Der Granatapfel – ein exotisches Multitalent

Er ist ein eher unscheinbarer Vertreter in der Obstschale – bis er aufgeschnitten wird! Dann funkeln seine zuckersüssen Kerne wie wunderschöne, wertvolle Granatnuggets. Nicht nur Feinschmecker und Gesundheitsbewusste haben die Vorzüge des Granatapfels längst entdeckt, auch die Naturkosmetik schätzt seine wertvollen Inhaltsstoffe.

Die Herkunft des Granatapfels

Die exotische, rote Frucht wird sowohl in der Mythologie wie auch in der Religion erwähnt. Sie wurde schon im antiken Griechenland und im Orient als Symbol der Fruchtbarkeit und ewiger Jugend verehrt. Im alten Ägypten legte man den Verstorbenen Granatäpfel mit ins Grab. Die griechische Mythologie weiss von einem Streit zwischen den Schönheiten Athene, Hera und Aphrodite zu berichten, den der Trojaner Paris beendete, indem er Göttin Aphrodite einen Granatapfel überreichte. Die Bibel erwähnt die Frucht ebenfalls (unter anderem), in Verbindung mit der Schönheit einer Frau, nachzulesen im Hohelied Salomons. Ausserdem soll sie so viele Kerne, wie das Alte Testament Gesetze haben. Auch im Koran wird der Granatapfel mehrfach erwähnt. In vielen Regionen der Erde taucht die einzigartige rote Frucht in uralten Abbildungen oder Schriftstücken auf. Sie inspirierte Maler und Dichter von Europa über den Nahen Osten bis ins ferne China. In die Schweiz kam sie bereits mit den Römern vor etwa 2000 Jahren. Der Beweis dafür wurde im Kanton Aargau während der Ausgrabungen im Legionslager Vindonissa gefunden.

Ursprünglich stammt der Granatapfel wahrscheinlich aus Mittelasien. Inzwischen wird er häufig im Mittelmeerraum angebaut. In Herbst und Winter kommt er aus Spanien und Italien in unsere Läden. Früchte, die wir in der übrigen Zeit in der Schweiz kaufen können, stammen aus Nordafrika oder Israel. Auch wenn der allgemeine Trend zu regionalen Produkten geht: Der exotische Granatapfel wächst leider nicht bei uns.

Eine Frucht für alle Sinne

Beim Anblick der tiefroten Perlen, die nach dem Aufschneiden im Inneren des Granatapfels zum Vorschein kommen, mag man kaum glauben, dass die Farbe echt ist. Spitzenköche und kreative Hobbyköche schätzen jedoch nicht nur das Aussehen, sondern wissen um die gesundheitsfördernden Eigenschaften und den speziellen Geschmack. Die Fruchtkerne sind süss bis süss-sauer, ähnlich den Johannisbeeren, aber fester. Sie verleihen den Speisen einen Hauch Luxus, schliesslich sehen sie dem Granat, einen der beliebtesten Halbedelsteine, zum Verwechseln ähnlich.

Naturmedizin, verpackt in robuster, dicker Schale

Seit Jahrtausenden wird der Granatapfel aufgrund seiner heilenden, gesundheitsfördernden Wirkung geschätzt. Die Inhaltstoffe der paradiesischen Frucht beschäftigen Wissenschaftler immer wieder. Bis heute gibt es keine verlässlichen Erkenntnisse, wie wirksam sie wirklich ist und wie oft sie verzehrt werden sollte. Persönliche Erfahrungen, über die an Naturmedizin interessierte Menschen in Internetforen und in persönlichen Gesprächen berichten, sprechen jedoch dafür, den Granatapfel regelmässig zu geniessen.

Das sind seine wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe:

  • Kalium (wichtig für Nerven, Muskeln und Herz)
  • Kalzium (stärkt die Knochen, wird für Muskeln, Herz, Blutgerinnung und den Stoffwechsel benötigt)
  • Eisen (versorgt die Zellen mit Sauerstoff und ist für die Blutbildung unerlässlich)
  • Antioxidantien (schützen die Körperzellen vor Umwelteinflüssen und wirken entzündungshemmend)
  • Ausserdem enthält der Granatapfel B-Vitamine, Spurenelemente und eine eher unbedeutende Menge Vitamin C.

Lagerung und Zubereitung des Granatapfels

Der Granatapfel ist ein richtiges Multitalent. Er passt zu Wildgerichten, in Süssspeisen, Smoothies, Salate, Getränke, orientalische Gerichte, Curry, Marmeladen, Essig und Kuchen.

Er kann bei Zimmertemperatur bis zu drei Wochen gelagert werden, jedoch reift er nach der Ernte nicht mehr nach. Auch wenn die ledrige Schale schon leicht verschrumpelt aussieht, ist die Frucht noch geniessbar.

Wie bekommt man die Kerne aus dem Granatapfel? Dazu lassen sich jede Menge Tipps finden, von denen jedoch nicht alle etwas taugen. Das Wichtigste gleich vornweg: Machen Sie sich nicht mit Ihrem Lieblings-T-Shirt ans Werk. Der Saft des Granatapfels lässt sich nicht auswaschen! Was auf unserer Kleidung sehr ärgerlich ist, wird anderswo in der Welt genutzt: In Indien und im Iran weiss man um die Haltbarkeit der herrlich roten Farbe, mit der sich Teppiche und Wolle zuverlässig färben lassen.

So kommen Sie an die saftigen Perlen: Auf keinen Fall sollten Sie den Granatapfel schälen. Oft wird empfohlen, die Frucht in der Mitte durchzuschneiden, sie über einer Schüssel umzudrehen und auf die Rückseite zu klopfen, damit die Kerne herausfallen. Das gelingt aber nicht immer. Versuchen Sie folgende Variante:

  • Den Granatapfel vierteln.
  • Die einzelnen Teile mit den Kernen nach unten über einen tiefen Teller oder eine Schüssel halten. Nun die Schale biegen, wobei die meisten Kerne herausfallen.
  • Sie können mit dem Finger oder einem Löffel leicht nachhelfen. Da die Kerne fest sind, sollte kein Saft spritzen oder die Finger verfärben. Wenn das trotzdem einmal passiert, waschen Sie die Hände gleich danach, von der Haut lässt sich die Farbe gut entfernen.

Die exotische Frucht in der Naturkosmetik

In Naturapotheken und Drogerien finden Sie eine Reihe an Pflegeprodukten, die sich die Wirkung des Granatapfels zunutze machen. Er hat eine tonisierende Wirkung auf die Haut und ist ein hervorragendes Anti-Aging-Mittel. Natürlich können Sie Gesichtspflege auch selber machen. Zum Beispiel eine wirksame Maske, die der Haut viel Feuchtigkeit zuführt:

  • Je 2 – 3  TL Honig, Nature Joghurt und zerdrückte Granatapfelkerne vermischen.
  • Auf die gereinigte Haut von Gesicht und Dekolleté auftragen und mindestens eine Viertelstunde einwirken lassen.
  • Mit lauwarmem Wasser abwaschen.

Vergessen Sie dabei aber nicht, dass, wie bereits erwähnt, sich Flecken aus Textilien nicht entfernen lassen!

Text: Sabine Itting