p>\n
Warum braust du dir dein eigenes Bier? Verdienst du bei der Polizei zu wenig, dass du Bier verkaufen musst?<\/h3>\n
Wenn ich nun sage, dass ich einen guten Lohn habe, kann das bei den n\u00e4chsten Sparmassnahmen des Kantons kritisch werden. Aber als Polizist darf ich nicht l\u00fcgen. Der Lohn ist gut und ist sicher nicht der Grund f\u00fcr die Entstehung der Brauerei. Wir unterst\u00fctzen auch mit dem Bier und dem Erl\u00f6s meiner B\u00fccher verschiedene karikative Projekte. Ich habe festgestellt, dass wenn es bei der Arbeit so richtig hektisch wurde, mich das Bierbrauen extrem entspannt. Heute bin ich froh, ein kleiner Player in der Luzerner Bierkultur zu sein und freue mich, wenn meine Kunden meine Biere gerne m\u00f6gen. Der finanzielle Aspekt steht hinten an, sonst m\u00fcsste ich Gesch\u00e4fts- und nicht Bierbewusster handeln. Brauen soll ein D\u00fcrfen sein und nicht zum M\u00fcssen werden.<\/p>\n
Wenn aus dem Feierabendbier Alkoholsucht wird. Was sagst du als Bierbrauer, wenn du mit solchen Aussagen konfrontiert w\u00fcrdest?<\/h3>\n
W\u00e4hrend meiner Ausbildung als Bier-Sommelier war auch die Alkoholsucht ein Thema. Ein Experte beschrieb, dass der Konsum von zwei Stangen beim Mann und eine bei der Frau pro Tag unbedenklich seien. Ich meine, dass wenn ich bloss ein Bier trinke, sp\u00fcre ich nichts vom Alkohol. Dann nehme ich das Bier als Genussmittel wahr. Wenn ich mich aber jeden Abend betrinken w\u00fcrde, brauchte ich die benebelnde Wirkung. Das ist bei allem so, nicht nur beim Bier. Nicht die H\u00e4ufigkeit, sondern die Menge macht die Sucht. S\u00fcchtig werden kann man bei allem. F\u00fcr mich ist das Feierabendbier schlichtweg ein Genuss. Auch merke ich, vor allem seit meiner Diplom-Biersommelier Ausbildung, wenn es genug ist und Wasser trinken angesagt ist.<\/p>\n
Wie gef\u00e4llt dem Brauer der Satz: Beginn den Tag mit einem Morgenbier?<\/h3>\n
In meinem ersten Buch steht der Satz: Beginn den Tag mit einem Getr\u00e4nk mit Schaum und beende ihn damit, aber der Kaffee sollte zuerst kommen. Ich selber sage; ich kann in meiner Freizeit in M\u00fcnchen auf dem Viktualienmarkt um 10.00 gen\u00fcsslich ein Bier trinken, zuhause aber lasse ich das bleiben. Selbst beim Brauen trinke ich h\u00f6chst selten ein Bier.<\/p>\n
Du bietest deinen Kunden Bier-Jahresabonnement f\u00fcr Fr. 250.\u2013 an. Wie funktioniert das?<\/h3>\n
Meine Kr\u00fcgelBier ProBIERer erhalten bis jetzt jeden Monat sechs Flaschen Bier, aus 16 verschiedene Biersorten, frei Haus geliefert. Da kommt die Vielfalt definitiv nicht zu kurz. Wobei ich hier an meine Grenzen gekommen bin und auf die aufwendige Hauslieferung verzichten und f\u00fcr meine Kunden eine andere L\u00f6sung suchen muss.<\/p>\n
Trotz deinen vielf\u00e4ltigen Interessen findest du auch noch Zeit Bier-Kriminalromane zu schreiben. Wo findest du die n\u00f6tige Zeit daf\u00fcr?<\/h3>\n
Schreiben war auch fr\u00fcher schon eine Passion von mir. Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, findet man immer Zeit daf\u00fcr. Meinen ersten Krimi habe ich einfach frisch von der Leber weg aufs Papier gebracht, mit allen Ecken und Kanten, mehr lustig als spannend. Aber halt typisch Kr\u00fcgel. Da er gut ankam, folgte gleich noch ein zweiter und ein dritter, ein Bier- und Fasnachtskrimi bei dem ich einiges mehr investierte, was sich allem Anschein nach gelohnt hat. Der vierte und sehr wahrscheinlich der Letzte ist in Arbeit. Er heisst \u00abAltbier\u00bb und da ich mein Pseudonym, Heinz-Hubert Humpen, 10 Jahre \u00e4lter geschrieben habe, geht er mit 62 in Pension und da passt der Titel perfekt.<\/p>\n
Warum hast du deine Brauerei Kr\u00fcgel getauft? Ein Kr\u00fcgel ist doch ein Weingef\u00e4ss.<\/h3>\n
Da t\u00e4uschst du dich. Ich bin von Natur aus ein wenig eitel und habe im Duden nachgeschaut, was mein Name bedeuten k\u00f6nnte. Und siehe da, der schlaue Duden sagt: das Kr\u00fcgel ist ein \u00f6sterreichisches Biertrinkgef\u00e4ss mit Henkel und darum heisst die Brauerei auch Kr\u00fcgel-Bier. Obwohl es ein \u00f6sterreichischer Begriff ist, war mir sofort klar, es muss etwas dahinterstecken, dass mir dieser Name in die Wiege gelegt wurde.<\/p>\n
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