Was Sie über den Biorhythmus wissen sollten
In den 1980er Jahren entdeckten Forscher, dass unser Gehirn eine Art «inneren Taktgeber» hat, der unseren Biorhythmus steuert. Allerdings war dieser zu jener Zeit in der westlichen Welt schon durcheinandergebracht, oder anders ausgedrückt: Der Taktgeber und unser unregelmässiges, unstetes Leben spielen kaum noch zusammen. Die Folgen sind spürbar und sichtbar. Ein Leben ohne Rücksicht auf den natürlichen Biorhythmus kann früher oder später zu Übergewicht, Verdauungsproblemen, Schlafstörungen, Diabetes und anderen gesundheitlichen Beschwerden führen.
Kolumne von Emanuel Felder, Dipl. Gesundheitsberater PMF
Was ist der Biorhythmus und wie funktioniert er
Der Biorhythmus basiert auf der Annahme, dass bestimmte biologische Prozesse im Körper in einem vorherbestimmten Zyklus ablaufen, der sich in regelmässigen Abständen wiederholt. Es gibt drei Bereiche, die der Biorhythmus beeinflusst: den physischen, den emotionalen und den intellektuellen. Der physische Bereich betrifft körperliche Aktivitäten wie Energielevel, Ausdauer und Stärke, der emotionale beeinflusst Stimmung, Gefühle und Empfindlichkeit, der intellektuelle wirkt sich auf die kognitive Leistung und die Konzentration aus. Der Biorhythmus kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, wie zum Beispiel von äusseren Umwelteinflüssen, Schlafmuster, Ernährung und Lebensstil.
Energiegeladen leben nach dem eigenen Biorhythmus
Es ist wichtig, den eigenen Biorhythmus zu kennen und zu berücksichtigen, um die Leistungsfähigkeit zu optimieren und das Wohlbefinden zu fördern. Ein ausgeglichener Biorhythmus kann dazu beitragen, dass man sich energiegeladen, emotional stabil und geistig fit fühlt. Er hilft, Schlafprobleme zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Daher ist es wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und den Biorhythmus zu kennen, um ein gesundes und aktives Leben zu führen.
Warum es schwierig ist, nach dem Biorhythmus zu leben
Unser moderner Lebensstil stimmt oft nicht mit den natürlichen Rhythmen unseres Körpers überein. Die meisten Menschen arbeiten in Büros oder anderen Umgebungen, die eine bestimmte Arbeitszeit erfordern, unabhängig davon, wann der eigene Biorhythmus am produktivsten ist. Dies kann dazu führen, dass man gezwungen ist, zu Zeiten aktiv zu sein, wenn man sich eigentlich müde oder demotiviert fühlt. Unsere Vorfahren hatten einen anderen Lebensstil, sie standen auf, wenn es hell wurde, und gingen nach Einbruch der Dunkelheit zu Bett. Das schafft heute kaum noch jemand. Ein weiteres Problem ist die ständige Verfügbarkeit dank elektronischer Geräte wie Smartphones und Laptops, die es schwer machen, abends abzuschalten und sich auf erholsamen Schlaf vorzubereiten. Die künstliche Beleuchtung und Bildschirmzeit können den natürlichen Melatonin-Spiegel stören und den Schlafzyklus durcheinanderbringen, was wiederum den Biorhythmus beeinträchtigt.
Biorhythmus und moderner Alltag
Auch wenn es sich leichter anhört, als es ist: Sie sollten sich bewusst zu machen, dass Sie nicht immer den Anforderungen der modernen Gesellschaft gerecht werden müssen und dass es okay ist, auf die Signale Ihres Körpers zu hören und danach zu handeln. Indem Sie Ihr Leben bewusst nach dem eigenen Biorhythmus ausrichten, können Sie nicht nur Ihre Gesundheit und Ihr Energielevel verbessern, sondern auch Ihre Produktivität und Lebensqualität steigern. Nun ist es selbstverständlich, dass Sie Ihrem Beruf nachgehen müssen. Vor allem Schichtarbeit bringt den Biorhythmus durcheinander. Wer spät abends oder in der Nacht isst, mutet seinem Körper zu, nachts Verdauungsarbeit zu leisten. Allerdings macht dies nicht allen Menschen gleichermassen zu schaffen. Aber immerhin ein Drittel der Berufstätigen sollen laut Forschungen stark beeinträchtigt sein, wenn sich der Tagesrhythmus verschiebt. Wer sich ständig fühlt, als hätte er oder sie einen Jetlag, sollte abklären, ob der Tagesablauf im Einklang mit dem eigenen Biorhythmus steht, oder nicht.
