Flächenmässig galt die sehenswerte Stadt am Zürichsee einst als die kleinste Gemeinde des Kantons St. Gallen. Durch eine Fusion entstand am 1. Januar 2007 die politische Gemeinde Rapperswil-Jona, die dadurch mit rund 27‘000 Einwohnern zur zweitgrössten Stadt im Kanton wurde. Zur Gemeinde zählen auch die Ortschaften Wagen, Bollingen und Kempraten. Rapperswil und Jona waren längst zusammengewachsen, sodass die Fusion politisch durchaus begründet war, jedoch aus emotionalen Gründen zuerst abgelehnt wurde.

Rapperswil liegt wunderschön auf 409 m ü. M. am rechten Ufer des Zürichsees, dort, wo sich der kleine Obersee und der Untersee treffen. Es kann bequem mit dem Pkw oder Zug erreicht werden und natürlich auch mit dem Schiff. Von Bahnhof und Hafen ist es jeweils nur ein Katzensprung zur Altstadt, zum Kloster oder zum Seedamm. Die Region ist für die Archäologie von grosser Bedeutung, denn ihre Geschichte reicht bis weit in die Bronzezeit zurück.

Von der Frühgeschichte bis zum Mittelalter

Aufgrund zahlreicher Funde konnten Archäologen nachweisen, dass in der Region von Rapperswil-Jona und Kempraten schon vor der Zeitenwende Kelten siedelten. Später liessen sich die Römer hier nieder. Auch die Unterwasserarchäologie konnte im Sommer 2006 eine Besiedlung aus der Zeit um 1650 v. Chr. bestätigen: Im oberen Zürichsee wurde eine Siedlung aus der frühen Bronzezeit entdeckt. Es konnten diverse Objekte aus Keramik und Bronze geborgen werden, darunter Dolche, Angelhaken und Pfeilspitzen.

In der unmittelbaren Nähe des heutigen Seedammes fand man Hinweise darauf, dass es hier in der Frühbronzezeit bereits eine Verbindung über den Zürichsee gegeben hatte. Es wurden jedoch nicht nur Pfähle entdeckt, sondern auch bronzene Schmucknadeln, wie man sie von anderen Orten kennt: Diese wurden in jener Zeit magischen Plätzen, Mooren und Flüssen, denen man naturheilige Kräfte zusprach, übergeben. Auch aus den folgenden Epochen konnten interessante Funde freigelegt werden. So wurde beispielsweise in Kempraten eine Beilwerkstatt aus der Jungsteinzeit entdeckt. Zahlreiche archäologische Funde aus der vorrömischen Epoche beweisen ebenfalls die Besiedlung des Gebietes in jener Zeit. Unklar ist, ob sich damals die Räter oder die Helvetier hier niedergelassen hatten.

Während der Zeitenwende befand sich die Region am rechten Zürichseeufer im Grenzbereich römischer Provinzen. In Kempraten lag einst die römische Siedlung Centum Prata, die bis zum 4. Jahrhundert Bedeutung als wirtschaftliches und militärisches Zentrum hatte. Auch im Frühmittelalter waren die Seeufer durch eine Brücke verbunden, es muss sich um eine massive Holzbrücke gehandelt haben. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass für die mächtigen Pfählen Bohlen aus Weisstanne verwendet wurden, welche sie ins Frühmittelalter datieren konnten. Es wurden aber auch solche aus Eiche gefunden, die während der Zeit, als Kaiser Marcus Aurelius Antonius Augustus an der Macht war (ca. 165 n. Chr.), gefällt wurden.

Über die Zeit nach Abzug der Römer um 401 n. Chr. gibt es für das heutige Gebiet von Rapperswil nur wenige Erkenntnisse. In römischen Ruinen fanden sich Gräber aus dem 7. Jahrhundert. Auf der Rapperswiler Halbinsel soll es schon um ca. 981 n. Chr. eine Bootsanlegestelle für Pilger gegeben haben. Aus der gleichen Zeit stammt eine Urkunde, welche das Rebgut auf dem Schlossberg als Besitz des Klosters Einsiedeln ausweist, wodurch Rapperswil erstmals historisch verbrieft ist.

Von 1220 bis 1352 herrschten die Grafen von Rapperswil, ein Ostschweizer Adelsgeschlecht, welches mit den Habsburg-Laufenburgern verwandt war.

