Den Teufel vertreiben oder sich höllisch amüsieren: Warum wir uns an der Fasnacht verkleiden

Ob Pirat, Schreckgespenst und Tier: Kostüme und Masken gehören zur Luzerner Fasnacht wie Konfetti und Guggenmusik. Klar, es macht grossen Spass in eine andere Rolle zu schlüpfen. Aber ursprünglich verkleideten sich die Menschen zur Fasnacht nicht zum Vergnügen, sondern um böse Geister zu vertreiben.

Die heutige Fasnacht hat eine lange Tradition, die bereits im antiken Rom ihren Anfang fand. Beim Saturnalienfest wurde für einen Tag die gesellschaftlichen Rollen getauscht. Vornehme Herren mussten ihren Sklaven zu Diensten sein, Sklaven durften sich bedienen lassen und ungestraft Witze reissen und Missstände ansprechen. Diese Tradition lebt in der Büttenrede in deutschen Raum und den Basler Schnitzelbänken weiter.

Schreckliche Verkleidungen gegen böse Wintergeister

Weiter fanden auch Elemente des Frühlingsfests der Germanen Einzug in unsere heutige Fasnachts-Tradition. Um die bösen Wintergeister zu vertreiben setzten sich die Germanen schreckliche Masken auf und veranstalteten mit Trommeln, Schellen und Rasseln einen Höllenkrach.

Mit dem Siegeszug der katholischen Kirche wurden im Mittelalter viele heidnische Bräuche zwar übernommen, aber so umgedeutet, dass sie in die christliche Weltordnung passten. Statt böser Wintergeister vertrieben die maskierten und lärmenden Bürger zur Fasnachtszeit nun einfach den Teufel. Zudem etablierte sich das Fest zunehmend als Vorbereitung auf die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Fas(t)nacht: Der Begriff setzt sich nämlich aus dem althochdeutschen Wort «fasta» (fasten) und «naht» (Nacht) zusammen. Während die Fasnacht dem Wortlaut nach früher nur einen Tag umfasste, wurde schon bald eine ganze Woche daraus. Seit dem 15. Jahrhundert dauert die Fasnacht offiziell vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch.

Höllischer Spass vor der Fastenzeit

Die Fastenzeit war eine Zeit der Entbehrung. Nicht nur tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milch sondern auch Alkohol und körperliche Genüsse waren für 40 Tage untersagt. So zogen die Bürger der Städte im Laufe der Zeit zwar noch immer lärmend und verkleidet durch die Gassen. Aber weniger um den Teufel zu verjagen, sondern um vor der kargen Fastenzeit noch einmal höllisch Spass zu haben. Sprich: Exzessiv zu trinken, zu schlemmen und hemmungslos zu flirten. Und das je oller, desto toller: Die abergläubischen Menschen der damaligen Zeit waren nämlich der festen Überzeugung, dass die Ernte umso reicher würde, desto ausgelassener und üppiger die Fasnachtszeit gefeiert wurde.

Heutzutage wird wohl kaum ein begeisterter Fasnächtler die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern einhalten. Viele nutzen die 5. Jahreszeit aber nichtsdestotrotz noch immer wie die Menschen im Mittelalter: Um verkleidet einen Höllenlärm zu machen, exzessiv zu trinken, zu schlemmen und hemmungslos zu flirten. Nur halt einfach grundlos.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine schöne Fasnacht!


Bilder: www.lfk.ch  /  Text: Sabine Simmen