Vom phantastischen Lichterfest bis zum opulenten Zwölf-Gänge-Menü

Das Weihnachtsfest in der Schweiz unterscheidet sich von Weihnachten in anderen mitteleuropäischen Ländern nur geringfügig. Am 24. Dezember wird der Weihnachtsbaum geschmückt, am Abend gibt es Geschenke und um Mitternacht besuchen viele Familien den Gottesdienst. Kulinarisch begleitet wird das Fest in der Westschweiz vom Truthahn, während im Tessin der Panettone keinesfalls fehlen darf. Zu den Spitzenrennern der Schweizer Festtagsgerichte zählt jedoch das Fondue Chinoise. Guetzli wie Spitzbuben, Brunsli, Zimtsterne oder Mailänderli verwöhnen als Weihnachtsgebäck mit Süssem. Doch wie feiern die Menschen rund um den Globus das Weihnachtsfest?

Gigantisches Laternenfest auf den Philippinen

Einer der beeindruckendsten Weihnachtsbräuche findet jeden Samstag vor Heiligabend auf den Philippinen statt: das Giant Lantern Festival oder auf Philippinisch «Ligligan Parul Sampernandu». Die Bewohner aus elf Dörfern ziehen mit Laternen mit einem Durchmesser von bis zu sechs Metern durch die Stadt. Diese von Glühbirnen erleuchteten Kunstwerke erstrahlen in einem faszinierenden Kaleidoskop aus farbenfrohen Mustern. Überdies übertreffen die Philippinen den Rest der Welt mit der Länge ihrer Weihnachtszeit. Sie beginnt bereits am 16. Dezember. Bis zum 24. Dezember findet jede Nacht um 3.00 Uhr morgens ein Gottesdienst statt. Allerdings ist das Ende von Weihnachten noch nicht in Sicht. Daher ist am 28. Dezember vorerst «Niños inocentes». An diesem Feiertag spielen sich die Philippiner so manchen Streich. Erst der Dreikönigstag bildet das offizielle Ende der Weihnachtszeit.

Luciafest in Schweden

In Schweden beginnt die Weihnachtszeit mit dem 13. Dezember. Dieser Tag war vor Einführung des gregorianischen Kalenders der Tag der Wintersonnenwende. An diesem Tag ist es Tradition, dass sich die älteste Tochter der Familie als «heilige Lucia» verkleidet. Dafür trägt sie ein weisses Kleid und eine mit Kerzen bestückte Krone. Als heilige Lucia serviert die Tochter der Familie traditionelle Speisen wie Safranbrot und Pfefferkuchen und Glühwein als Getränk.

Kids are handling candles in the traditionall dresses. Celebration of Lucia day in Sweden

Russland erwartet Väterchen Frost

In Russland warten die Kinder am 6. Januar auf Väterchen Frost. Begleitet von seiner Enkelin, bringt er den Kindern die Geschenke. Allerdings beginnen die Weihnachtsfeierlichkeiten erst in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar. Denn erst dann endet die 40-tägige Fastenzeit, die mit Kutjá, einem süssen Brei, gefeiert wird. Nach diesem Essen besucht die Familie den mehrstündigen Gottesdienst und die Lichterprozession. Bis dahin ist der 7. Januar ins Land gezogen und es wird Zeit für das mehrgängige Festessen aus verschiedensten russischen Spezialitäten. In vielen Familien wird ein Zwölf-Gänge-Menü serviert, bei dem jeder Gang einen der zwölf Apostel symbolisiert.

Die Menschen in der Ukraine bedecken in Erinnerung an den Stall von Bethlehem den Boden des Esszimmers mit Heu. Wobei es heute eher üblich ist, das Heu unter die Tischdecke auf den Esstisch zu legen. Hier befindet sich auch frischer Knoblauch, dessen einzelne Zehen für den Zusammenhalt der Familie stehen. Eine weitere Tradition ist das Dekorieren der Weihnachtsbäume mit feinsten Ornamenten, die wie Spinnweben aussehen und Glück bringen sollen.

