Das kleine Kyburg im Zürcher Bezirk Pfäffikon fusionierte am 1. Januar 2016 mit der Gemeinde Illnau-Effretikon. Kyburg selbst hat nur rund 400 Einwohner. Der Ort liegt auf 640 m ü. M., in der Nähe von Winterthur, umgeben von Landwirtschaftsgebiet und Wald. Seine Geschichte ist eng mit der des gleichnamigen Schlosses verbunden. Das Gemeindewappen zeigt auf schwarzem Grund einen goldenen Schrägbalken und zwei goldene Löwen. Vorbild war das Wappen des Grafen zu Kyburg.

Die Geschichte von Schloss Kyburg

Archäologische Untersuchungen ergaben, dass unter dem Burggelände bereits eine Wehranlage aus Erde und Holz bestanden hatte. Schloss Kyburg wurde erstmals 1027 im Zusammenhang mit der Belagerung durch Kaiser Konrad urkundlich erwähnt. Es war ursprünglich als Fluchtburg erbaut worden: Die Lage mitten in einem Waldgebiet bot ausreichend Schutz vor Reiterheeren. 1079 soll es jedoch durch Abt. Ulrich II. von St. Gallen zerstört worden sein. Durch Heirat wurde Hartmann von Dillingen neuer Burgherr und baute die Festung weiter aus. Er ernannte sich selbst zum Grafen von Kyburg und gründete damit eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter des Schweizer Mittellandes, neben den Habsburgern und Savoyern. Durch geschickt gewählte Heiraten sowie beträchtliche Erbschaften konnten in der Folge die Kyburger ihren Besitz zumeist friedlich vermehren. Grafen von Kyburg gründeten übrigens die Städte Winterthur, Diessenhofen, Aarau und Frauenfeld.

Nachdem 1264 der letzte Kyburger verstorben war, sicherte sich Rudolf von Habsburg das Erbe, bis die Kyburg im 15. Jahrhundert in den Besitz der Zürcher gelangte. Diese setzten Vögte auf der Burg ein, die zwischen 1425 und 1798 mit strengem Gericht für die Einhaltung der Gesetze sorgten und die Steuern eintrieben. Bis 1831 erfüllte das Schloss Verwaltungsfunktionen, bis es schliesslich versteigert wurde. Es folgten verschiedene private Besitzer. Der polnische Graf v. Sobansky verbrachte hier die letzten Jahre seines Lebens.

Schon seit 1865 kann das Schloss Kyburg besichtigt werden. Es wurde von dem Privatmann Matthäus Pfau als erstes Schweizer Burgmuseum eröffnet.  Der Kanton Zürich kaufte es 1917 zurück und stellte es bis 1999 für eine Ausstellung zur Verfügung. Bis heute betreut der Verein „Museum Schloss Kyburg“ das Museum. 2001 folgte die Einweihung des schönen Gartens der Frau Landvögtin. Hier gedeihen Gemüse, Heilkräuter, Gewürzpflanzen und blühen herrliche Blumen.

Schloss Kyburg – ein lohnenswertes Ausflugsziel

Die bemerkenswert gut erhaltene Burganlage ermöglicht heute spannende Einblicke in das ehemalige Burgleben. Die Räumlichkeiten können entweder individuell oder im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Schloss Kyburg ist ein beliebtes Ziel für Schulreisen. Je nach Altersgruppe werden kindgerechte Führungen angeboten, die schon die Jüngsten fesseln. Für Kinder im Vorschulalter bis zur Mittelstufe ist eine Märchenprinzessin neben den edlen Rittern das Thema. Das Märchen vom „Froschkönig“ diente als Grundlage für die Führung der jüngsten Burgfräuleins und Ritter. Sie dürfen der Prinzessin einen Namen geben, sich verkleiden und einen mittelalterlichen Tanz für den König einstudieren. Ein besonderer Nervenkitzel ist aber ganz klar der Besuch im Turm, von wo man hinunter ins Verliess schauen kann: Dort wird bis heute ein riesiger Drache gefangen gehalten! Er ist aber gut gesichert und kann nicht herausklettern.

Führungen für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene zeigen das Burgleben natürlich von einer anderen Seite. Die Geschichte der Burg, Architektur und Archäologie stehen hier im Mittelpunkt.  Gruppen können nach Voranmeldung Führungen zu verschiedenen Themen buchen:

  • Die Landvogtzeit
  • Frauen auf der Kyburg
  • Die Kyburg und das Mittelalter
  • 800 Jahre Leben auf Schloss Kyburg

Für Besucher, welche die Burg auf eigene Faust erkunden möchten, werden am Empfang Begleithefte abgegeben. Der Faszination des Mittelalters kann sich kaum jemand entziehen. Da verwundert es nicht, dass auch bei schlechtem Wetter viele Besucher zur uralten Burganlage kommen. Sie gehört zu den beliebtesten Zielen für Familienausflüge. Zu den Highlights zählen die komplett eingerichtete Burgküche, das Schlafgemach, die Folterkammern mit der Eisernen Jungfrau, ein animiertes Ritterfest und vieles mehr. Verschiedene Veranstaltungen wie Erzählnachmittage, Gespensterrundgänge oder Figurentheater sollen das historische Interesse der Kinder wecken. Das dürfte in dieser Umgebung und bei den tollen Programmen bestimmt nicht schwerfallen!

Die Anreise zu Schloss Kyburg

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, nach Kyburg zu gelangen:

  • Mit der S-Bahn bis Effretikon und dort auf den Bus umsteigen.
  • Mit der S-Bahn bis Sennhof-Kyburg und von dort in ca. 45 Minuten zur Burg spazieren.
  • Verschiedene Wanderwege führen ebenfalls nach Kyburg. Ein abwechslungsreicher Wanderweg verläuft von Kemptthal in gut 2 ½ Stunden nach Sennhof. Unterwegs finden Sie schöne Grillierstellen und können eine längere Pause einplanen, um ausgiebig die alten Gemäuer und das damalige Leben auf der Burg kennenzulernen. Diese Wanderung kann, sofern kein Schnee liegt, das ganze Jahr über unternommen werden.

Allgemeine Informationen

  • Sie erreichen das Museum Schloss Kyburg unter der Nummer 041 52 232 46 64 oder per Mail: [email protected]
  • Die Webadresse lautet www.schlosskyburg.ch
  • Die Burg kann von Dienstag bis Sonntag besucht werden. Bitte informieren Sie sich auf der Webseite über die genauen Öffnungszeiten.

Text Sabine Itting