Der Schweizer Jura – ein Paradies für Wanderer und Velofahrer

In der ganzen Welt hat man ein Bild von der Schweiz vor Augen: schneebedeckte Berge und Kühe auf saftigen Weiden. Ein anderes Gebirge, welches immerhin ca. 20 Prozent der Landesfläche einnimmt, findet dagegen weniger Beachtung oder ist im Ausland gar unbekannt: Der Jura. Wer diese Region jedoch erst einmal für sich entdeckt hat, kommt nur schwer wieder von ihr los. Es ist ein fantastisches Gebiet für Wanderer und Velofahrer, welches auch bezüglich kulinarischen Genüssen und Kultur enorm viel zu bieten hat.

Allgemeines

Der Jura zieht sich vom Grossraum Zürich bis nach Chambéry. Das ist in der Nähe von Genf, jedoch schon in Frankreich gelegen. Er erstreckt sich durch die Kantone Zürich, Aargau, Solothurn, Neuchàtel, Waadt, den gleichnamigen Kanton Jura und die Region des Berner Juras. So unterschiedlich wie diese Kantone, sind natürlich auch die einzelnen Abschnitte des Juras. Die Unterschiede zeigen sich nicht nur landschaftlich, sondern auch in der Architektur, der Kultur und nicht zuletzt in der Sprache. Das Landschaftsbild zeigt Falten- und Tafeljura. Der Faltenjura bestimmt den grössten Teil des Gebirges.

Die Natur des Juras

Kaum ist der Schnee geschmolzen, verwandeln sich im Frühjahr die Wiesen und Weiden des Juras in ein Blumenmeer. Die typischen Frühlingsboten: Krokusse, Narzissen, Schlüsselblüemli und Primeln gedeihen hier üppig. Die Herbstzeitlosen beenden den Blumenreigen des Jahres. Dort, wo es feuchte und sumpfige Böden vorfindet, leuchtet das Wollgras mit seinen weissen Tupfen zwischen dem Grün der Wiesen. Wie vielerorts in der Schweiz, so sind fast im gesamten Jura Vertreter der Orchideenfamilie anzutreffen. Neben Knabenkraut und Sumpfwurzarten, gibt hier auch Männertreu, der nur wenige Wochen im Sommer blüht. Je nach Region können Sie im Jura Pflanzen finden, die alpine Standorte bevorzugen. Allen voran sind dies zahlreiche Arten des Enzians. Auch der Gelbe Enzian kommt im Jura vor. In den Wäldern fühlen sich Akeleien wohl und mit etwas Glück, kann auch der Türkenbund entdeckt werden.

Auch die Tierwelt des Juras ist vielseitig und einige Tierarten, die in der Schweiz nur noch selten anzutreffen sind, wurden hier schon gesehen. So finden Auerhahn und Haselhuhn in der ursprünglichen Landschaft ein zu Hause. Auch einige Wildkatzen sind im Jura heimisch. Neben Gämsen ist noch ein anderer alpiner Bewohner im Jura daheim: In der Region des Creux du Van können mit etwas Glück Steinböcke beobachtet werden.

Wandern im Jura

Der Jura ist ein Paradies für Wanderer. Ob Tagesausflug, Wochenende oder Ferien: Von gemütlichen Genusswanderungen bis Fernwanderungen ist hier alles möglich:

  • Der Jurahöhenweg startet vor den Toren von Zürich, nämlich in Dielsdorf, und zieht sich über 300 Kilometer bis in die Region des Genfersees. Wer den gesamten Weg wandern möchte, sollte mindestens zwei Wochen einplanen. Übrigens sind Sie hier auf dem ältesten Schweizer Höhenweg unterwegs.
  • Ein anderer Weitwanderweg, der Trans Swiss Trail verläuft ein Stück, nämlich 6 seiner 31 Etappen, durch den Jura.
  • Wie Sie es von den Alpen gewohnt sind, sind die Wanderwege auch im Jura perfekt ausgeschildert. Allerdings gibt es hier zusätzlich die rot-gelbe Markierung in Rautenform. Sie gilt dem Jura Höhenweg. Aber aufgepasst: Auch die Wildschutzgebiete sind mit rot-gelber Farbe, jedoch als Rechteck, gekennzeichnet. Folgen Sie diesen auf keinen Fall, denn sie führen in unwegsames Gebiet!
  • Viele  gut beschriebene Wandervorschläge finden Sie im Internet, zum Beispiel auf der Seite Jura & Drei-Seen-Land.

Tipps und Informationen

  • Besonders im französischsprachigen Teil des Juras lohnt es sich, in einer der vielen Gasthäuser und kleinen Beizen Rast zu machen. Die Gerichte sind vorzüglich und gesund: Allgemein werden für die Zubereitung der Speisen regionale Produkte, oft sogar vom eigenen Hof, verwendet. Der Wein aus der Region ist hervorragend! Und auch für seinen Sekt ist der Jura bekannt.
  • Wer längere Zeit in den Regionen von Neuchàtel, Waadt, Jura und dem Berner Jura unterwegs ist, sollte französische Sprachkenntnisse haben. Touristen gehen oft davon aus, dass überall in der Schweiz zumindest ein wenig Deutsch gesprochen wird. Das ist aber nicht der Fall!
  • Zum Übernachten bieten sich Gasthäuser in den Städten und Dörfern an. Hütten wie in den Alpen findet man hier nicht. Camping ist nur auf öffentlichen Campingplätzen erlaubt.
  • Für Wanderferien im Jura sollte Zeit eingeplant werden, um einige der Städte unterwegs zu besuchen. Solothurn gilt als schönste Barockstadt der Schweiz, Porrentruy hat eine wundervolle, sehenswerte Altstadt mit pittoresken, engen Gassen. Am Ufer des Neuenburgersees ist der Besuch der Burg von Grandson sehr zu empfehlen. Das sind nur ein paar Beispiele aus einer Fülle von Sehenswürdigkeiten für kulturinteressierte Jurabesucher.
  • Alle Ortschaften und Ausgangspunkte von Wandertouren sind problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Text: Sabine Itting