Nichts wird weltweit so viel getrunken wie Tee. Er hat eine uralte Geschichte und ist doch immer noch voll im Trend. Kein Wunder: Tee schmeckt und tut gut und ist super gesund. Botanisch gesehen, stammen eigentlich nur Grün- und Schwarztee von der Teepflanze ab. Wir bezeichnen jedoch alle Aufgüsse aus Früchten, Kräutern und Blüten als Tee, lieben den Geschmack und schätzen seine wohltuende und heilende Wirkung.

Ist Tee wirklich «very british»?

Tee wird gerne mit den Engländern in Verbindung gebracht. Erfunden haben ihn die Briten aber gewiss nicht: In den kühlen Lagen Grossbritanniens ist eine Aufzucht der Teepflanze gar nicht möglich. Diese wächst und gedeiht im halbtropischen Klima des Äquators, wo sie sich bis zu einer Höhe von 2500 m wohlfühlt. 1823 soll aber ein Schotte während eines Jagdausfluges in den indischen Regenwäldern irgendwo in der Region zwischen Burma und Assam wild wachsende Teesträucher gefunden haben. Er war davon so begeistert, dass er dort begann, Tee zu kultivieren. Ob diese Geschichte so stimmt? Wir wissen es nicht mit Sicherheit. Nachgewiesen ist allerdings, dass es heute über 7000 Teeplantagen in Indien gibt.

Andere Länder, andere Sitten

Tee ist nicht einfach nur ein Getränk oder ein Heilmittel. In vielen Regionen rund um den Globus gehört er seit Ewigkeiten als fester Bestandteil zur dortigen Kultur. Manche Nationen kennen feste Rituale, mit denen sie den Teegenuss zelebrieren. Schauen wir noch einmal zu den Briten: Für viele Engländer ist der tägliche 5-Uhr-Tee Tradition. Dabei heisst es: «milk first»: Zuerst giessen sie frische Milch in die Tasse, danach erst starken Tee. Dazu werden gern Tea-Scones gereicht, typische englische Guetzli. Egal, auf welchem Kontinent man unterwegs ist: Tee gibt es überall. In China zum Beispiel ist ein Leben ohne Tee unvorstellbar, er gehört zu jeder Mahlzeit dazu und wird auch sonst bei jeder Gelegenheit getrunken.

Gut zu wissen: So wird Tee perfekt zubereitet

Da scheiden sich die Geister: Wie der perfekte Tee zubereitet wird, darüber gibt es viele Ansichten. Eines gilt aber grundsätzlich: Die Qualität des Wassers ist entscheidend für den Geschmack des Tees. Wann immer möglich, sollte weiches Wasser verwendet werden. Teekenner bevorzugen stilles Wasser. Für Schwarztee wird pro Tasse ein gehäufter Teelöffel gerechnet, für Grüntee ein gestrichener. Übrigens wird grüner Tee nur mit ca. 70 Grad warmem Wasser aufgegossen. Wie lange der Tee zieht, ist entscheidend für den Geschmack und die Wirkung.

Schwarzer Tee, der nur 2 bis 3 Minuten zieht, wirkt anregend und hat ein mildes Aroma, nach ca. 5 Minuten setzen sich die Gerbstoffe frei. Diese haben eine beruhigende Wirkung. Grüner sollte nur ganz kurz ziehen, 1 bis 2 Minuten genügen. Die Grüntee-Blätter können übrigens noch für bis zu drei weiteren Aufgüssen verwendet werden. Heiltees aus Kräutern und Früchten entfalten ihre wohltuende Wirkung erst nach 8 bis 10 Minuten. Für alle Teesorten gilt: Frisch aufgebrüht schmecken sie am besten. Wird Tee länger, zum Beispiel in einer Thermoskanne, warm gehalten, schwindet sein Aroma.

