Na Prost!

In der Schweiz stossen wir gerne an – die Gläser müssen klingen und scheppern. Ein tiefer Blick in die Augen und die Nennung des Namens des Gegenübers gelten als respektvoll und aufmerksam. Das ist falsch. Sagt zumindest der Benimmratgeber Knigge. Wir verraten euch, wie Sie sich vor dem ersten Schluck korrekt verhalten und woher eigentlich der Brauch des Anstossens kommt.

Wissen Sie eigentlich warum wir überhaupt anstossen? Der Brauch, der heutzutage auf der ganzen Welt praktiziert wird, geht auf das Mittelalter zurück. Damals war es noch üblich, dass man sich gerne mal gegenseitig vergiftete. Deshalb stiess man die Krüge so fest aneinander, dass die Flüssigkeit vom einen in den anderen Krug hinüberschwappte. Dadurch signalisierte man seinem Gegenüber, dass sich kein Gift im Kelch befindet. Das war im Mittelalter. Heute hat das Anstossen, gottseidank, eine andere Bedeutung. Geselligkeit, Respekt, die Freude am Gläserklingen.

«Prost» oder «Gesundheit» gelten als unhöflich

Trinkzusprüche gibt es viele. Einige sind in gewissen Situationen angebrachter als andere. Während eines formellen Firmenessens oder beim ersten Kennenlernen der Schwiegereltern, sollte man sich mit einem kreativen Trinkspruch lieber zurückhalten. «Stösschen», «Prostata» oder «Hau weg die Scheisse» kommen wahrscheinlich nicht sehr gut an.

Doch «Prost» oder «Gesundheit» sind immer erlaubt, oder? Falsch! Gemäss der Benimmbibel Knigge sind auch die vermeintlichen Toast-Klassiker verpönt. «Prost» stammt aus dem Vulgärlateinischen und bedeutet: «es möge nutzen». Dies wiederum sei nur für Geschäfte mit gegenseitigem Nutzen angebracht.

«Gesundheit» ist gemäss Knigge ebenfalls Tabu. Früher, zur Zeit der Pest, haben Leute bei Niesern oder Hustern Gesundheit gerufen – dabei meinten sie aber ihre eigene Gesundheit. Der alles andere als selbstlose Brauch hat sich im Laufe der Zeit auf das Anstossen übertragen. Heute sollte man das tunlichst vermeiden. Übrigens auch wenn jemand niesst.

Sich beim Prosten den Namen zuzurufen ist eine rein eidgenössische Tugend

Die einzigen vom Knigge erlaubten Trinksprüche sind: «Zum Wohl» oder «Auf ihr Wohl». Doch auch hierbei sollte man sich lieber zurückhalten. Grundsätzlich gilt: Das Glas erheben, sich in die Augen sehen und höflich zunicken.

In der Schweiz ist es zudem üblich, dass man sich beim Zuprosten auch den Namen sagt. Das ist eine rein eidgenössische Tugend. International ist diese Etikette keinesfalls stilvoll. Beim Thema Namen sagt Knigge: «Nennen Sie den Namen höchstens drei Mal am Abend – zur Begrüssung, während eines Gesprächs in der Mitte des Abends und zum Abschied.»

Glas im 10-Grad-Winkel halten

Wie in einem vorherigen Bericht erwähnt , stösst man lediglich mit Wein, Champagner oder Sekt an. Nicht aber mit Bier, Longdrinks, Schnaps oder Kaffee. Doch auch für das korrekte Zusammenstossen von Wein- oder Sektgläsern hat der Knigge klare Regeln aufgestellt:

  • Weingläser werden stets am Stiel oder im unteren Drittel angefasst.
  • Die Gläser nie am oberen Rand zusammenstossen – die Gefahr, dass es Scherben gibt, ist hier sehr gross.
  • Optimal ist, die Gläser in einem Winkel von 10 Grad zu halten und am Bauch mit einem sanften «Ding» zusammen zu stossen.

Wir wünschen zum Wohl (im Zehn-Grad-Winkel)!