Auch Unterforderung kann krank machen

Sie haben Ihre E-Mails binnen 30 Minuten abgearbeitet, alle Unterlagen schon mehrmals sortiert und eine Aufgabe unnötig in die Länge gezogen. Ihre Tätigkeit verlangt, dass Sie äusserlich den Eindruck erwecken, als seien Sie ausgelastet. Dabei langweilen Sie sich täglich fast zu Tode. Warum Unterforderung am Arbeitsplatz beinahe schlimmer ist als Überforderung, erfahren Sie jetzt.

Motivation Angst

Angst um den Job, Angst vor dem Chef, Angst vor zornigen Kollegen: Die Gründe, warum viele Arbeitnehmer weniger leisten, als sie könnten, und lieber bluffen, sind vielfältig. Hinzu kommt, dass permanenter Stress gesellschaftlich anerkannter ist als chronische Langeweile. Schnell zu sein und Zeit zu haben bedeutet so viel wie: «Ich habe nichts zu tun.» oder «Ich bin überflüssig.» Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und gerade die Schweizer Arbeitswelt ist sehr leistungsbezogen. Wer vor der vorgesehenen Zeit fertig ist, hat zu wenige Aufgaben und wer pünktlich seinen Arbeitsplatz verlässt, um nach Hause zu gehen, hat generell zu wenig zu tun.

Unterforderung untergräbt das Selbstwertgefühl

Faule Menschen bekommen kein Boreout, weil sie mit ihrer Situation zufrieden und mit sich im Reinen sind. Anders ist es bei jenen, die am Arbeitsplatz keine ruhige Kugel schieben wollen, sondern gemäss ihren Fähigkeiten tatsächlich etwas leisten möchten. Diese Menschen leiden und entwickeln Symptome wie Schlafstörungen, Antriebsschwäche, Depression oder psychosomatische Beschwerden. Das Nichtausleben von Begabungen und Fähigkeiten kann also krank machen. Zudem scheint es, als würde sich Boreout schneller und heftiger auf das Selbstwertgefühl auswirken als Burnout. Schliesslich kann jemand, der ständig auf Hochtouren läuft, auch ein bisschen stolz auf das «Gebrauchtwerden» sein. Wer jedoch ständig auf Sparflamme brennt, stirbt innerlich ab.

Wege aus der Boreout-Falle

  • Gestehen Sie sich die Unterforderung ein. Auch wenn es schwerfällt und schlimmstenfalls den Job kostet: Wer sich ständig unterfordert fühlt, sollte diesen Zustand offen thematisieren. Sprechen Sie mit Ihrem Chef.
  • Beruf kommt von Berufung. Ändern Sie aktiv Ihre Situation. Versuchen Sie, Ihren Traumjob zu finden oder sich diesem zumindest anzunähern. Umfragen zufolge leiden Menschen, die eine Tätigkeit ausüben, die tatsächlich zu ihnen passt und in der sie ihre Kompetenzen ausleben können, sehr selten unter Boreout.
  • Falls Sie spüren, dass in Ihnen mehr Talente schlummern, als Ihre Zeugnisse belegen, sollten Sie unbedingt eine zusätzliche Aus- oder Weiterbildung machen.