Neuste Erkenntnisse über das Fibromyalgie-Syndrom

Es ist weit verbreitet und doch noch immer zu wenig erforscht: Das Fibromyalgie-Syndrom betrifft vor allem Menschen im mittleren Alter wesentlich mehr Frauen als Männer. Oft machen sich erste Beschwerden schon in jungem Alter bemerkbar. Bis jedoch die Diagnose gestellt wird, dauert es meistens viele Jahre. Jahre, in denen Betroffene auf wenig Verständnis stossen, als psychisch labil bezeichnet werden und oftmals wenig sinnvolle Behandlungen über sich ergehen lassen müssen.

Fibromyalgie ist weder eine Modekrankheit noch eine Verlegenheitsdiagnose. Die Erkrankten werden mitunter als arbeitsscheu und nach Aufmerksamkeit buhlend bezeichnet, was eine zusätzliche Belastung zu dem ohnehin ausgeprägten Leiden bedeutet. Resultieren daraus letztendlich Depressionen und Panikattacken, glaubt sich manch einer – und leider auch noch immer der eine oder andere Mediziner – in seiner Annahme bestätigt: Fibro sei psychisch bedingt. Ist es jedoch nicht! Im Jahre 2008 ergab eine Befragung auf dem Europäischem-Rheuma-Kongress, dass damals noch jeder achte Rheumatologe die Krankheit infrage stellte. Heute sieht das zum Glück anders aus!

Fibromyalgie kann endlich zuverlässig nachgewiesen werden

Frau Professor Herta Flor von der Uniklinik in Mannheim konnte schon vor Jahren aus zahlreichen Studien die Nachweise erbringen, dass es typische Veränderungen bei an Fibromyalgie Erkrankten gegenüber gesunden Personen gibt. Beispielsweise konnte mithilfe eines funktionellem MRT sichtbar gemacht werden, dass schmerzhafte Reize bei FMS-Betroffenen ausgedehntere Regionen im Hirn ansprechen. Mehr oder weniger oft wachen ausserdem die Patienten morgens mit einem tieferen Spiegel an Kortisol, einem stresshemmenden Hormon, auf. Das hat zur Folge, dass Schmerzen besonders stark empfunden werden, da Stress die Beschwerden der Betroffenen verstärkt. Zudem fand man bei Patienten mit Fibromyalgie genetische Veränderungen. Ein weiterer Beweis, dass die Beschwerden nicht nur «eingebildet» sind, sind gegenüber Gesunden geringere Mengen an schmerzhemmenden Dopamin im Liquor, während die schmerzfördernde Substanz P vermehrt auftritt.

2019 schafften es Experten der Ohio State University endlich, einen zuverlässigen Nachweis der Fibromyalgie anhand von Blutproben zu erbringen. Das lässt Betroffene hoffen, dass einerseits endlich Therapien und Medikamente gehen das Leiden entwickelt werden, anders dass sie endlich ernst genommen werden.

Die typischen Symptome der Fibromyalgie

Das Fibromyalgie-Syndrom gehört zu den weichteilrheumatischen Erkrankungen. Betroffene leiden unter einer Vielzahl von Beschwerden, von denen einige gleichzeitig, häufig oder sogar ständig auftreten, andere kommen und gehen. Wenn Fibromyalgiker versuchen zu beschreiben, wie es ihnen geht, bezeichnen sie die Schmerzen gerne als «Migräne von Kopf bis Fuss» oder dauerhaften heftigen Muskelkater. Die Beschwerden sind manchmal abhängig vom Wetter und oft von zu viel Stress, ein heftiger Schub kann sich aber auch zum Beispiel an eine banale Erkältungskrankheit anschliessen.

