Macher und Visionär – Patrick Hauser im Fokus: «Für mich geht es nicht darum, ob jemand einen bedeutenden Namen hat oder eine besondere Figur ist.»

Marktindex.ch hat dem Adligenswiler Patrick Hauser einige Fragen gestellt. Lesen Sie im Interview wie der Mitbesitzer vom Hotel Schweizerhof, Luzern und begeisterter Fasnächtler seinen Alltag meistert und was ihm besonders am Herzen liegt. Hotelier, Politiker und Familienmensch Patrick Hauser, geboren 1962, ist mit Leslie Hauser-McGinley verheiratet und Vater von Tochter Andrea (22) und Sohn Thomas (20).

Marktindex: Du und dein Bruder Mike führen das 5-Sterne-Hotel in der 5. Generation mit einem eigenen, modernen und sehr erfolgreichen Stil. Noch nie war der Schweizerhof für alle Luzerner zugänglicher als jetzt. Was meinst Du würden Eure eher konservativen Vorfahren dazu sagen?

Patrick Hauser: Ich bin felsenfest überzeugt, dass die genau so viel Freude am neuen Konzept hätten wie mein Bruder und ich. Besonders gefreut hätten sie sich, dass wir genauso innovativ unterwegs sind wie sie das auch waren. Wir sind auch überzeugt, dass der neue, offene Schweizerhof auch unserem Vater gefallen hätte. Die Öffnung unseres Hauses für die Luzernerinnen und Luzerner haben wir noch zusammen mit ihm, während der zweijährigen Umbaus des Hotels anno 1998 bis 1999, geplant. Wir haben diesen Stil damals auf unsere Fahne und auf ein Papier geschrieben ohne zu ahnen, was das im Einzelnen für die Zukunft des Schweizerhofes bringen würde. Leider ist dann unser Vater während der Bauphase überraschend gestorben und konnte nicht mehr erleben wie die Fasnacht und andere grosse Events den Weg in den modernen Schweizerhof gefunden haben. Es hätte ihm sehr gefallen zu sehen wie das Haus lebt und unser gemeinsames Anliegen Früchte trägt.

Was bedeuten Dir die von verschiedenen branchenkundigen Organisationen eingeheimsten Ehrungen, wie bestes Hotel der Schweiz, Lifetime Award, Best Historic Hotel in Europe?

Es ist eine sicher eine Bestätigung für das was man macht. Es freut uns zu sehen, dass unsere Arbeit nicht nur lokal, sondern auch international gewürdigt wird. Das ist eine grosse Bestätigung. Ich kann mich noch an die erste Zeit nach der Neueröffnung erinnern, wo wir mit Aussagen wie: «das kann so sicher nicht gehen oder wird der Schweizerhof zur Festhütte». Unser Erfolg und die verschiedensten Ehrungen haben uns jedoch gezeigt, das wir mit unserem Konzept doch nicht so falsch lagen, wie einige Voreilige uns weissmachen wollten. Allein die Auszeichnung der Organisation «Historical Hotels Worldwide» die unser Haus, vor fünf grossen europäischen Hotels, mit dem prestigeträchtigen Award des «Best Historic Hotel in Europe» ausgezeichnet hat, zeigt, dass unser Vorgehen auch von berufener Seite mit Wohlwollen wahrgenommen wird.

Was können wir von Eurem Festivalhotel noch spektakuläres erwarten?

Die Ideen werden uns nicht ausgehen. Eine davon betrifft unser Retro Festival im Mai, an welchem wir zum ersten Mal mit unserem eigenen Festival mit zwei Konzerten der britischen Rockband «Foreigner & 21st Century Symphony Orchestra & Chorus» im KKL die Zuschauer begeistern werden. Die Band gehört zu den Erfolgreichsten aller Zeiten und sind zudem für einige der grössten Rock-Melodien der Welt verantwortlich. Es freut uns, dass sie hier bei uns ihr 40-jähriges Band-Jubiläum feiern.

Du und dein Bruder Mike führen zusammen den Schweizerhof. Ganz ehrlich, gibt es da nicht kleinere Hahnenkämpfe wie das Hotel geführt werden soll?

Eigentlich nicht. Mike und ich sind zwei unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Hintergründen und Werdegängen. Somit auch mit unterschiedlichen Ideen die wir in einen Topf werfen können. Nicht zu vergessen ist auch noch die dritte, wichtige Stimme, nämlich die unseres langjährigen Hoteldirektors Clemens Hunziker. Mit den ausdiskutierten Ideen dieser Mischung sind wir bis jetzt immer gut gefahren, ohne unsere Energie bei internen Hahnenkämpfen unnötig verpuffen zu lassen.

Nachdem 1865 die französische Kaiserin Eugénie mit ihrem Besuch den Schweizerhof geadelt hatte und seither viele Prominente es ihr nachgemacht haben, stellt sich die Frage welchen ganz besonderen Gast würdest Du gerne empfangen?

