Interview mit Roli Fischer, Präsident des Lozärner Fasnachtskomitees

Rüüüdige Fasnacht 2020

Roland Fischer, Mitglied der Fidelitas Lucernensis, führt als Präsident des Luzerner Fasnachtskomitee die Delegierten der vier im LFK vertretenen Mitglieder durch die Wirren der Lozärner Fasnacht. Es gilt einen Umzug mit rekordverdächtigen 40 Nummern «Löcke los» ans Ziel zu bringen und genug Häxetee, Kafi Huereaff und EICHHOF-Bier unter die Egg und Buobematt zu leiten. Natürlich ist er nicht verantwortlich, Silvia und Isa, die Sängerinnen des heurigen Fasnachts-Hit «Konfetti im Haar», nach Hause zu begleiten. Was er sonst noch alles von sich preisgibt lesen Sie im folgenden Interview.

Was braucht man um Präsident des Lozärner Fasnachtskomitees zu werden?

Voraussetzung ist, dass man Mitglied in der Maskenliebhabergesellschaft, der Safranzunft, der Weyzunft oder, wie das bei mir der Fall ist, in der Fidelitas Lucernensis ist. Er sollte sicher einen heissen Draht zu unserem Brauchtum der Fasnacht und zuerst in einer Zunft oder Gesellschaft seine Sporen abverdient haben. Meine Sporen habe ich während acht Jahren als Määrtbuur unter der Egg und in der Buobenmatt mit Harassen schleppen, Mobiliar aufstellen und leider auch wieder abbauen, abverdient. Ich glaube auch «me muess eifach e gmögige Fasnächtler si».

Wie lange bist du in der Fidelitas Lucernensis?

2007 bin ich eingetreten und darf sagen, dass ich mächtig Stolz bin, dieses Amt, welches nur alle vier Jahre an die Fidelitas vergeben wird, ausführen darf. Ich werde alles daran setzen, den Auflagen und Wünschen meiner Fidelitasbrüder gerecht zu werden.

LFKP ist kein Vollzeitjob. Wo verdienst du deine Brötchen?

Ich arbeite bei der Herzog Haustechnik AG in Littau als Abteilungsleiter Sanitär. Das ist die unverwechselbare Firma mit den vier oooo im Logo (Herzoooog).

Dein Chef ist Vollblutpolitiker und du Vollblutfasnächtler – das verbraucht viel Frei- und Arbeitszeit. Beisst ihr da euch nicht?

Überhaupt nicht. Ich habe mit Peter Schilliger einen toleranten Patron und Besitzer der Firma der, obwohl er in keiner Zunft oder Gesellschaft gelandet ist, viel Verständnis für die Fasnacht aufbringt. Anderseits sind seine Weichen nun so gestellt, dass er keine Umwege mehr nach Bern machen muss. An dieser Stelle möchte ich ihm und auch allen anderen in der Firma danken. Danken dafür, dass sie mir den roten Teppich ausrollen und mir die nötige Zeit zur Verfügung stellen mich für die Lozärner Fasnacht einzusetzen. Danken möchte ich auch noch, dass Peter Schilliger, zusammen mit meinem Weibel Rene Leisibach von der Leisibach Entsorgungs AG, als Prägewerksponsoren der Plakette 2020 in die Geldtasche gegriffen haben. Wie du siehst, gibt es bei uns kein Grund bissig zu werden.

Hast du eine fasnächtliche Vergangenheit oder bist du als Köfferlifasnächtler geboren worden?

Die Freude an der Fasnacht ist mir schon in die Wiege gelegt worden. Mein Vater war in Ebikon Mitglied der Rotsee-Zunft. Schon von Kindsbeinen an bastelten wir Kinder Kostüme und Masken und durften so an den Kinderumzügen teilnehmen. 1986 wurde mein Vater Zunftmeister und wir durften ihn mit Stolz begleiten. Ein unvergessliches Erlebnis, das mich dazu brachte in die Fidelitas einzutreten, um hier das fasnächtliche Köfferli zu packen.

Warum tragen die LFKler an der Fasnacht immer Trauerkleidung, heisst schwarzer Sack und Krawatte.

Damit wir dem Namen Köfferlifasnächtler gerecht werden und uns in der farbigen Masse nicht verlieren. Aber wir lockern langsam das Tenue. Masken wären vorhanden, aber mit denen würde man uns ja nicht mehr erkennen. Eine grosse Neuerung ist allerdings auf dem Vormarsch. Anstelle einer Krawatte trägt man nun einen kleinen «Huereaff» um den Hals, der hervorragend zu uns passt.

Schalander

Für was braucht es eigentlich ein LFK?

