Hightech-Hörgeräte – Was können sie und wem helfen sie?

Heutige Hörgeräte sind immer mehr Hightech-Hörsysteme, welche nebst ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich schwerhörigen Personen wieder zu ermöglichen, besser zu hören und zu verstehen, auch noch andere technische Fähigkeiten besitzen.

Funkverbindung in Hörgeräten gibt es schon relativ lange. Vor allem in der Versorgung von schwerhörigen Kindern werden Funksysteme für den Schulunterricht sehr erfolgreich eingesetzt. Die Lehrperson trägt ein Mikrofon und einen Sender und das schwerhörige Kind hat einen sehr kleinen Empfänger auf dem Hörgerät aufgesteckt, welcher ihm das Sprachsignal der Lehrperson direkt übers Hörgerät, klar und im richtigen Masse verstärkt in beide Ohren liefert, egal in welche Richtung die Lehrperson gerade spricht und wo sie sich im Klassenzimmer befindet. Der Fachbegriff hierfür heisst «Mund-nahe Besprechung». Dieser Begriff beschreibt den Effekt, dass das Hörsystem genau das Signal des Mikrofons, welches nur wenige Zentimeter vom Mund des Sprechers entfernt ist, in die Ohren des entsprechenden Kindes liefert.

Hierzu verwendete man anfänglich analoge FM (Frequenzmodulation) Übertragung und später dann digital codierte FM-Übertragung im 2.4 GHz Bereich. Warum gerade diese Frequenz? Der Grund hierfür ist, dass diese Frequenz weltweit für codierte Kommunikation freigegeben ist. Das sicherlich berühmteste Beispiel hierfür ist «Bluetooth». Aber auch bei Bluetooth gibt es mehrere Codierungen oder Protokolle, wie man dies auch nennt. Das «Bluetooth handsfree» Protokoll kennt jeder, der schon einmal sein Natel mit einem drahtlosen Kopfhörer oder der Freisprechanlage im Auto verbunden hat. Nicht ganz so bekannt, jedoch ebenfalls sehr wichtig, ist das «Bluetooth A2DP» Protokoll, welches zum Streamen von Musik verwendet wird.

Nun was hat das mit heutigen Hörsystemen zu tun?

Lange Zeit ging man davon aus, dass «Bluetooth» für Hörgeräte nicht einsetzbar sein wird. Der Grund hierfür ist der relativ hohe Stromkonsum und die zu grosse Latenzzeit (Verzögerung) bisheriger Bluetooth-Protokolle.

Solange man die sprechende Person nicht sieht (z.B. Natel) spielt die Latenz keine grosse Rolle. Beim Fernsehen jedoch stört eine Verzögerung des Signals. Sobald ein Signal nicht mehr Lippen-synchron ist, behindert es sogar die Verständlichkeit.

Dasselbe gilt natürlich auch bei Vorlesungen und Life-Präsentationen.

Die neusten Hörsysteme können jetzt aber «Bluetooth» und dies ermöglicht zum Beispiel das Telefonieren über die Hörsysteme. Bei einigen Hörgerätemarken geht dies sogar, ohne dass man das Natel hervorholen muss. Es muss lediglich in «Bluetooth»-Distanz zu den Hörgeräten sein. Man hört den Anruf im Hörgerät, kann den Anruf am Hörgerät entgegennehmen, man spricht über die Hörgerätemikrofone zurück und man kann die Verbindung auch übers Hörgerät wieder unterbrechen.

Über das neuere Protokoll «Bluetooth-LE» (Low-Energie) können viele Hörgeräte heutzutage via APP vom Natel aus ferngesteuert werden. Dies ermöglicht noch viel mehr als bisherige Fernsteuerungen. Man kann nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Klangfarbe, die Lärmunterdrückung, die Richtmikrofon etc. über das App beeinflussen, sofern man das will.

Dies funktioniert natürlich auch bei Anrufen über Skype, WhatsApp, Zoom etc.

Falls von Ihrer Hörgeräte-Fachperson so eingerichtet, können über dasselbe App auch sogenannte «Remote-Sessions» (Sitzungen über Entfernungen) stattfinden, bei denen auch Ihre Hörsystem-Einstellungen ausgelesen und verändert werden können. Dies kann in diesen nicht ganz einfachen Zeiten der Corona-Pandemie durchaus nützlich sein.

Zusammenfassend möchte ich folgende Aussage machen: Wenn Sie Mühe haben, den Fernseher zu verstehen, gerne wieder ausgiebige Telefonate übers Natel führen wollen oder müssen und wenn Sie generell an den neusten Gadgets mit Computer, Natel und Hearables interessiert sind, dann können Sie durchaus von diesen neuen Funktionen der modernen Hörsysteme profitieren.

Falls Sie mehr zu diesem Thema wissen und vielleicht ein modernes Hörsystem
einmal unverbindlich probetragen möchten, dann kontaktieren Sie uns.