Der Spitzwegerich – wertvoll in Küche und Naturheilkunde

Er ist auf Wiesen, brachliegenden Äckern und auf Weiden anzutreffen: Der Spitzwegerich, auch als Wegetritt bekannt. Es ist eine dauerhafte Pflanze, die durch ihre lanzettförmigen Blätter mit den deutlich sichtbaren Blattadern auf den Unterseiten, leicht zu bestimmen ist. Die Blätter sind rosettenförmig angeordnet. Die Stängel mit den kurzen Blütenähren wachsen aus deren Mitte. Spitzwegerich gedeiht bis zu einer Höhe von 1900 m.

Der Spitzwegerich und seine Geschichte

Da der Spitzwegerich enorm weit verbreitet ist, wurde seine Heilkraft bereits in der Antike entdeckt und genutzt. Er ist keine seltene, doch eine äusserst vielseitige und wirksame Heilpflanze. Aus Überlieferungen weiss man, dass seine Heilkraft bereits von den alten Germanen gelobt wurde. Auch Paracelsus, der Ende des 15. Jahrhunderts bei Einsiedeln im Kanton Schwyz geborene Arzt, Philosoph und Astrologe, lobte seine gesundheitsfördernde Wirkung. Pflanzenreste, die bei verschiedenen Ausgrabungen entdeckt wurden, legen Zeugnis darüber ab, dass der Spitzwegerich seit Jahrhunderten in vielen Regionen für Heilzwecke genutzt wurde. Inzwischen hat man seine Inhaltsstoffe analysiert und seine Wirkung anerkannt. Nicht umsonst wurde der Spitzwegerich 2004 als Heilpflanze des Jahres gekürt.

Der Spitzwegerich in der Küche

Allzu oft wird der Spitzwegerich als Unkraut einfach ausgerissen und entsorgt. Damit er künftig mehr Wertschätzung erfährt, soll neben seiner Heilkraft auch erwähnt werden, wie er unsere Speisezettel bereichert. Die gesunde Pflanze bringt nämlich gesunde Abwechslung in die Küche!

Die Blätter des Spitzwegerichs sind vom Frühjahr bis zum Frühsommer besonders aromatisch. Für den Verzehr werden vor allem die jungen Blättchen in der Mitte der Rosette empfohlen. Sie können für Salate verwendet oder auf verschiedene Arten zubereitet werden:

  • Spitzwegerichblätter kann man wie Spinat kochen.
  • Junge Blätter verfeinern gehackt Frischkäse, Quark oder Kräuterbutter.
  • Sie schmecken als Belag auf einem Butterbrot und
  • können auch für grüne Smoothies verwendet werden.

Als Delikatesse gelten die jungen Blütenknospen des Spitzwegerichs. Sie schmecken roh sehr fein, zum Beispiel in Salaten. Auch in etwas Öl gedünstet oder in Essig eingelegt sind sie sehr lecker. Liebhaber von Wildgemüse ernten in Herbst und Winter die Wurzeln der Pflanze. Sie sind recht zart und lassen sich leicht zerkleinern. Ihre Zubereitungsmöglichkeiten sind vielfältig:

  • Die Wurzel kann wie Gemüse, am besten zusammen mit anderen Gemüsesorten, gekocht oder gedünstet werden.
  • Sie eignet sich als Füllung für Teigwaren und Strudel.

Der Spitzwegerich als Heilpflanze

Spitzwegerich enthält reichlich Schleimstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Kalium, Zink, Kieselsäure und die Vitamine B und C. Dadurch wirkt er schleimlösend, entkrampfend, entspannend und blutstillend. Er lindert Entzündungen, Schwellungen, Insektenstiche und Verbrennungen. Ausserdem hat der Spitzwegerich eine leicht antibakterielle Wirkung. Seine Heilwirkung entfaltet er sowohl bei innerlicher wie auch äusserlicher Anwendung.

Empfohlene Anwendungsmöglichkeiten:

  • Aus frischem oder getrocknetem Spitzwegerich lässt sich ein wohltuender Tee bereiten. 3-mal täglich getrunken, bekämpft dieser Halsentzündungen und kann auch bei Magenentzündungen und Erkrankungen der Harnwege Linderung bringen.
  • Spitzwegerichtee mit Honig ist ein wirksames Mittel bei Husten und Halsschmerzen.
  • Saft, aus den frischen Blättern gewonnen, kann bei Durchfall, Blasenentzündung und Erkrankungen der Atemwege helfen.
  • Frische, zerriebene Blätter stoppen den Juckreiz bei Insektenstichen und lassen kleine Wunden schneller heilen.

Ein Hinweis: Beim Trocknen der Blätter des Spitzwegerichs können wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Sie sollten auf keinen Fall feucht gelagert werden, sondern möglichst an einem luftigen Ort schnell trocknen. Verfärben sich die Blätter bräunlich, vermindert das die Wirkung der Heilpflanze.

Spitzwegerich bei Verbrennung – ein Erfahrungsbericht

Ich hatte mir vorgestern am Osterfeuer zwei Finger verbrannt. Glücklicherweise war ein Bach in der Nähe, in welchem ich die Hand sofort kühlen konnte. Trotzdem begannen die Fingerkuppen von Zeigefinger und Daumen zu pulsieren und es bildeten sich mehrere Blasen. Ich befürchtete einerseits, dass mir der Tag nun durch Schmerzen verdorben wird, anderseits, dass ich die nächsten Tage Schwierigkeiten beim Arbeiten haben werden: Als Texterin brauche ich natürlich alle 10 Finger. Meine Kollegen sammelten fleissig für mich Spitzwegerich, den ich zerrieb und auf die Brandblasen legte. Dort blieb er mit einem Tuch abgedeckt liegen und wurde ca. alle Viertelstunde erneuert. Am Abend waren die Blasen verschwunden und nur noch dunklere Flecken zu sehen. Schmerzen hatte ich gar keine. Gestern sah man noch ganz wenig von der Verletzung, gespürt hatte ich nichts mehr davon – heute ist alles verschwunden.

Ich kann jetzt sehr gut verstehen, warum die Volksmedizin den Spitzwegerich als Notfallkraut bezeichnet!

Ein Tipp: Der Verwandte des Spitzwegerichs, der Breitwegerich, soll ein erstklassiges Mittel sein, wenn sich beim Wandern Blasen bilden: Dann hilft, darauf schwören viele Wanderer, ein frisches, in die Socken gelegtes, Breitwegerichblatt.

Text: Sabine Itting