Vor ein paar Jahren war er noch relativ unbekannt, das hat sich inzwischen aber geändert: Ingwer hat unsere Küchen erobert. Wir lieben seinen exotischen, würzigen Geschmack und fast jeder hat schon von seiner heilenden Wirkung gehört. Wissen Sie, woher der Ingwer stammt, warum er so gesund ist und wie Sie ihn verwenden können?

Eine gesunde Wurzel mit uralter Geschichte

In seiner Heimat im Fernen Osten wird der Ingwer wahrscheinlich schon seit ca. 4000 Jahren verwendet. Vor allem in Indonesien war er damals schon als Heilmittel und Würzpflanze bekannt. In der Antike gelangte er durch Händler in den ostasiatischen Raum. Es heisst, dass schon Konfuzius den Ingwer verehrte. Wie die Wurzel nach Europa kam, darüber finden sich verschiedene Angaben. Es ist wahrscheinlich, dass Alexander der Grosse ihn auf seinen Feldzügen in Indien und Ägypten entdeckte und nach Griechenland brachte. Von dort führte dank der Römer sein Weg in deren Heimat. Sie schätzen ihn so sehr, dass die Legionäre ein Stück Ingwer sogar auf ihre Feldzüge mitnahmen. Über seine heilende Wirkung berichtete bereits der Leibarzt von Kaiser Nero.

Im Mittelalter nutzen vor allem Mönche das uralte Heilwissen und verwendeten Ingwer gegen allerlei Beschwerden. Sogar gegen die Pest soll er eingesetzt worden sein. Dagegen konnte er natürlich nichts ausrichten, aber möglicherweise den Patienten stärken. Die bekannte Heilerin Hildegard von Bingen lehnte den Ingwer anfangs wegen seiner aphrodisierenden Wirkung ab, nutzte ihn jedoch in Notfällen. Ab dem 16. Jahrhundert bauten die Spanier Ingwerpflanzen an. Später geriet er erst einmal in Vergessenheit, da aus Übersee viele neue Gewürze den Weg nach Europa fanden. Nur in der englischen Küche behauptete der Ingwer immer seinen Platz und wurde dort vor allem für Süssspeisen verwendet.

Nachdem er in der Schweiz inzwischen beinahe unbekannt war, fand er durch neu eröffnete chinesische Restaurants einige Liebhaber. So nach und nach eroberte er auch seinen Platz in unseren Küchen. Seit immer mehr Menschen bei Beschwerden auf Naturheilkunde setzen, gibt es Ingwer in allen Gemüseabteilungen zu kaufen. Nicht nur seine Heilkraft macht ihn so beliebt, auch seiner vielseitigen Verwendung in der Küche verdankt der die grosse Wertschätzung.

Ingwer – eine wunderschöne tropische Pflanze

Wir verwenden vom Ingwer lediglich die Wurzel. Wussten Sie, dass die Pflanze, die in fast allen tropischen Ländern angebaut wird, sehr dekorativ ist? Zwischen ihren bis zu zwei Meter hohen, schilfartigen Blättern bilden sich wunderschöne rosafarbene Blüten. Ihre scharfen, zitronenartig schmeckenden Wurzeln werden dort, wo die Ingwerstaude gedeiht, ganz frisch angeboten. Frische Wurzeln erkennen Sie übrigens an der beigen bis hellbraunen, leicht glänzenden Haut. Das Fruchtfleisch sollte saftig und hellgelb sein.

Das Aroma- und Heilgeheimnis des Ingwers

Für das einzigartige, scharf prickelnde Aroma des Ingwers sind seine Scharfstoffe, die Gingerole, sowie ätherische Öle verantwortlich.  Ingwer ist weniger scharf als Pfeffer, überrascht dafür mit einer fruchtig-süsslichen Komponente. Dadurch passt er besonders gut zu vielen asiatischen Gerichten. Schärfe und Qualität hängen vom Anbaugebiet, der Sorte und dem Erntezeitpunkt ab. Ingwer, der spät geerntet wird, ist schärfer – leider aber auch faseriger. Die japanische Sorte, die Sie übrigens auch hierzulande züchten können, ist weniger scharf und erinnert geschmacklich ein wenig an Orangen.

Ingwer hat schmerzstillende und entzündungshemmende Eigenschaft ohne dabei, wie es viele Medikamente tun, Magen und Darm zu belasten. Die Wurzel reduziert Übelkeit und kann Erbrechen vorbeugen. Sie stärkt das Immunsystem und ist ein hervorragendes Mittel bei Erkältungen. Es fanden bereits mehrere Untersuchungen statt, um nachzuweisen, dass Ingwer Krebszellen besiegen kann. Das würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wenn Sie sich mit diesem Thema ausführlicher befassen möchten, raten wir Ihnen zu einem Besuch bei einem erfahrenen Heilpraktiker oder Arzt der TCM.