Unregelmässige Arbeitszeiten und funktionierender Biorhythmus
Forscher der Harvard University haben unter Leitung des Mediziners Frank Scheer untersucht, welche Auswirkungen ein aufgezwungener Rhythmus haben kann. Vor allem wurden Störungen der Verdauung festgestellt – mit entsprechenden gesundheitlichen Beschwerden und Gewichtszunahme. Auch wird vermutet, dass die Bauchspeicheldrüse leidet, wenn der Biorhythmus keine Beachtung findet, und das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, steigt.
Es empfiehlt sich, einen professionellen Ernährungsberater oder Coach beizuziehen, um trotz unregelmässigem Tagesablauf den persönlichen Biorhythmus und die Lebensweise perfekt abzustimmen. Wie eingangs erwähnt, kommt es nicht ausschliesslich auf die Ernährung zur richtigen Zeit an, sondern auch auf körperliche Aktivitäten und die psychische Gesundheit.
Tipps wie Sie trotz unregelmässiger Arbeit Ihren Biorhythmus stabilisieren
- Feste Schlafenszeiten einhalten: Versuchen Sie, auch bei Schichtarbeit, möglichst zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Dadurch wird der Körper auf diesen Rhythmus eingestellt und es fällt leichter, einzuschlafen und zu erwachen. Stellen Sie am späten Abend, wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen, nicht den Fernseher oder PC ein, sondern gehen Sie zeitnah schlafen.
- Dunkelheit und Stille: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Schlafraum möglichst dunkel und ruhig ist, um die Qualität Ihres Schlafs zu verbessern. Verwenden Sie eventuell eine Schlafmaske oder Ohrstöpsel, um äussere Einflüsse zu minimieren. Störendes Licht, zum Beispiel von Strassenlaternen, können Sie durch Verdunkelungsvorhänge oder Rollos ausblenden.
- Ein gesunder Lebensstil: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung und ausreichend Entspannung, um Ihren Körper gesund zu halten und den Biorhythmus zu unterstützen. Es kommt nicht nur auf die Zeit an, wann Sie essen, sondern auch darauf, was sie zu sich nehmen. Sorgen Sie für Erholung, gehen Sie an der frischen Luft spazieren, lesen Sie ein unterhaltsames Buch, machen Sie Yoga oder hören Sie Ihre Lieblingsmusik.
- Lichttherapie: Nutzen Sie am Morgen helles Licht, um die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu unterdrücken und Ihren Körper aufzuwecken. Vermeiden Sie hingegen helles Licht am Abend, um die Produktion von Melatonin zu fördern und den Schlaf vorzubereiten. Es gibt spezielle Wecker, die den natürlichen Sonnenaufgang simulieren.
- Regelmässige Pausen: Nehmen Sie regelmässige Pausen während Ihrer Arbeit, um sich zu erholen und den Körper zu entspannen. Dadurch bleibt der Biorhythmus stabiler und Sie sind leistungsfähiger.
Es ist wichtig, geduldig und konsequent zu sein, um Ihren Biorhythmus trotz unregelmässiger Verpflichtungen im Alltag aufrechtzuerhalten. Achten Sie auf die Bedürfnisse Ihres Körpers und passen Sie Ihre Gewohnheiten entsprechend an. Falls Sie weiterhin Probleme mit Ihrem Biorhythmus haben, suchen Sie am besten einen Arzt, Coach oder Ernährungsberater auf, um eine individuelle Beratung zu erhalten.