Kurioser Weihnachtsbrauch in Japan

Einen starken Kontrast zu Russland mit seinen traditionellen Weihnachtsgerichten finden Sie in Japan, wo nur der 23. Dezember ein offizieller Feiertag ist. Denn hier sind frittierte Hähnchenteile seit den 1970er-Jahren Tradition. Im Idealfall stammt das Weihnachtsmenü sogar von der US-Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken, die jedes Jahr das Festmenü der Japaner auf ihrer Website präsentiert. Ursprung dieser kuriosen Tradition ist eine Werbekampagne der Fast-Food-Kette aus dem Jahr 1974. Allerdings erhielt Weihnachten in Japan noch nie besondere Aufmerksamkeit und definiert sich vorwiegend durch wenige weltliche Traditionen wie Lichterketten und Geschenke. Und frittierte Hähnchenteile.

13 Trolle treiben in Island ihr Unwesen

Auch in Island beginnt die weihnachtliche Tradition bereits 13 Tage vor Weihnachten. 13 schelmische Trolle, die Jólasveinar, statten den Familien in jeder der 13 Nächte ihren Besuch ab. Für diese Besuche stellen die Kinder ihre Schuhe ins Fenster. Allerdings finden nur brave Kinder am nächsten Morgen ein Geschenk. War ein Kind unartig, liegt eine faule Kartoffel in seinem Schuh. Die isländischen Trolle sind jedoch eher gutmütige Gesellen und finden an harmlosen Streichen ihren Spass. Nicht umsonst tragen sie Namen wie Kertasníkir (Kerzenschnorrer), Pottaskefill (Töpfekratzer), Stekkjastaur (Schafschreck), Skyrgámur (Quarkfresser), Þvörusleikir (Kellenlecker), Hurðaskellir (Türenknaller), Gluggagægir (Fenstergucker), Bjúgnakrækir (Würstchenklauer) oder Askasleikir (Suppenschlürfer).

Besen und Mopp sind in Norwegen am Weihnachtsabend tabu

In Norwegen sorgt der Aberglaube für eine ausgefallene Tradition. Denn an Weihnachten verstecken die Norweger alle Besen und Wischmopps. Immerhin kehren in dieser Nacht die bösen Geister auf die Erde zurück. Um zu verhindern, dass die Geister auf den Besen eine Spritztour über den Weihnachtshimmel unternehmen, verstecken die Norweger ihre Besen und Wischmopps.

Besondere Traditionen aus Griechenland

Am Neujahrstag erhalten griechische Kinder offiziell ihre Geschenke. Den Abschluss der Weihnachtszeit bildet der 6. Januar. An diesem Tag wandern Priester von Haus zu Haus und zu den Gewässern und segnen sie, um so die bösen Geister zu vertreiben. Dann ziehen die Menschen zu einem nahe gelegenen See oder Fluss und der älteste Priester wirft ein Holzkreuz ins Wasser. Nun liegt es an den Männern, das Kreuz vor den Fluten zu retten. Derjenige, dem es gelingt, wird während des ganzen Jahres als mutigster Mann gefeiert.

Der Leitstern von Polen

Ein besonders netter Brauch ist das Warten auf den Leitstern am polnischen Weihnachtshimmel. Die Menschen in Polen gehen davon aus, dass die Sterne die Zeit für das Öffnen der Geschenke bestimmen. Daher beobachtet das jüngste Kind der Familie den Sternenhimmel. Sobald in der Abenddämmerung der erste Stern erscheint, dürfen alle mit dem Auspacken der Geschenke beginnen.

In diesem Sinne: Pflegen Sie Ihre traditionellen Weihnachtsbräuche oder übernehmen Sie Bräuche der Menschen anderer Länder, an denen Sie Gefallen finden. Bereichern Sie auf diese Weise die Familien-Tradition am Weihnachtsabend individuell nach Ihren Vorstellungen.