«Stille Nacht, heilige Nacht!» – Gesungen in über 300 Sprachen und Dialekten

Entstehung und Verbreitung

«Es war am 24. Dezember des Jahres 1818, als der damalige Hilfspriester Herr Joseph Mohr bei der neu errichteten Pfarre St. Nicola in Oberndorf dem Organistendienst vertretenden Franz Gruber (damals zugleich auch Schullehrer in Arnsdorf) ein Gedicht überreichte, mit dem Ansuchen eine hierauf passende Melodie für 2 Solostimmen sammt Chor und für eine Guitarre-Begleitung schreiben zu wollen.»

Mit diesen Worten beschrieb Franz Xaver Gruber (Komponist des Liedes) die Entstehungsgeschichte des heute weltberühmten Weihnachtsliedes «Stille Nacht! Heilige Nacht!»

Vom Liedtext zum Weihnachtslied

Der Text von Stille Nacht wurde bereits 1816 von Joseph Mohr in Mariapfarr im Lungau in Form eines Gedichtes verfasst. Warum dieser Text zwei Jahre später in ein Weihnachtslied umgewandelt wurde, darüber lässt sich nur spekulieren. Eine Legende geht davon aus, dass die Orgel der Kirche in Oberndorf bei Salzburg wegen ihres schlechten Zustandes nicht mehr bespielbar war. Deswegen hätten die beiden Schöpfer für den Heiligen Abend ein Lied für Tenor, Sopran und Chor geschrieben, das schliesslich in der St. Nikolaus Kirche in Oberndorf bei Salzburg uraufgeführt wurde.

Die Verbreitung des Liedes

Das Lied «Stille Nacht!» wurde vor allem im Umfeld der Wirkungsstätten von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber aufgeführt, wobei sie vorerst nicht als Schöpfer erwähnt wurden. In ein Salzburger Kirchenliederbuch wurde das Lied erstmals im Jahr 1866 aufgenommen. Noch zuvor verbreiteten die Familien Rainer und Strasser das Weihnachtslied über das Tiroler Zillertal (1819) nach Leipzig (1832) und New York (1839). Katholische und protestantische Missionare überlieferten das Lied zur Jahrhundertwende in alle Kontinente. Heute sind  mehr als 300 Übersetzungen in sämtlichen Sprachen und Dialekten bekannt.

Historischer Hintergrund

Die Entstehung von «Stille Nacht!» fiel in eine sehr schwere Zeit. Die Napoleonischen Kriege waren zu Ende gegangen und Europa hatte auf dem Wiener Kongress eine Neuordnung erfahren. Im Zuge dieser Ereignisse erfuhr das geistliche Fürstentum Salzburg, das seine Selbständigkeit verloren hatte, seine Säkularisierung. Ein Teil Salzburgs kam 1816 zu Bayern und der grössere Teil zu Österreich. Der Uraufführungsort von «Stille Nacht!», Oberndorf b. Salzburg, wurde von seinem Stadtzentrum in Laufen getrennt (heute Bayern, Bundesrepublik Deutschland), da die Salzach zur Staatsgrenze wurde. Der Fluss bildete durch den Salztransport über Jahrhunderte die Grundlage für den Wohlstand in Laufen/Oberndorf. Schifffahrt, Schiffer, Schiffbauer und damit der ganze Ort gingen unsicheren Zeiten entgegen. In dieser Phase kam Mohr nach Oberndorf und blieb zwischen 1817 und 1819.

Sein voriger Dienstort Mariapfarr (1815–1817) hatte unter dem Abzug der bayerischen Besatzungstruppen zu leiden gehabt. Gerade aus diesen Zeitumständen heraus bekommt der Text der vierten Strophe von «Stille Nacht!» besondere Bedeutung. Diese drückt grosse Friedenssehnsucht aus.