Die Lozärner Fasnacht strotz vor so vielen verschiedenen, kreativen Ideen, dass es auch verschiedene Gemeinschaften braucht, die für ihre Idee einstehen. Masken, die noch Integrieren können, die Vereinigte, Kulturfasnächtler, Wagenbauer und nicht zuletzt auch die zwei Umzüge des LFK die tausenden von Zuschauern zeigen, was die Fasnacht in Luzern so einzigartig macht. Das funktioniert hier in Luzern auch ohne UNESCO Weltkulturerbe Zertifikat. Auch sorgen die fast immer ausverkauften Maskenkurse des LFK, dass der Brauch des «Grendebaschtle» nicht ausstirbt. Unsere Anlässe unter der Egg und in der Buobenmatt ziehen alle an. Zivilisten, Maskierte, Geschminkte und Gugger. Sie alle erfreuen sich hier an den fröhlichsten Tage des Jahres.

Wie finanziert sich das LFK und wie wird das Geld verwendet?

Haupteinnahmen ist der Verkauf der Plaketten. Zusammen mit dem Erlös der Fasnachtsmärkte finanzieren wir die Teilnehmer der beiden Umzüge. Es ist uns ein grosses Anliegen, aus dem Erlös auch jedes Jahr eine soziale Institution zu unterstützen. Letztes Jahr konnte wir die «Stiftung Contenti» unterstützen. Dieses Jahr werden wir die neu eröffnete Stiftung Hospiz Zentralschweiz in Littau berücksichtigen.

Thema «Löckelose Omzog». Legst du da die Hand ins Feuer?

Weil unser Umzugschef, Bruno Schmid, ein Fidelitäsler ist, glaube ich daran. Allerdings nicht ohne vorher Asbest Handschuhe anzuziehen, denn Bruno muss in diesem Jahr neu mit 40 Nummern versuchen, im vorgegebenen Zeitfenster, ans Ziel im Helvetiagärtli zu kommen. Einige Nummern werden nur am Donnerstag, andere nur am Montag laufen aber wie das in Lozärn Gesetz ist «Nor met Grend».

Der Sicherheitsgedanke wird bei einem so grossen Anlass immer wichtiger? Wie kommunizieren die verschiedenen Gruppen mit der Polizei und der Feuerwehr?

Im Vorfeld steht das seit einigen Jahren der alljährliche «rondi Tesch» wo die verschiedenen Gruppen ihre Wünsche und Anliegen vorbringen können und zusammen mit der Polizei und Feuerwehr nach Lösungen suchen. Da darf man getrost sagen das funktioniert hervorragend. Man muss bedenken, dass die Stadt der Veranstalter ist und den grössten Teil der Verantwortung tragen muss. Da ist es verständlich das halt hie und da einschneidende Änderungen in Kraft treten. In diesem Jahr werden am «rüüdige Samschtig» der Rathaussteg, die Reussbrücke und die Kapellbrücke nur im Einbahnmodus zu begehen sein. Von 09.00 – 03.00 Uhr ist vom Rathaus her zum Theater der Reussteg offen, die Kapellbrücke und die Reussbrücke ist für den Gegenverkehr eingeteilt.

Dein erstes Highlight im neuen Jahr ist der berühmte Schalander in der Brauerei Eichhof wo du die LFK-Fasnachtsgewaltigen und den Krienser Gallivater zum ersten Mal zusammen an einen Tisch bitten darfst. Wer bezahlt da eigentlich diese riesige Biersause?

Gastgeber ist der Hausherr, die Brauerei. Und das schon sage und schreibe sei den frühen 50er Jahren. Der damalige Besitzer und ein Fritschivater, zwei Freunde, luden damals das erste Mal das LFK in den Schalander. Seither ist diese Tradition nicht wegzudenken und die Eingeladenen trinken mit grosser Andacht den Eichhof Gerstensaft und ab und zu mal ein Heinecken.

Heuer waren nicht nur Meister eingeladen, sondern auch eine waschechte Königin. Silvia Kaufmann, die Königin von Mallorca und das Cowgirl Isa. Wie kommt das?

Schon vor acht Jahren, als junger Määrtbuur im Määrtkomitee unter dem heutigen Fritschivater Daniel Medici, begeisterte ein Song von Silvia die Fasnächtler. «Tschiggi-Bumm» hiess der Ohrwurm der mich nie mehr los lies. Zusammen mit den Aufforderungen von Freunden, die mich motivierten in meinem Jahr den Medici zu kopieren, entstand der neue Fasnachtssong «Konfetti im Haar» mit Silvia und Isa, ein Fasnachts- und Partyknüller mit Polonaise-Garantie.

Schalander

Jeder LFKP stellt sein Jahr unter ein eigenes Motto. Was hast du ausgeheckt?

Ganz einfach «fidel, loschtig ond krass – d’Lozärner Fasnacht die macht Spass».

Das wünscht auch «marktindex.ch» und verweist auf seine Online Fasnachtsseite mit Bildern von vielen Anlässen rund um die Lozärner Fasnacht.

Interview und Bilder: Heinz Steimann