Über die Krienser Fasnacht, «Wöschwiiber» und andere Gestalten

So vielfältig die Schweizer Kantone sind, so vielfältig ist auch die Art und Weise, die Fasnacht zu feiern. In Kriens, der drittgrössten Gemeinde des Kantons Luzern, hat man zur Fasnacht eine ganz eigene Tradition, sich zu kostümieren. Erfahren Sie, wie das Krienser Brauchtum entstanden ist, woher die Figur des Krienser «Wöschwiib» kommt und welche weiteren Gestalten – ob freundliche oder schaurige – Sie an der Krienser Fasnacht sonst noch antreffen können.

Laut der Chronik keimte in der Krienser Bevölkerung bereits im Jahr 1912 der Wunsch nach einem eigenen Fasnachtsumzug auf. Durch die Unterstützung verschiedener Krienser Vereine und dem Furhhalter Heggli, der seinen ganzen Wagenpark zur Verfügung stellte, konnte vor mehr als hundert Jahren der erste Krienser Fasnachtsumzug realisiert werden.

Der Ausbruch des ersten Weltkriegs und die darauffolgenden krisenreichen Jahre brachten den neuen Brauch aber schnell wieder zum Erliegen. Erst nach dem Weltkrieg, am 22. Februar 1922, gründeten Krienser Fasnachtsliebhaber die Galli-Zunft, welche der Krienser Bevölkerung auch heute noch ein buntgemischtes Fasnachtsprogramm präsentiert.

Das Krienser «Wöschwiib»

Besonders stolz sind die Krienser Fasnächtlerinnen und Fasnächtler auf ihre ureigenen Fasnachtsfiguren: ein rot-weisses Kölsch-Kostüm, weisse Schürze, Unterrock, Unterhose, ein Zinkwaschbrett und – was auf keinen Fall fehlen darf – die originale Krienser Holzmaske. Die Rede ist von den berühmten Krienser «Wöschwiiber».

Wie der Brauch der Maskenschnitzerei in der Luzerner Gemeinde entstanden ist, ist bis heute unklar. Sicher ist aber, woher die «Wöschwiib»-Figur, der bekannteste Charakter der Krienser Fasnacht, stammt: Einst besorgten Krienser Frauen die Wäsche für Luzerner Herrschaften. Auf diese Weise wurden viele Neuigkeiten und Gerüchte von Luzern nach Kriens gebracht. Dieses Geschwätz unter den Frauen wird noch heute mit allerlei «Wöschete» an der Fasnacht dargestellt. Die berühmte Holzmaske zeigt ein verschmitztes oder sogar schalkhaftes Lachen.

Die ursprünglichen «Wöschwiiber» waren aber anders gekleidet. Sie trugen schwarze Kopftücher, dunkle Röcke und eine Schürze, die beim Waschen mit Klammern auf Hüfthöhe zusammengerafft wurde. Vervollständigt wurde ihr Gewand mit einem bunten Unterrock.

Figuren zum Lachen und Fürchten

Die Figur des «Wöschwiib» ist die einzige, die an der Fasnacht auch von Frauen getragen wird. Daneben gibt es aber eine Reihe anderer, typischer Krienser Fasnachtsfiguren unter denen sich zumeist Männer verbergen:

Die Maske des «Krienser Deckel» ist dunkel mit eng nebeneinanderliebenden, weit aufgerissenen Augen. Ein spitzes Kinn und wulstige Lippen sowie ein langer Mantel sind typisch für diese Figur, genauso wie der Deckel, eine Art Hut, der aus Baumrinde besteht. Ein Holzknüppel und ein gruseliges Gurren vervollständigen die Schreckensfigur.

Der «Buuremaa» wird oft mit dem «Krienser Deckel» verwechselt. Diese Figur zeichnet sich jedoch durch ein Tierfell aus, das die Schultern und den Rücken bedeckt. Ausserdem trägt die Figur einen Schlappfilzhut und die Maske macht einen etwas freundlicheren Eindruck.

Wo das «Buure- und Bärnerwiib» seinen Ursprung hat, ist nicht ganz klar. Am meisten verbreitet ist jedoch, dass die Figur auf den Einfall der Franzosen zurückgeht. Damals marschierten Kriegstruppen von Bern über das Renggloch nach Kriens. Die mit den Soldaten mitziehenden Berner Frauen lebten vom Marktverkauf und der Prostitution. Dies würde die schöne Tracht, das demonstrative Heben des Rocks sowie das gedehnte «Rrrrrr» erklären. Die Holzmaske des «Buure- und Bärnerwiib» war früher primär furchteinflössend. Heute werden dazu häufig auch freundliche oder spitzbübische Holzmasken getragen.

Daneben existieren weitere Charaktermasken wie etwa das «Chrüterwiib», der «Holzer», der «Chlauebutzer», das «s’Horri» und viele weiter.

Hier finden Sie Bilder der verschiedenen Fasnaschtsfiguren

Bestaunt werden können die kunstvollen Holzmasken zum Beispiel am «Rüüdige Samstig», dem 14. Februar auf dem Dorfplatz in Kriens oder dem Krienser Fansachtsumzug am 17. Februar.

Quelle: Zunftchronik 1922 – 1997 (Verfasser: Jürg Studer)

www.gallizunft.ch