Klettersteige in der Schweiz – Nervenkitzel, Sport und Naturerlebnis

In den letzten Jahren wurden auch in den Schweizer Bergen die Klettersteige immer beliebter. Diese Sportart bietet mehr Nervenkitzel und eine grössere Herausforderung als das Bergwandern – gleichzeitig ist das Risiko gegenüber dem herkömmlichen Bergsteigen und Klettern geringer. Klettern verbindet Spass, Sport und Naturerlebnis, und das in luftiger Höhe. Wer sich einmal an einen Klettersteig wagte, kann sich der Faszination kaum entziehen und hat ein neues Hobby, einen neuen Bergsport, für sich entdeckt. Leichtsinn kann aber auch auf Klettersteigen fatale Folgen haben – Selbstüberschätzung ist am Berg grundsätzlich fehl am Platz. Vor allem gibt es auch unter den Klettersteigen einige, die nur sehr erfahrene Kletterer in Angriff nehmen können.

Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengefasst:

Was Sie über Klettersteige wissen sollten

Mit wenigen Worten lässt sich ein Klettersteig so erklären: Es handelt sich um eine Kletterroute in den Bergen, die so angelegt wurde, dass Tritte und Griffe für Sicherheit sorgen. Vorhandene Drahtseile ersetzen das Kletterseil und geben an heiklen Stellen Halt. In der Schweiz gibt es zahlreiche Klettersteige, die nach einer Schwierigkeitsskala gekennzeichnet sind:

  • KS1 – Sehr einfacher Klettersteig, mit Stahlseilen Geländern und Ketten gut abgesicherte, natürliche oder künstliche angelegte Wege oder Felsbänder. Die Strecke kann auch ohne die Sicherungen bewältigt werden. Diese Klettersteige eignen sich perfekt für Einsteiger und für Klettertouren mit Kindern.
  • KS2 – Der Unterschied zum KS1 besteht vor allem darin, dass die Überwindung dieser Strecke etwas anspruchsvoller ist. Ohne Sicherungen würde die Kletterei höher eingestuft.
  • KS3 – Neben den hier vorhandenen Stahlseilen, Trittstiften, Klammern und Eisenleitern braucht es für Klettersteige dieser Kategorie eine gewisse Fitness und Armkraft.
  • KS4 – Nun wird es deutlich anspruchsvoller. Anfänger haben auf diesen Klettersteigen nichts zu suchen. Gesichert wie beim KS3 wird heikles Felsgelände mit teilweise senkrechten Felswänden überwunden. Hierfür braucht es entsprechend viel Armkraft.
  • KS5 – Die streckenweise extrem exponierten und senkrecht im Fels verlaufenden Routen weisen stellenweise kaum Tritte auf und sind oft nur durch Stahlseile gesichert. Wer sich auf diese Klettersteige wagt, muss sehr gut trainiert und ausserdem sehr erfahren sein.
  • KS6 – Diese Routen sind oft aussergewöhnlich lang und schwierig zu überwinden. Mitunter fehlen Tritthilfen komplett. Enorme Armkraft und entsprechende Erfahrung sind Bedingung für diese Touren am teils trittlosen und glatten Felsen.

Eine weitere Schwierigkeitsskala beurteilt zudem die alpinen Rahmenbedingungen. Denn nicht nur die Klettertechnik und Armkraft ist in den Bergen entscheidend: Je höher die Einstufung zwischen KS1 und KS6 ist, desto mehr kommt es darauf an, dass man sich im alpinen und hochalpinen Regionen auskennt. Der Sportler muss in der Lage sein, den Charakter von Wegen und Gelände einschätzen zu können und die nötige Routine für eventuelle Gletscherüberschreitungen und unvorhergesehene Situationen mitbringen.

Die Ausrüstung fürs Klettersteigler

In den Bergsportregionen kann die Ausrüstung gemietet werden. Für Anfänger ist das ohnehin zu empfehlen, um sich mit den für diese Sportart nötigen Utensilien vertraut zu machen. Wen das Kletterfieber gepackt hat, der möchte wahrscheinlich bald eine eigene Ausrüstung besitzen. Schuhe und übrige Bekleidung sind vom Klettersteig abhängig. Natürlich müssen diese grösseren Ansprüchen gerecht werden, je anspruchsvoller der Klettersteig ist. Zur eigenen Sicherheit sollte sowohl die Kleidung wie auch die übrigen Ausrüstung in einem Fachgeschäft mit motiviertem und geschultem Personal gekauft werden. Die Grundausrüstung für den Klettersteig besteht aus einem Helm, Kombigurt, Hüft- und Brustgurt und dem Klettersteigset für die Selbstsicherung. Dieses enthält ein Einfachseil, eine Klettersteigbremse sowie zwei Karabinerhaken, die über Verschlusssicherungen verfügen. Wer damit noch keinerlei Erfahrungen hat, schliesst sich am besten zuerst einer geführten Tour an.

Wichtige Hinweise und Sicherheitstipps

  • Gehen Sie niemals auf einen Klettersteig, wenn schlechtes Wetter oder gar Gewitter vorhergesagt werden. In den Bergen kann sich das Wetter innert kürzester Zeit ändern: Brechen Sie Ihr Vorhaben notfalls ab, auch wenn Sie sich schon lange auf die  Tour freuten und womöglich extra einen Ferientag bezogen haben. Unwetter können auf einem Klettersteig lebensgefährlich sein!
  • Tragen Sie immer einen Helm! Auch dort, wo man normalerweise keinen Steinschlag vermuten würde, können doch einzelne Steine, beispielsweise durch Tiere, gelöst werden.
  • Überschätzen Sie sich nicht. Sie müssen niemanden etwas beweisen, sondern sollen den Tag in der Natur und ihre sportliche Aktivität geniessen. Es ist überhaupt nicht cool, auf Sicherungen zu verzichten. Anderseits kann die technische Sicherung fehlende Kondition und Kraft nicht ersetzen!
  • Steigern Sie sich allmählich und tasten Sie sich langsam an schwierigere Routen heran. Wenn Sie noch nie in exponiertem Gelände und über Abhängen unterwegs waren, wissen Sie nicht, wie Sie beim Blick in die Tiefe reagieren werden. Wird aus Angst ein Weiterklettern unmöglich, bringen Sie sich und ihre Begleiter in grosse Gefahr!
  • Gehen Sie nicht alleine auf Klettersteige und lassen Sie daheim oder im Hotel eine Nachricht zurück, wo Sie unterwegs sein werden.
  • Speichern Sie die wichtigsten Telefonnummern:1. Schweizerische Rettungsflugwacht REGA: 1414
    2. Sanitätsnotruf: 144
    3. Polizeinotruf: 117
    4. Für alle europäischen Länder gibt es eine einheitliche Notrufnummer: 112

Text: Sabine Itting