Typische Symptome sind unter anderem:

  • Steife Gelenke nach dem Aufwachen
  • Schlafstörungen
  • Lähmende Erschöpfung tagsüber
  • Wetterfühligkeit
  • Das Gefühl, irgendwie «benebelt» zu sein
  • Kreislaufprobleme und Schwindel
  • Kribbeln in Händen und Füssen, Armen und Beinen
  • Sehstörungen und Hörstörungen
  • Schwellungen
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Depressionen

Die Beschwerden können kommen und gehen, einige bilden sich vielleicht sogar für lange Zeit oder für immer zurück, während andere plötzlich neu auftreten können. Fibromyalgie schädigt jedoch keine Organe oder Gelenke und zieht, anders als andere rheumatische Erkrankungen, keine Deformationen nach sich.

Die Behandlung der Fibromyalgie

Zwar ist keine Heilung möglich, aber die chronischen Schmerzen können gelindert und die Ursachen für einen erneuten Schub weitestgehend gestoppt werden. Das heisst, dass die Behandlung verschiedene Ansätze haben sollte:

Psychologische und psychosomatische Therapie, bei der die Patienten lernen, negative Denkmuster zu durchbrechen und den Alltag positiv zu gestalten, Stress zu vermeiden und besser mit Konflikten und Problemen umzugehen. Viele Betroffene benötigen eine Anleitung, um sich selbst wichtig zu nehmen und im Alltag ohne schlechtes Gewissen Zeit für Entspannung einzuplanen.

Bewegung und sportliches Training fällt vielen schwer, denn anfangs ist es kaum vorstellbar, mit Schmerzen zu trainieren oder auch nur längere Spaziergänge oder Velotouren zu unternehmen. Ausdauersportarten wirken sich aber äusserst positiv bei Fibromyalgie aus. Das sind vor allem Walken, Wandern, Aqua-Jogging, Schwimmen Joggen und Velo fahren. Die Rheumaliga bietet eine Vielzahl von Kursen an, in denen Sie mit Gleichgesinnten trainieren, was die Motivation deutlich steigert.

Yoga, Thai Chi, Cranio Sakral Therapie und Meditationen sind weitere Möglichkeiten, einen deutlichen Rückgang der Schmerzen zu bewirken. Ob leichtes Körpertraining, Stretching oder mentales Training: Studien konnten die Wirksamkeit nachweisen. Viele Patienten bestätigen, dass der Schlaf besser und dadurch die Erschöpfung geringer wurden, schmerzbedingte Depressionen nachliessen und sie insgesamt im Alltag besser mit der Krankheit leben können.

Medikamente: In der Schweiz sind keine Medikamente speziell zur Behandlung von Fibromyalgie zugelassen. Herkömmliche Schmerzmittel helfen kaum. Auch der Versuch, die Beschwerden mit niedrig dosiertem Antidepressiva zu behandeln, zeigt nur bescheidene Erfolge. Alternativ können Sie schmerzlindernde Mittel aus der Naturheilkunde versuchen, die zumindest weniger Nebenwirkungen zeigen und die Schmerzen durchaus auch lindern können.

Ernährung ist ebenfalls ein Thema bezüglich Behandlung von Fibromyalgie. Da viele Patienten an Magen-Darm-Beschwerden leiden, können eine fleischarme Ernährung, Low Carb und der weitestgehende Verzicht auf Zucker positive Ergebnisse zeigen.

Werden Sie selbst aktiv!

Wenn Sie selbst betroffen sind, finden Sie heraus, was Ihnen am besten hilft und lernen Sie, die Fibromyalgie zu akzeptieren. Da sie zwar gelindert, aber derzeit noch nicht geheilt werden kann, sollten Sie sich nicht mit negativen Gedanken belasten, sondern einen Weg finden, trotzdem ein lebenswertes Leben zu führen. Nehmen Sie alles an, was Ihnen hilft, entspannter mit Stress umzugehen, holen Sie sich so viel Unterstützung wie möglich und lernen Sie auch «Nein» zu sagen. Sie brauchen im Alltag immer wieder etwas Zeit und Ruhe für sich selbst, sei es für einen Waldspaziergang, ein Haustier oder für ein gutes Buch.

Quellen:

  • https://www.aerztezeitung.de
  • https://www.rheumaliga.ch/
  • https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11316777-fibromyalgie-bluttest-bringt-gewissheit