Die Birke – uraltes Wissen aus Küche und Naturapotheke

Auch wer allgemein Bäume nur schwer zuordnen kann, wird die Birke mit Sicherheit erkennen: Nur sie hat den markanten weissen, weichen Stamm dessen Borke abblättert und einzelne raue, dunklere Stellen aufweist. Diese nehmen übrigens mit dem Alter des Baumes zu.

Die verschiedenen Birkenarten

Neben den bei uns bekannten beiden Arten, Moor- und Hänge-Birke (auch Weiss-Birke genannt), gibt es noch die Schwarz-Birke. Sie hat ihre Heimat im östlichen Nordamerika und ist in der Schweiz höchstens als Ziergehölz zu finden. Die Unterschiede der bei uns beheimateten Birken sind so gering, dass Naturkosmetik und Naturmedizin allgemein einfach von Birke sprechen. Möchten Sie aber gern wissen, welche Birkenart Sie vor sich haben, schauen Sie genauer hin:

  • Bei der Hänge-Birke fallen die überhängenden Zweige auf. Junge Zweige sind warzig.
  • Die Moor-Birke hat kaum überhängende Zweige. Jedoch sind diese wie auch ihre Blätter und Blattstiele behaart.

Entschlackende Frühjahrskur mit Birkenblätter-Tee

Ein Teeaufguss aus Birkenblättern fördert die Entschlackung und Entwässerung. Als Frühjahrskur sind Birkenblätter eine Wohltat für den ganzen Körper.

Die Zubereitung ist einfach: Pro Tasse wird ein EL frischer Birkenblätter mit kochendem Wasser übergossen. Dann bis zu 15 Minuten ziehen lassen. Davon sollten drei bis vier Tassen täglich getrunken werden. Sie können auch Blattknospen aufbrühen. Die beste Zeit zum Sammeln der Blätter liegt zwischen Ende April bis Anfang Juni, sie kann aber je nach Region abweichen. Schliesslich wächst vor allem die Moor-Birke bis in die Alpen, wo die frischen Blättchen etwas später spriessen.

Ein Birkentee-Aufguss kann die Heilung von Blasen- und Nierenentzündungen unterstützen.

Achtung: Birkentee darf nicht getrunken werden, wenn sich aufgrund einer eingeschränkten Herztätigkeit Wasser im Gewebe ansammelt!

Die Birke in der Küche

  • Während Heilkräuter und Wildgemüse seit Jahren wiederentdeckt werden, ist das uralte Küchen- und Heilwissen rund um unsere einheimischen Bäume heutzutage noch weniger bekannt. In alten Kochbüchern oder Urgrossmutters handschriftlichen Aufzeichnungen lassen sich diesbezüglich richtige Schätze entdecken!
    Die Blütenkätzchen und getrocknete Blätter können pulverisiert als Streckmehl verwendet werden.
  • Frisch gesammelte, junge Birkenblätter schmecken roh oder in Gemüsegerichten sehr fein. Sie passen auf Rohkostteller, in Salate und klein geschnitten aufs Butterbrot.
  • Auch als Bestandteil von Kräutermischungen eignen sich junge Birkenblätter.
  •  Die Birkenknospen erinnern im Geschmack an Nüsse, weshalb sie in Fruchtsalaten oder im Müsli sehr lecker sind.
  • Kurz in Öl oder Butter gedünstet, harmonieren Birkenblätter gut mit Teigwaren oder Reis.

Ein Rezept für eine Süssspeise aus Urgrossmamis Aufzeichnungen:

Birkenblätter im Teig

  • Birkenblätter waschen und auf einem Geschirrtuch trocknen lassen.
  •  Einen Teig aus 120 g Mehl und  150 ml Milch bereiten und wenig salzen.
  •  Eigelb von einem grossen Ei mit 1 EL Öl verrühren und unter den Teig mischen.
  • Das Eiweiss steif schlagen und unter den Teig heben.
  • Die  getrockneten Birkenblätter in den Teig, der relativ flüssig sein sollte, eintauchen und in heissem, raffiniertem Sonnenblumenöl ausbacken.
  •  Nach dem Herausnehmen mit Puderzucker bestreuen.
    Da es die jungen Birkenblätter zur gleichen Zeit wie frische, einheimische Erdbeeren gibt, überraschen Sie doch Ihre Familie oder Gäste einmal, indem Sie beide zusammen servieren.

Heilwirkung der Birke

Wer sich mit Naturheilkunde befasst oder für verschiedene Beschwerden eine alternative Heilmethode sucht, findet möglicherweise bei der Birke die erhoffte Wirkung. Birkenblätter sind reich an Flavonoiden. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die uns vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Ausserdem liefert die Birke viel Vitamin C, Bitterstoffe, ätherische Öle und Gerbstoffe. Erwähnenswert ist auch der Anteil an Saponinen, von denen angenommen wird, dass sie den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen, anti-mikrobielle wirken und bei Pilzbefall hilfreich sind. Die Birkenknospen haben eine leicht antibakterielle Wirkung, wirken wundheilend und schweisstreibend.

Ausser Tee gibt es verschiedene Anwendungsmöglichkeiten: Bei Hauterkrankungen hat sich ein Sud aus Birkenrinde bewährt. Eine Tinktur aus den Birkenknospen lindert Erkältungskrankheiten und fördert die Wundheilung. Bei Gelenkschmerzen kann ein Öl, angesetzt mit den Knospen, hilfreich sein:

Heilöl aus Birkenknospen

Wer oft unter Schmerzen der Gelenke leidet, dem sei folgendes Öl zum Einreiben empfohlen:

  • Frisch gesammelte Knospen der Birke in einem Glas knapp mit Olivenöl bedecken und gut verschliessen.
  • Während einem Monat ziehen lassen und dabei hin und wieder schütteln.
  • Nach 4 Wochen durch ein Sieb abseihen und in eine Flasche giessen.
  • Das Birkenknospenöl sollte lichtgeschützt aufbewahrt werden.
  • Reiben Sie die schmerzenden Gelenke mehrmals täglich damit ein.

Wichtig: Natürlich gilt hier wie bei allen naturheilkundlichen Anwendungen: Halten die Beschwerden länger an oder verstärken sie sich gar, muss der Hausarzt kontaktiert werden!

Birke und Schönheit

Bereits die alten Germanen schätzten die Birke als Grundlage für Schönheitsanwendungen. In Skandinavien unterstützt das Peitschen mit Birkenreisig das Ausschwitzen in der Sauna. Haarspülungen mit Birke pflegen Kopfhaut und Haar. Bei unreiner Haut und Akne hilft eine selbst gemachte Lotion aus Birkenknospen:

  • Sammeln Sie etwa 2 TL voll frischer Birkenknospen und zerstossen Sie diese in einem Mörser.
  •  Mit einer Tasse Wasser zum Kochen bringen.
  •  Eine  Viertelstunde leicht köcheln lassen.
  • Durch ein Sieb abgiessen.
  • Die Haut damit einreiben oder ein Tuch in die Flüssigkeit tauchen und als Kompresse auflegen.

Text: Sabine Itting