Gesund werden und bleiben – welche komplimentären Verfahren helfen wirklich?

Nicht nur wer erkrankt ist kann von alternativen Heilmethoden profitieren. Viele dienen auch der Entspannung und dem Wohlbefinden gestresster, gesunder Menschen. Sie können Körper, Geist und Seele in Einklang bringen und dienen damit der Vorbeugung vor allem von Zivilisationskrankheiten. Perfekt wäre es, könnte man sich hin und wieder ein Wellnesswochenende gönnen. Das liegt aber oft im straffen Zeitplan gar nicht drin. Was also tun, um nicht schon bald an Rücken- und diffusen Gelenkschmerzen, Migräne, Depressionen oder Schlafproblemen zu leiden? Die Vielzahl der komplementären Verfahren scheint ständig zu wachsen. Für einen Laien, der sich nie gross mit diesem Thema befasst, ist sie kaum noch zu überblicken. Wir möchten Ihnen einige vorstellen, die Sie gut in den Alltag integrieren und bestimmt auch in der Nähe Ihres Wohnortes in Anspruch nehmen können. Möglicherweise übernimmt bei einigen sogar Ihre Krankenkasse einen Teil der Kosten. Fragen Sie ruhig nach!

Fussreflexzonenmassage

Die Fussreflexzonenmassage macht sich das uralte Wissen zunutze, dass der gesamte Körper im Fuss abgebildet ist. Sie geht davon aus, dass die Zehen eine Verbindung zu Kopf und Hals, der Mittelfuss zu Brust und Oberbauch und die Fusswurzel zu Unterbauch und Becken haben. Das ist natürlich sehr vereinfacht erklärt. Die Therapeutin kennt die Zusammenhänge und weiss, welche Stelle oder welche Zehe massiert werden muss, um ein bestimmtes Organ zu erreichen. Was für die Wissenschaft unvorstellbar ist, beweisen tagtäglich viele positive Rückmeldungen von Patienten: Die Fussreflexzonenmassage ist eine Wohltat! Entgegen der medizinischen Erkenntnisse, nutzen nicht nur Heilpraktiker, sondern auch Masseure und Physiotherapeuten mitunter diese Anwendung.

Aromatherapie

In vielen Regionen der Erde gilt die Aromatherapie seit Jahrtausenden vor allem bei psychischen Problemen, Stress und Schlaflosigkeit als wirkungsvoll. Dieses Wissen können Sie gut zu Hause nutzen. Ätherische Öle können ins Badewasser gegeben, für Massagen genutzt oder inhaliert werden. Eine Vielzahl von Büchern und Kursen vermittelt Interessierten die Wirkungsweise der einzelnen Düfte und die Anwendungsmöglichkeiten. Die Aromatherapie wirkt dadurch, dass einerseits die Durchblutung gefördert und anderseits der mit dem limbischen System verbundene Geruchssinn, und damit die Psyche, positiv beeinflusst werden. Eine Duftlampe mit entsprechenden Ölen im Büro kann Stress mindern, im Schlafzimmer das Einschlafen fördern.

Kneipp-Therapie

Der deutsche Pfarrer Sebastian Kneipp gilt als Held der Volksgesundheit. Selbst an Tuberkulose erkrankt, begann er im 19. Jahrhundert erfolgreich mit Selbstversuchen. Daraus entwickelte sich die bekannte Kneipp-Therapie, deren Anwendung so viele Anhänger fand und noch immer findet, dass viele Therapie- und Wellnessanbieter diese nutzen. Vor allem die wirkungsvollen, wohltuenden Wasseranwendungen werden mit Kneipp in Verbindung gebracht. Die Lehre Kneipps umfasst jedoch mehrere Bereiche: Er erkannte bereits damals, wie wichtig das Zusammenspiel von Bewegung, gesunder Ernährung und einem geregelten Leben ist. Obwohl die Wissenschaft bis heute nicht genügend Nachweise zur Wirksamkeit der Kneipp-Therapie sammeln konnte, wird diese tagtäglich von vielen Patienten geschätzt.

Musiktherapie

Wie sehr Musik unsere Stimmung und Gefühle beeinflusst, haben wir alle schon erlebt. Hören Sie ein Lied, mit welchem Sie eine bestimmte Erinnerung verbinden, wirkt es je nachdem melancholisch oder stimmungserhellend. Hirnforscher bestätigen, dass angenehme Töne jene Regionen des Gehirns aktivieren, die auch durch Essen, Sex oder Drogen stimuliert werden. Die Musiktherapie nutzt Klänge, die schmerzhemmend wirken und die Ausschüttung von Glückshormonen anregen. Sie wird erfolgreich bei Angststörungen, Depressionen und in der Palliativbehandlung eingesetzt.

Qigong

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei Qigong um eine fernöstliche Heilmethode. Schon vor 2500 Jahren wurde es in China genutzt, um Körper und Geist in Einklang zu bringen und die Lebenskraft anzuregen. Qi – der Fluss der Lebensenergie – wird bei dieser Methode durch Vorstellungskraft, Atmung und Bewegung angeregt und zum Fliessen gebracht. Dies hat eine positive Auswirkung auf den Blutdruck, hilft dem Körper zu entspannen und vermittelt ein gutes Körpergefühl. Qigong ist vor allem Menschen zu empfehlen, die sehr unter Stress leiden. Wissenschaftliche Beweise für die Wirkung gibt es nicht, jedoch sind gesundheitliche Verbesserungen bei regelmässiger Übung belegt.

Shiatsu und Akupressur

Shiatsu und Akupressur sind mit der Akupunktur verwandt. Allerdings nutzen diese Varianten keine Nadeln. Akupunkturpunkte werden von dem Behandelnden mit den Fingern massiert und gedrückt, wodurch sich Blockaden lösen lassen. Sie gehen davon aus, dass, wenn die Energie wieder zum Fliessen kommt, Beschwerden gelindert oder gar beseitigt werden können. Shiatsu ist die japanische Variante und wird druckvoller ausgeübt, als Akupressur. Beide Methoden werden gerne bei Rücken-und Nackenschmerzen sowie unklaren Schmerzkrankheiten, beispielsweise bei Fibromyalgie, angewendet. Die Wirksamkeit ist noch nicht schlüssig geklärt. Aber selbst wenn es sich um einen Placebo Effekt handeln sollte: Viele Patienten fanden und finden dank Akupressur oder Shiatsu Linderung ihrer Beschwerden.

Text: Sabine Itting