Die traditionelle Zuger Kirschtorte – ein historisches Schweizer Kulturgut

Die berühmte Zuger Kirschtorte ist eine Kombination aus Destillierkunst und Konditorhandwerk. Sie ist so beliebt, dass man sie inzwischen nicht nur in allen Schweizer Kantonen bekommen kann: Diese köstliche Spezialität aus der Zentralschweiz ist heute weltbekannt. Schweizer Konditoreien erhalten Bestellungen aus vielen Ländern und verschicken die robuste Torte in alle Welt.

Die Geschichte der Zuger Kirschtorte

Erfunden wurde die berühmte Kirschtorte von einem gebürtigen Appenzeller. Konditormeister Heiri Höhn zügelt 1913 im Alter von 24 Jahren von Herisau nach Zug. Hier eröffnete er, zusammen mit seiner Frau Hanna, ein Café und betrieb eine kleine Konditorei. Seine Torten fanden bald Anklang bei den Geschäftsleuten der Stadt und auch ein Hotelier sowie die Wirtin vom „Zugerhof“ wünschten sich etwas Spezielles für ihre Gäste. Die Idee einer in Kirsch getränkten Torte kam dem jungen Konditormeister bereits, als er die vielen blühenden Kirschbäume in der Region sah. Auch die unmittelbar in seiner Nachbarschaft ansässige „Kirschwasser-Gesellschaft Zug“ inspirierte ihn mit ihrer Vielfalt an Kirschwässern. Die Rezeptur seiner Torte änderte immer wieder ein wenig, bis er schliesslich zufrieden war.

Weihnachten 1915 erschien in der Zuger Zeitung das erste Inserat, welches für die Zuger Kirschtorte warb. Es gilt somit offiziell als das Jahr, in dem die Zuger Spezialität erfunden wurde. Später brachten Inserate in der Neuen Zürcher Zeitung noch mehr Aufmerksamkeit und zogen Besucher aus Zürich und den umliegenden Regionen an den Zugersee. Da es nicht möglich war, eine Torte zu patentieren, liess Heiri Höhn seine Zuger Kirschtorte in Bern beim Eidgenössischen Amt für Geistiges Eigentum schützen. Dafür kreierte er eine Schutzmarke, die den Zuger Zytturm zeigt. Erste Auszeichnungen liessen nicht lange auf sich warten: 1923 wurde dem Konditormeister an einer Ausstellung in Luzern eine Goldmedaille verliehen. Die erste internationale Anerkennung folgte 1928, als die Zuger Kirschtorte in London mit einer Silbermedaille geehrt wurde. Es folgten mehrere Goldmedaillen in der Schweiz und im Ausland. Eine ganz besondere Ehre erwies der Wiener Salonmusiker Fritz Mensik, dem Erfinder der inzwischen europaweit bekannten Kirschtorte: Er gastierte immer mal wieder in Zug und überraschte eines Tages mit dem „Zuger Heiri-Höhn-Marsch“.

Andere Konditoren kopierten das Rezept. Deshalb musste sich der Erfinder in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gerichtlich zur Wehr setzen, denn die Konkurrenz warb inzwischen mit „echten Zuger-Kirschtorten“. Im Jahre 1943 übergab er die Schutzrechte sowie sein Geschäft an Jacques Treichler, der bis dahin als Chefkonditor bei ihm tätig war. Dessen Sohn Erich übernahm die Konditorei 1970. Heute ist die „Treichler Zuger Kirschtorten AG“ die Besitzerin.

Zuger Kirschtorte – ein historisches Schweizer Kulturgut

Die vor 101 Jahren erstmals beworbene Zuger Kirschtorte gehört neben dem Zuger Kirsch bis heute zu den berühmtesten Spezialitäten aus dem Kanton Zug. Die Torte ist in vielen Ländern als typisches Schweizer Produkt bekannt. Sogar der Vatikan bestellt für das katholische Oberhaupt regelmässig die Zuger Spezialität. Als traditionelles Nahrungsmittel der Schweiz wurde die Zuger Kirschtorte 2008 in das Inventar des „Kulinarischen Erbes der Schweiz“ aufgenommen.

Und wie wird die Zuger Kirschtorte gemacht?

Die Herstellung der berühmten Kirschtorte ist sehr aufwendig. Die vielen Arbeitsgänge: Das Backen von Biskuit und den Japonaisböden, das Herstellen der Buttercreme und nicht zuletzt natürlich das Eindicken des Zuckergusses mit dem hochprozentigen Zuger Kirsch, erfordern viel Erfahrung. Wenn Sie sich tatsächlich selbst einmal an eine Zuger Kirschtorte wagen möchten, finden Sie im Internet einige Anleitungen. Empfehlenswert ist auch das Betty Bossi Backbuch „Kuchenduft“, welches eine leicht verständliche Schritt für Schritt Anleitung enthält. Während andere Tortenrezepte in dem Buch auf einer Seite Platz haben, nimmt die Kirschtorte gleich zwei in Anspruch.

Wer sich nicht selbst die Mühe machen möchte, eine traditionelle Zuger Kirschtorte zu backen, findet sie heute in vielen guten Konditoreien in der ganzen Schweiz. Am besten schmeckt sie natürlich mit Blick auf den Zugersee oder auf die Häuser der wunderschönen Zuger Altstadt.

Text: Sabine Itting