Träume und Traumsymbole faszinieren die Menschen seit Tausenden von Jahren

Sie denken, dass Sie nie träumen? Dann gehören Sie lediglich zu jenen Menschen, die sich nicht an ihre Träume erinnern können: Wir alle träumen nämlich jede Nacht. Immer wieder beschäftigen sich Wissenschaftler mit diesem Thema. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass es zwei Arten von Schlafphasen gibt, zwischen denen wir jede Nacht mehrmals wechseln. Und diese entscheiden, ob wir uns nach dem Aufwachen an unseren Traum erinnern oder nicht.

Die Schlafphasen und ihre Auswirkung auf unsere Träume

  • Die REM-Schlafphase
    Der Begriff ist abgeleitet von rapid eye movement (schnelle Augenbewegungen). Diese Schlafphase ist geprägt von Muskelzuckungen in Körper und Gesicht, die Atmung ist leicht unregelmässig, der Blutdruck etwas höher und die Augäpfel bewegen sich unter den Lidern.
  • Die NREM-Schlafphase
    Das ist die non rapid eye movement Phase: Der Schlaf ist ruhiger, die Atmung regelmässig, es kommen keine schnelle Bewegungen der Augäpfel und kaum Körperbewegungen vor.

Jeder Mensch wechselt während des Nachtschlafes mehrfach zwischen diesen beiden Phasen, wobei jede ca. 90 Minuten dauert. Normalerweise wird gegen Morgen die REM-Phase etwas länger und die NREM-Phase entsprechend kürzer. Und das hat Auswirkung auf die Erinnerung an unsere Träume: Wer während des NREM-Schlafes aufwacht oder aufgeweckt wird, kann sich praktisch nie an einen Traum erinnern, während die Menschen, die aus dem REM-Schlaf aufwachen, selbst von Farben, Geräuschen und Gerüchen aus ihrem Traum berichten können.

Träume wurden schon vor Tausenden von Jahren als etwas Mystisches betrachtet

Schon in der Antike wurde die Deutung der Träume für Prophezeiungen genutzt. Die Traumdeutung ist weltweit als Oneiromantie bekannt, abgeleitet von Oneiros, dem griechischen Wort für Traum. Sowohl aus dem alten Ägypten, wie auch aus Mesopotamien sind Aufzeichnungen, die sich mit der Traumdeutung befassten, erhalten geblieben. Auch die alten Römer und Griechen widmeten sich ausführlich den Träumen und ihren Symbolen. Schon 140 v. Chr. verfasste der Grieche Artemidorus von Daldi die Oneirocritica und erwähnte darin, dass die Träume wohl hauptsächlich dazu dienen, mittels symbolischer Bilder zur Wahrheit zu verhelfen. Bis ins 19. Jahrhundert war die Oneirocritica dank ihrer umfangreichen Sammlung von Deutungen eines der wichtigsten Traumdeutungsbücher. Das bekannteste aller Bücher beschreibt ebenfalls Träume und geht im Detail auf deren Bedeutung ein: nämlich die Bibel. So ist Jakobs Traum von einer Leiter, die die Erde mit dem Himmelreich verbindet wohl der berühmteste Traum aller Zeiten. Prophetische Träume haben die Menschen seit eh und je beschäftigt. Julius Cäsar beispielsweise wurde 49 v. Chr. von einem intensiven Traum so sehr beeinflusst, dass er nach Italien ging und damit einen Bürgerkrieg auslöste. Auch Napoleon soll Traumbotschaften für die Planung seiner erfolgreichen Militäraktionen genutzt haben. Berühmte Erfinder, wie James Watt, bekamen das nötige Wissen für ihre Entdeckungen im Traum übermittelt.

Traumsymbole und die Bedeutung für Psychoanalyse und Psychologie

Bis heute nutzen Psychoanalytiker und Psychologen Traumsymbole für ihre Arbeit. Ende des 19. Jahrhunderts stellte Sigmund Freud (1856 – 1939) die Traumdeutung auf den Kopf. Als Begründer der Psychoanalyse war er überzeugt, dass Träume stets im Unterbewusstsein verborgene Wünsche und Fantasien seien. Traumsymbole würden uns Zugang zu diesen verschaffen. Er vertrat die Meinung, dass der Grossteil der Träume durch sexuelle Unterdrückung ausgelöst wird und Gegenstände, die im Traum auftauchen, eine sexuelle Nebenbedeutung haben. Der Psychologe Carl Gustav Jung (1875-1961) war mit der Traumdeutung Freuds gar nicht einverstanden. Seiner Überzeugung nach, kann es keine allgemeingültige Theorie für die Erklärung der Traumsymbole geben, stattdessen müsse die Persönlichkeit der träumenden Person bei der Deutung mitberücksichtigt werden. Er war der Auffassung, dass das Unterbewusstsein in den Träumen versucht, das Alltagsgeschehen zu verarbeiten und das Traumerlebnis oft im Gegensatz zur wirklichen Persönlichkeit des Menschen steht. Er erkannte aber auch prophetische Träume an und hielt Träume für möglich, in denen Freunde und Familienmitglieder telepathisch Botschaften austauschen.

Wie kann ich selber meine Träume deuten?

Nach dem Erwachen lösen sich die Details der Träume meistens rasch auf. Wenn Sie sich intensiv mit ihrer Traumwelt befassen möchten, ist es wichtig, dass Sie gleich nach dem Aufwachen die Einzelheiten so ausführlich wie möglich notieren. Am besten legen Sie Papier und Stift neben das Bett und schreiben das Wichtigste noch vor dem Aufstehen auf. Mit der Zeit lernen Sie zu unterscheiden, welche Symbole oder Handlungen tatsächlich aus Ihrem Unterbewusstsein stammen und welche durch äussere Ursachen provoziert werden. So können sowohl Tagesereignisse als auch Geräusche oder körperliche Beschwerden in das Traumgeschehen aufgenommen werden: Es macht keinen Sinn, Träume, die voller Details aus einer aktuellen Alltagssituation stammen, deuten zu wollen.

Welchen Nutzen hat die Traumdeutung für uns?

Einerseits macht die spielerische Beschäftigung mit den Traumsymbolen Spass. Es sind viele Bücher zu diesem Thema im Handel und auch im Internet findet man jede Menge mehr oder weniger gute Seiten, die sich der Traumdeutung widmen. Träume bieten Ihnen eine Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen und sich Ihre Wünsche zu verdeutlichen. Oft jedoch interpretieren wir in eigene Träume etwas hinein, was ein Therapeut ganz anders deuten würde.

Träume mit einem Psychologen analysieren

Wenn Sie über einen längeren Zeitraum immer wieder das Gleiche oder in einer schwierigen Lebensphase intensiv und symbolreich träumen, kann es hilfreich sein, das Traumgeschehen mit einer Fachperson anzuschauen und mit therapeutischer Hilfe zu analysieren.

Text: Sabine Itting