Ich freue mich über jeden Gast, der unser Haus besucht. Für mich geht es nicht darum, ob jemand einen bedeutenden Namen hat oder eine besondere Figur ist. Natürlich ist es spannend eine politische Grösse, einen Star aus Hollywood oder eine Berühmtheit aus der Musikwelt der in unserem Hotel absteigt, begrüssen zu können. Aber es ist ebenso interessant sich mit einer Luzernerin oder einem Luzerner auszutauschen, die sich etwas Gutes gönnen wollen und einen Event bei uns besuchen. Das finde ich ebenso wertvoll. Schlussendlich geht es uns allen hier darum jeden Gast zufriedenzustellen, egal woher er kommt und wer er ist.

Du bist neu als FDP-Kantonsrat in der Legislative des Kantons Luzern. Warum für die FDP?

Da ich genetisch vorbelastet bin musste ich nicht lange überlegen bei welcher Partei ich etwas bewegen möchte. Schon mein Urgrossvater war politisch unterwegs und mein Vater sass im grossen Stadtrat. Beide mit liberalem Gedankengut im Rucksack. So war es nach kurzen Überlegungen keine Frage mich «vo de Fuscht im Sack-Mentalität» zu lösen und bei der FDP zu versuchen mich für unseren Kanton einzusetzen. Im Rat zu sitzen ist eine herausfordernde Zeit in meinem Leben, aber ich bereue keine Minute diesen Weg gewählt zu haben.

Mit deinen gegenwärtigen entgegengesetzten Kontroversen und Ansichten des amtierenden Stadtrates wie, Tourismuszone, Parkhaus Musegg oder dem farbigen Beleuchtungs-Hick Hack im Rücken. Wäre es da nicht besser gewesen im Luzerner Stadtrat Einsitz zu nehmen?

Wäre sicher eine Variante gewesen, aber da hätte ich vor den Wahlen noch von Adligenswil in die Stadt zügeln müssen. Das war der Grund das ich mich für die kantonale Ebene entschieden habe und mich aber im Wahlkreis der Stadt zur Wahl gestellt habe und hier in den Kantonsrat gewählt worden bin. Ich aber sicher das unsere Arbeit im Kantonsrat auch auf die Stadt ausstrahlt. Ein Beispiel ist gegenwärtig im Bereich Verkehr das Projekt «Gesamtsystem Bypass Luzern» mit der berühmten Spange Nord das in beiden Räten zu heissen Diskussionen führt. Hier kann man sehen, dass viele heutige Probleme die Stadt alleine die nicht lösen kann und der beste Weg nur mit übergeordneten Strukturen und vereinten Kräften zu finden ist. Ich bin sicher, dass ich mich auch im Kantonsrat für die Stadt einsetzen kann, wenn auch auf kantonaler Ebene.

Gehen Dir die ständigen Reiberein mit der Obrigkeit nicht manchmal auf die Nerven?

Auf die Nerven gehen ist ein zu starker Ausdruck. Natürlich wäre es manchmal erfreulicher man könnte Sachen, für die man allgemein geschätzt und von vielen Seiten gelobt wird, einfacher realisieren. Aber unser System ist halt so, dass viele Leute mitreden können, was geht und was nicht geht. Für mich wird es in dem Moment störend wenn ein Entscheid einen Eingriff ins persönliche Eigentum bedeutet und ich das Gefühl bekomme es würde nicht überall mit den gleichen Ellen gemessen. In unserem Fall scheint es ein Nachteil zu sein, dass man früher hier den Boden aufschütten durfte um das Hotel zu bauen, während auf der gegenüberliegenden Werftseite farbige Fenster gestattet sind und sollte es mit dem Tourismus, was ich nicht herbeireden will, bergab gehen wäre es auf der Seite kein Problem das heutige Hotel in Wohn-oder Büroräume umzunutzen. An unserer Lage geht das scheinbar nicht, da stellt man sich manchmal schon die einte oder andere Frage.

Aber das ist unser gewähltes System mit dem wir Bürger uns auseinandersetzen müssen. Zum Glück gibt es Rechtsmittel die eingesetzt werden können um zu versuchen Korrekturen zu erreichen.

Noch nie mit einer anderen Partei geliebäugelt?

Absolut nicht. Ich bin felsenfest überzeugt in der richtigen Partei zu sein. Wir versuchen eine verantwortungsvolle Politik zu machen und Lösungen herbeizuführen, die eine Mehrheit für gut befindet. Natürlich wäre es manchmal verlockend mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu sagen, so nicht! Aber damit ist die richtige Lösung auch nicht gefunden. Den Weg den wir mit unserer Arbeit beschreiten ist schlussendlich eher von Erfolg gekrönt.

Wäre der Weg ist Bundeshaus nicht ein schönes Ziel für dich?

