Der Beifuss – eine uralte Heilpflanze neu entdeckt

Der Korbblütler geriet in den letzten Jahrzehnten ziemlich in Vergessenheit. Beifuss wird oft nur mit fettigem oder schwerem Essen in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist er dank seiner verdauungsfördernden Wirkung ein typisches Kraut zum Würzen von Bohneneintöpfen oder Gänsebraten. Er hat aber dank seiner Inhaltsstoffe noch jede Menge weitere positive Wirkungen, die wir nutzen sollten! In vielen Schweizer Supermärkten, Drogerien und Apotheken fehlt er allerdings im Sortiment und so manche Verkäuferin schaut ratlos drein, wenn sie danach gefragt wird.

Sie müssen den Beifuss aber gar nicht kaufen, denn von Juli bis September kann die Wildpflanze gesammelt werden. Sie ist auch unter den Namen Wilder Wermut, Besenkraut, Johannesgürtelkraut und Weiberkraut bekannt: Namen, die sie ihrer Heilwirkung verdankt.

Beifuss sammeln wann und wo

Das Kraut des Beifusses kann vom Juli bis September, seine Wurzel im Spätherbst, geerntet werden. Die Pflanze wird durchschnittlich 1,5 m hoch und hat eine gelbliche bis rot-braune Farbe. Sie liebt frische, nährstoffreiche Böden, kann aber auch an Wegen und auf Geröll gefunden werden. Beifuss ist bis zu einer Höhe von 800 m anzutreffen.

Der Beifuss im Mittelalter

Im Mittelalter war der Beifuss weit verbreitet und wurde nicht nur als Gewürzpflanze und Heilmittel verwendet, man sagte ihm auch schützende Kräfte gegen Hexerei nach. Gleichzeitig war er ein begehrtes Mittel für allerlei magische Rituale. Aber auch in noch viel früheren Zeiten kannte und schätzte man den Beifuss: Laut Plinius sollte ein Zweig, ans Bein gebunden, gegen Müdigkeit helfen. Die alten Germanen fertigten Gürtel aus der Pflanze und trugen sie zum Schutze gegen den bösen Blick und Dämonen.

Gesundheit und Wohlbefinden – die Heilkraft des Krautes

Der Beifuss enthält viele Gerb- und Bitterstoffe, ausserdem unter anderem Cumarine, ätherisches Öl und Cineol.

In der chinesischen Medizin ist Beifuss aus der Moxibustion bekannt, einer Therapieform, bei der in Körpernähe, nahe der Akupunkturpunkte, getrocknetes, gepresstes, glimmendes Kraut für Erwärmung sorgt. Die Wärme dringt entkrampfend ins Gewebe ein, wo sie wohltuende Linderung verschafft. Gleichzeitig sollen die Durchblutung und Organfunktion angeregt und die Immunabwehr gestärkt werden.

Aus Beifuss kann ein entspannender Tee gebrüht werden. Er hilft bei Schlafstörungen und nervöser Unruhe. Ihm wird eine entkrampfende Wirkung bei Menstruationsbeschwerden sowie Linderung von typischen Problemen während der Wechseljahre nachgesagt. Ausserdem regt er die Bauchspeicheldrüse an und unterstützt die Fettverdauung. Ein Aufguss aus Beifuss, dem Badewasser zugesetzt, kann bei Unterleibsbeschwerden ebenso helfen, wie eine lokal angewendete Kompresse. Eine beliebte Anwendung ist das Fussbad.

Beifuss-Fussbad

Fussbäder mit Beifuss haben sich als sehr wirkungsvoll erwiesen. Sie bringen Erleichterung bei müden, schweren Beinen und geschwollenen Füssen. Ausserdem können Blasenentzündungen und Frauenleiden durch die wärmenden Eigenschaften des Beifusses gelindert werden. Ein Beifuss-Fussbad empfiehlt sich bei den ersten Anzeichen, oder als Ergänzung zu den von Arzt oder Heilpraktiker empfohlenen Behandlungen.

Die Anwendung: Für das Fussbad wird der Beifuss stets mit kaltem Wasser angesetzt. Sie können ihn frisch oder getrocknet verwenden. Es werden von dem Heilkraut ca. zwei bis drei Handvoll mit zwei Litern Wasser zum Kochen gebracht. Bei geringer Wärmezufuhr ein paar Minuten köcheln lassen, vom Herd nehmen, zudecken und nach 5 Minuten durch ein Sieb abseihen. Mit warmem Wasser aufgiessen und die Füsse ca. zehn Minuten darin baden.

Die Verwendung von Beifuss in der Küche

Wie viele andere Wildpflanzen auch, kann der Beifuss vielseitig in der Küche verwendet werden.

  • Da sich seine typischen Bitterstoffe wohltuend auf die Verdauung auswirken, wird der Beifuss gerne zum Ansetzen von Likören genutzt.
  • Im Frühjahr bereichern die jungen Triebe und Blättchen Salate, Omeletts oder Eierspeisen. Sie sind zart und lassen sich leicht pflücken. Noch vor der Blüte gesammelt, können Sie die Triebspitzen als Gemüse zubereiten.
  • Saftige Beifuss Blätter dienen als Gewürz. Sie können getrocknet und alleine oder in Gewürzmischungen verwendet werden.
  • Werden die, teils holzigen, Stängel und die Blütenköpfe zum Würzen mitgekocht, sollten Sie vor dem Servieren entfernt werden. Sie werden gerne für fettige Fleischgerichte sowie deftige Eintöpfe verwendet.

Der Beifuss- ein Traumkraut?

Kaum ein anderes einheimisches Wildkraut wird in esoterischen Foren so viel diskutiert wie der Beifuss. Es heisst, dass er Klarträume und Traumerinnerung fördert sowie das Schamanische Reisen unterstützt. Beifuss wird gerne als bewusstseinserweiternde Pflanze erwähnt, wobei man sich auf die Erfahrungen von Indianerstämmen beruft. Unser einheimischer Beifuss enthält andere Wirkstoffe als der Steppenbeifuss, sodass diese Nebenwirkung, ob gewünscht oder nicht, kaum eintreten wird. Der in Mitteleuropa beheimatete Beifuss eignet sich jedoch sehr gut zum Räuchern. Sein Rauch reinigt und klärt die Atmosphäre, aktiviert die Selbstheilungskräfte, hilft dabei, Entscheidungen zu treffen, intensiv zu träumen und die Träume dann richtig zu deuten.

Ein wichtiger Hinweis

Beifuss darf während Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei fieberhaften Erkrankungen weder als Tee noch in anderer Form angewendet werden! Wer allergisch auf Korbblütengewächse reagiert, muss leider ebenfalls auf das Heilkraut verzichten.

Text: Sabine Itting