Ingwer Küchentipps

Wenn Sie mit Ingwer kochen möchten, verwenden Sie wann immer möglich, eine frische Wurzel. Alternativ können Sie auch getrockneten Ingwer nehmen, Pulver sollten Sie allerdings vermeiden. Es verliert zu schnell an Geschmack. Wenn in einem Rezept Ingwerpulver angegeben ist, reiben Sie es besser selbst mit der Muskatreibe. Je nachdem, wie pikant das Gericht werden soll, kochen Sie den Ingwer kürzer oder länger mit. Im Kühlschrank lässt er sich problemlos bis zu drei Wochen aufbewahren. Sie können ihn auch einfrieren.

Der Geschmack der Wurzel harmoniert bestens mit anderen exotischen Zutaten, wie beispielsweise Kokosmilch. Eine besondere Note gibt er Süssspeisen wie Pralinen, Guetzli oder Desserts. Und natürlich passt er perfekt zu Currys.

Sollten Sie einmal „zu tief ins Glas geschaut“ haben, bringt Sie Ingwer schnell wieder auf Trab. Ein Stück der Wurzel ersetzt das beste Katerfrühstück: Auch wenn es etwas Überwindung braucht, rohen Ingwer zu knabbern, versuchen Sie es trotzdem. Er wird Ihnen helfen und gesund ist er ausserdem!

Ein heisser Ingwer-Drink lindert Erkältungen

Viel zu oft wird bei Erkältungen zu Heissgetränken aus der Apotheke gegriffen. Diese Kombipräparate enthalten jedoch etliche Wirkstoffe, die bei Schnupfen und Heiserkeit viel zu heftig und zudem unnötig sind. Lindernd wirkt ein rasch zubereiteter Ingwer-Drink:

  • Ein Stück Ingwer in Scheiben schneiden.
  • Mit heissem Wasser übergiessen.
  • Mindestens 5 Minuten ziehen lassen.
  • Mit Honig süssen.
  • Mehrere Tassen pro Tag trinken.


Kochen mit Ingwer – Rezepte

Chutney

Zutaten für 4 Gläser, à 500 ml

  • 700 g Zwiebeln schälen, halbieren und längs in Spalten schneiden.
  • 1 Pfund Tomaten waschen und würfeln.
  • 5 Orangen und 5 Äpfel klein schneiden.
  • 150 g Ingwer reiben.
  • Alles mischen und in einen Topf geben.
  • 75 ml Essigessenz, 20 ml Orangenlikör und 350 g Zucker aufkochen,  1 ½ Stunde köcheln lassen. Dabei gelegentlich umrühren.
  • Mit ca. 1 TL Salz abschmecken.
  • Zum Schluss nach eigenem Geschmack würzen.
  • Sofort in die sauberen Gläser füllen. Das Chutney hält sich ca. 2 Monate.

Ingwer-Likör

Ein Likör für alle, die Ingwer mögen. Er wärmt herrlich an kühlen Tagen. Zutaten für etwa 1 Liter.

  • 60 g Ingwer schälen und in Scheiben schneiden.
  • Ingwer zusammen mit 8 Walnusshälften, 250 g weissem Kandiszucker und 1 Vanilleschote in eine Flasche geben.
  • 0,7 l Wodka darüber giessen.
  • Flasche verschliessen und den Likör mindestens 2 Wochen ziehen lassen. Zwischendurch immer mal wieder leicht schütteln.

Rüeblisuppe mit Ingwer

Zutaten für 4 Portionen.

  • 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen und 400 g Rüebli klein schneiden.
  • 1 kleines Stück Ingwer reiben.
  • Öl in einer ausreichend grossen Pfanne erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch darin glasig dünsten.
  • Mit ½ Gemüsebouillon ablöschen.
  • Karotten hinzufügen, mit dem Ingwer sowie je einer Prise Salz und Pfeffer würzen.
  • Ca. eine Viertelstunde köcheln lassen, bis die Rüebli weich sind.
  • Saft von einer viertel Orange dazugeben.
  • Suppe mit Pürierstab cremig mixen. Es sollten keine Karottenstückli übrig bleiben.
  • In Suppenteller füllen und auf jede Portion einen TL Crème Fraîche geben.

Text Sabine Itting