Die Hoffnung auf ein neues Zeitalter

Nun trainiert also Markus Babbel neu als Trainer den FC Luzern. Nach rund eineinhalb-wöchiger Suche konnte Alex Frei – Sportchef des FC Luzern – einen grossen Namen vorstellen, der nun die Geschicke des Klubs von der Seitenlinie aus steuern wird. Die Qualitäten des neuen FCL-Trainers sind umstritten, die Kritik lässt schon vor dem ersten Spiel nicht lange auf sich warten. Doch Hoffnung auf ein neues Zeitalter ist mit diesem Trainerwechsel durchaus angebracht. Ein Kommentar:

Während die Fans gespannt sind auf die ersten Auftritte des Teams unter dem neuen Coach, hat der Sportchef eine turbulente Zeit hinter sich. Alex Frei erlebte in den letzten Wochen das, was ihn eine ganze Karriere lang bereits begleitet: Wertschätzung in der Öffentlichkeit muss er sich doppelt so hart erarbeiten wie manch anderer und bei Fehlschlägen gilt es, Häme und Kritik einzustecken.

Den vor kurzem entlassenen Trainer Carlos Bernegger zu installieren war mutig, die Idee dahinter richtig. Man arbeitete mit einem früheren Jugend-Coach, legte sich ein klares Spielkonzept auf und war bereit, diesem alles unterzuordnen. Schlussendlich ist Bernegger gescheitert – und damit auch Freis erster Versuch dem FC Luzern ein neues Gesicht zu verpassen. Doch die Häme ist ungerechtfertigt. Zu scheitern ist Teil des Sports, entscheidend ist es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und sich zurück zu kämpfen.

Doch eine zweite Chance wird Alex Frei kaum eingeräumt. Der Tagesanzeiger sieht den FC Luzern „gleich in der nächsten Krise“ und wirft Frei Kungelei vor, weil er und Babbel denselben Berater haben. Dabei wurde Frei eben auch aufgrund seines starken Netzwerks als Sportchef verpflichtet – nun soll er dieses auch nutzen.

Der Tagesanzeiger stänkert weiter, der FCL hätte doch besser „auf einen Feuerwehrmann, der den Schweizer Fussball in- und auswendig kennt“ gesetzt. Beispiele aus dem Artikel gefällig? Schällibaum, Ponte, Rueda, Andermatt und natürlich der unvermeidbare René Van Eck. Doch genau da liegt das Problem: Trainer von diesem Kaliber und mit ähnlichem Profil waren in der Vergangenheit zur Genüge tätig bei Luzern (Komornicki, Fringer, Morinini, Sforza, Van Eck, Schönenberger, Zaugg, Ponte, Egli usw.)

Was ist das Resultat dieser ständigen Feuerwehr-Übungen? Alex Frei hat es in einem viel beachteten Teleclub-Interview gesagt: Der Verein existiert seit 1901 und hat in dieser Zeit drei nationale Titel gewonnen – den letzten im Jahr 1992. Der FC Luzern ist neben den Berner Young Boys das Schweizer Profi-Team, das in den letzten Jahrzehnten am wenigsten aus seinen Möglichkeiten gemacht hat.

Leider hat Frei aus der völlig korrekten Analyse den falschen Schluss gezogen, dass die Ansprüche des Umfelds zu hoch seien. Es waren die Resultate, die in der Vergangenheit schlicht nicht genügten – unabhängig von den Ansprüchen. Ausserdem weiss jeder Sportler: Gerade die hohen Ansprüche machen einen guten Fussball-Club aus – und auch grosse Fussballer, wie es Alex Frei und Markus Babbel waren.

Markus Babbel hat nun die Chance, eine neue Ära aufzubauen. Die Voraussetzungen sind nicht schlechter als beispielsweise bei den wesentlich erfolgreicheren Zürcher Clubs. Ausserdem sind mit der Verpflichtung von Frei bereits Dinge geschehen, die als Basis für eine erfolgreiche Zukunft dienen können. Die Investoren halten sich öffentlich angenehm zurück und als primäres Ziel wird nicht ausgegeben, in dieser Saison die Klasse zu halten, sondern den eingeschlagenen langfristigen Weg weiterzugehen.

Man engagierte einen Trainer, der ein neues Profil für einen FCL-Coach aufweist: International, erfahren und mit einer gewissen Strahlkraft. Deshalb war Markus Babbel die richtige Wahl und wird sich hoffentlich noch als Glücksfall erweisen. Die Fans hoffen jedenfalls darauf, dass folgende jahrelangen Versprechen nun endlich eingehalten werden:

  1. Einbauen von jungen Spielern in die erste Mannschaft
  2. Die langfristige Einführung eines Spielkonzepts
  3. Eine verstärkte Allianz mit den Fans
  4. Der Drang endlich der Mittelmässigkeit zu entfliehen
    Allzu viel Zeit wird Babbel für den Turn-Around leider nicht haben, das hat die Medienberichterstattung der letzten Wochen gezeigt. Ein Sieg am Sonntag gegen Vaduz wäre jedenfalls ein guter Anfang für einen Neustart.