Ein Bummel durch das malerische Rapperswil

Auch auf einem Spaziergang durch Rapperswil trifft man immer wieder auf Spuren der Geschichte. Vor allem der Schlosshügel mit dem Kapuzinerkloster fällt sofort ins Auge. Wenn der Föhn bläst und die Luft besonders klar ist, könnte man meinen, das Kloster stände direkt vor den Bergen. Wer die vielen Treppenstufen hinauf zum Kloster erklimmt, hat zudem einen fantastischen Rundblick über den See und die Dächer der Stadt. Das Kapuzinerkloster in Rapperswil wurde 1606 gegründet und ist bis heute aktiv. Hier wirken Kapuziner bereits seit mehr als 400 Jahren.

Entlang der Klostermauern begeistern zwischen Juni und Oktober zwei Klostergärten, wo Hunderte Rosen blühen, die Besucher. Ihnen verdankt Rapperswil die Bezeichnung „Rosenstadt“. Rosen zieren sogar das Stadtwappen. Ein weiterer Stolz der Rapperswiler ist der Weinberg inmitten der Stadt. Die Reben am Schlossberg gedeihen seit 981 und somit ist der Rapperswiler Wein wahrscheinlich der älteste der Schweiz.

In unmittelbarer Nähe des Klosters und bequem auf dem Schlossweg zu erreichen, stehen die Stadtpfarrkirche St. Johann sowie die Liebfrauenkapelle, deren Besuch sehr empfehlenswert ist. Wer in Richtung Engelsplatz spaziert, kann einige gut erhaltene Pfrundhäuser bestaunen. Aus der Zeit der Stadtgründung stammt der Breny-Turm, der heute das Heimatmuseum beherbergt. In der Nähe des Brunnens auf dem Engelplatz wurde ein Duft-Rosengarten angelegt, der auch blinden Menschen ermöglicht, sich an den herrlichen Blumen zu erfreuen.

Es lohnt sich, durch die Gassen zu schlendern: So finden sich zum Beispiel in der Hintergasse erhöhte Laubengänge und das Bleuler-Haus, das, ebenso wie das Haus zum Pfauen in der Fischmarktgasse, aus der Spätgotik stammt. Sie finden in Rapperswil in Hafennähe wie auch in den Gassen eine grosse Auswahl an guten Restaurants und gemütlichen Cafés.

Knies Kinderzoo

Vor allem für Familien ist der Kinderzoo in Rapperswil eines der beliebtesten Ausflugsziele. Viele wissen nicht, warum der Kinderzoo ausgerechnet in der Rosenstadt seine Tore öffnete. Das hängt mit der Geschichte der Zirkusfamilie Knie zusammen: Friedrich Knie gründete im Alter von gerade mal 19 Jahren den National Circus Knie, eine ursprünglich österreichische Zirkusdynastie. 1828 wurde die Arena erstmals in Zürich aufgebaut und noch im gleichen Jahr bekam er in Rapperswil den Handwerkerbrief ausgestellt. Dieser erlaubte ihm, überall in der Schweiz aufzutreten. Die Familie Knie erwarb 1919 einen Reitstall mit Umschwung in der Rosenstadt, wohin sie ihre Zirkustiere zum Überwintern brachten. Seit über fünf Jahrzehnten befindet sich hier der beliebte Kinderzoo, der mehr als 400 Tieren ein möglichst artgerechtes Zuhause gibt. Auch seltene, vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie die Rothschild-Giraffe oder der Asiatische Elefant können im Kinderzoo in Rapperswil besucht werden. Der Zoo hat eine schöne Webseite, dort finden Sie viele Informationen und tolle Fotos: www.knieskinderzoo.ch

Rapperswil-Jona hat viel zu bieten!

Abschliessend haben wir noch ein paar Tipps zusammengetragen, was Sie in der Stadt und Region sonst noch anschauen und unternehmen können. Ein Besuch in der Rosenstadt lohnt sich zu jeder Jahreszeit.

  • Bei einem Bummel an der Seepromenade oder einem Spaziergang über die Holzbrücke von Rapperswil nach Hurden kommt Ferienstimmung auf.
  • Eine kurzweilige Wanderung führt auf einer Länge von 5 Kilometern von Rapperswil über den Holzsteg weiter bis nach Pfäffikon. Die Strecke ist bestens ausgeschildert, kinderwagentauglich und auch für trainierte Rollstuhlfahrer zu bewältigen.
  • In Rapperswil finden verschiedene, weit über die Region hinaus bekannte, kulturelle Veranstaltungen statt. Die beliebtesten sind das Seenachtsfest, der Christkindlmärt sowie das Blues und Jass Festival.
  • Stadtführungen können beim Tourismusbüro gebucht werden.
  • Die Webseite von Rapperswil-Jona finden Sie unter diesem Link: www.rapperswil-jona.ch

Text Sabine Itting