Man spricht von einem zeitlichen Aufwand für einen National- oder Ständerat von mindestens fünfzig Prozent und das könnte ich mir gegenwärtig nicht vorstellen. Da ist mir Luzern und unser Haus zu lieb und zu wichtig, als dass ich mir vorstellen könnte mich die Hälfte meiner Zeit davon zu verabschieden. Aber wer weiss schon was die Zukunft bringt, absolut ausschliessen will ich diesen Gedanken daher nicht.

In diesem Jahr bist der amtierende Luzerner Fasnachtskomiteepräsident und vertrittst da die Farben der Zunft zu Safran. Warum nicht für die Weyzunft, Fidelitas oder Maskenliebhabergesellschaft?

Gute Frage. Vom politischen Gedankengut her, hätte ich mich eigentlich, wie mein Bruder, für die Maskenliebhaber-Gesellschaft entscheiden können. Aber wie bei der Wahl in die FDP haben auch hier die Zugehörigkeit meines Ururgrossvaters und Vaters, die beide Zünftler der Zunft zu Safran waren, mir den Entscheid leichtgemacht. Ich wurde 2004, auf Vaters Schild, in die Safranzunft aufgenommen, wo ich nicht nur den fasnächtlichen Freuden frönen kann, sondern, was mir auch sehr wichtig ist, meine Freude an der Pflege althergebrachter Traditionen leben kann. In meiner Zeit im LFK habe ich nun auch das Gedankengut der MLG, Fidelitas und Weyzunft erfahren dürfen und ich meine, dass ich auch dort gute Freunde und Traditionen kennengelernt hätte. Trotzdem bin ich froh, dass es so ist wie es ist.

Auch dein Bruder Mike übernimmt in zwei Jahren den «Knorri Marroni», das Zepter des LFK, aber für die Maskenliebhaber. Zufall oder gegensätzliche Ansichten über die Luzerner Fasnacht?

Trotzdem mein Bruder in einer anderen Gesellschaft zu Hause ist, die auch die Luzerner Fasnacht auf ihre Fahnen geschrieben hat, haben wir keine gegensätzlichen fasnächtlichen Ansichten. Wir haben es aber immer so gehalten, dass wir möglichst nie den gleichen Organisationen beigetreten sind. Ich bin überzeugt, dass er, wenn er in zwei Jahren das fasnächtliche Zepter des LFK schwingt, vieles anders machen wird als ich, aber auch er wird unsere fasnächtlichen Werte hochhalten. Er wird ein spannendes Jahr erleben dürfen, feiert doch in seinem Jahr die MLG ihr 200-jähriges Bestehen, da wird wohl so manche Nacht ein Morgengrauen erleben.

Haben das eure Hotelgäste Gäste gemerkt, dass der meistens in edlem schwarz gekleidete Hotelier zum Fasnächtler mutierte?

Während der Fasnachtszeit hat man sicher bemerkt, dass ich viel weniger im Hotel anwesend war. Meine Arbeitszeit im Hotel wurde durch mein Dabeisein im Safran Umzugskomitee, dem LFK- Määrtkomitee und jetzt als LFK-Präsident meistens in lange Arbeitszeiten während der Nacht abgelöst. Da sich aber in den letzten Jahren die fasnächtlichen Anlässe im Schweizerhof vermehrfacht haben, konnte ich mich auch von Amtes wegen bei meinen Gästen zeigen. Dass die Luzerner Fasnacht im Schweizerhof Einzug gehalten ist in den Fritschispielen der Safranzunft zu ergründen. Das Ende des Umzuges durch die Stadt fand jeweils der Schluss, hier im Zeugheer-Saal statt, wo auch die Kleinformation «Fortissimo» eine Rolle spielte. An der Bar, nach dem zweiten oder dritten Bier ist dann die Idee entstanden am Güdismontag ein Kleinformationen-Festival auf die Beine zu stellen. Ab da folgten die Anlässe Schlag auf Schlag. Ball der Zunft zu Safran am Schmutzigen Donnerstag, Goldige Grend der MLG, Weyzunft Morgenessen, Gönnerkonzerte der verschiedensten Guggenmusigen und vieles mehr. Der Schweizerhof ist heute zu einer Hochburg der Luzerner Fasnacht geworden.

Ich weiss, dass du dich auch nie gescheut hast als Vollmaske die Fasnacht zu beleben. In was für eine Figur hast du dich am liebsten verwandelt?

In sehr unterschiedliche. Ich hatte nie wiederkehrende Kostüme. Mir war es immer wichtig, dass ich ein Gegenüber Piesacken konnte ohne, dass man mich nicht erkannte, in welcher Gestalt auch immer. Das hat mich immer fasziniert.

Für die Luzerner Fasnächtler ist es fast sicher, dass dein Amt als LFKP noch nicht das Ende deiner fasnächtlichen Fahnenstange ist. Würde dich denn das Amt des Zunftmeisters der Zunft zu Safran reizen?

Auf diese Frage zog Patrick Hauser verständlicherweise den ihm zustehenden Joker.

Marktindex.ch und Heinz Steimann danken Patrick Hauser für dieses Interview.

Selfie: Heinz Steimann und Patrick Hauser