3 Teesorten im Dauertrend

Einige Teesorten, die den Weg zu uns fanden, wurden erst einmal in die Esoterik-Ecke gesteckt. Tatsächlich konnten man sie gegen Ende des letzten Jahrtausends vor allem in alternativen Buchläden neben Weihrauchstäbchen und Buddha Figuren finden. Heute werden sie nicht nur in Reformhäusern, sondern auch in Supermärkten angeboten. Teetrinken ist „in“ und diese drei Sorten sind es nach wie vor ganz besonders:

  • Rooibostee stammt aus Südafrika, wo er aus den Nadeln des gleichnamigen Strauches gewonnen wird. Obwohl er koffeinfrei ist, hat er eine belebende Wirkung. Diese verdankt er dem sekundären Pflanzenstoff Quercetin, welcher das Glückshormon Serotonin unterstützt. Er ist also ein richtiger «Gute-Laune-Tee».
  • Mate-Tee, dieses Kultgetränk, fand seinen Weg aus Südamerika zu uns. Dort wächst das „grüne Gold der Inkas“ als Stechpalme vor allem im Süden Brasiliens, in Paraguay und Argentinien. Der Name hat nichts mit der Pflanze zu tun, sondern stammt von dem ursprünglichen Trinkgefäss, aus dem er früher genossen wurde. Der leicht nach frischem Holz duftende Tee hat ein süss-säuerliches, dezent rauchiges Aroma. Er enthält Koffein, wodurch er anregend wirkt, im Gegensatz zu Kaffee aber selbst in grösseren Mengen nicht unruhig macht. Eine seiner Eigenschaften schätzen wir besonders: Mate-Tee ist das ideale Getränk während einer Diät, er dämpft nämlich das Hungergefühl!
  • Grüner Tee hat ebenfalls längst die Herzen der Schweizer Teeliebhaber erobert. Da er in vielen verschiedenen Regionen Asiens angebaut wird, gibt es nicht nur einen Grüntee, sondern ganz unterschiedliche Sorten. Bei uns lässt sich meist Grüner Tee aus China finden. Japan, zum Beispiel, welches ebenfalls grosse Mengen anbaut, exportiert nur sehr wenig und geniesst seinen Tee lieber selber.

Die Heilkraft des Tees

Dass Tee heilende Wirkung hat, ist bei allen Völkern seit vielen Generationen bekannt. Auch wir nutzen die Heilkräfte verschiedener Kräuter wie Kamille, Pfefferminze, Thymian oder Salbei ganz selbstverständlich. In den letzten Jahren nahm das Interesse an Heilpflanzen stark zu, und so wurden auch längst vergessene Teesorten und -mischungen wiederentdeckt. Viele Kräuter können selbst gesammelt und frisch oder getrocknet verwendet werden. Einige typische einheimische Pflanzen, die als Heiltee verwendet werden können, stellen wir abschliessend vor:

  • Brennnesseln können bei Gicht und rheumatischen Erkrankungen helfen. Sie wirken harntreibend, weshalb Brennnesseltee eine gute Wahl bei Blasenbeschwerden ist.
  • Huflattich wirkt gegen Husten und kann allgemein bei Erkältungen als Tee getrunken werden.
  • Lindenblüten sind aufgrund ihrer schweisstreibenden Eigenschaft eine gute Wahl bei Erkältungen und Infektionen.
  • Schafgarbenblüten helfen bei Verdauungsbeschwerden und regen den Appetit an.
  • Lavendel beruhigt, lindert Gallenbeschwerden und kann bei Durchfall helfen.
  • Kamille ist eine der beliebtesten einheimischen Heilpflanzen. Als Tee wirkt sie gegen Entzündungen, lindert Erkältungsbeschwerden und hat positive Wirkungen auf den gesamten Verdauungstrakt.
  • Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend und beruhigend.

Da die Nachfrage nach einheimischen Heilkräutern gross ist, gibt es inzwischen in manchen Regionen geführte Kräuterwanderungen, die viel Wissen vermitteln. Dabei lernt man nicht nur die einzelnen Pflanzen (er)kennen, sondern erfährt auch, welche Arten gegen welche Beschwerden helfen, wie Kräuter miteinander kombiniert werden können und wie man sie richtig anwendet.

Text Sabine Itting