Der Spracherwerb eines Kindes ist für Eltern äusserst faszinierend

Von den ersten Lautäusserungen im Alter von wenigen Wochen und Monaten bis hin zu den ersten vollständigen Sätzen durchlaufen die Kleinen mehrere Phasen. Welche das sind, welche Störungen dabei möglicherweise auftreten und wie Sie Ihr Kind beim Sprechenlernen unterstützen können, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Der Spracherwerb beginnt bereits im Mutterleib

Etwa ab der 25. Schwangerschaftswoche können Babys Laute voneinander unterscheiden, so dass sie schon bei der Geburt an die typische Lautung und Melodie ihrer Muttersprache gewöhnt sind. Tatsächlich konnte in Studien festgestellt werden, dass deutsche Säuglinge anders lallen als französische – und sich der Unterschied mit zunehmendem Alter natürlich verstärkt. Aus diesem Grund sollten Sie Ihrem Baby schon von Anfang an Sprache vermitteln – es wird Ihnen schon nach wenigen Wochen gurrend «antworten». Etwa im Alter zwischen drei und sechs Monaten brabbeln Babys, versuchen erste Lautfolgen und testen ihre Stimme aus. Die eigentliche Brabbelphase, in der das Kind mehrsilbige Laute produziert und schon erste elterliche Äusserungen versteht, beginnt etwa im siebten Lebensmonat. Unterstützen Sie Ihr Kind, indem Sie ihm in gleicher Weise antworten – antworten Sie auf ein «aaaa» Ihres Babys in derselben Weise. Es wird sich freuen, verstanden zu werden.

Frühes Singen und Reime fördern das Sprechenlernen

Sprechen Sie von Anfang an mit Ihrem Kind, in ganzen Sätzen und grammatikalisch korrekt. Erklären Sie Ihrem Baby, was Sie gerade tun (beispielsweise «Jetzt zieht Mama dir eine frische Windel an.»). Singen Sie Ihrem Kind viel vor, denn die wiederkehrenden Melodien und Rhythmen erleichtern Ihrem Kind das Erkennen und Erlernen typischer Laute und Satzmuster in der Muttersprache. Denselben Zweck erfüllen übrigens Reime, wie sie in Kniereiterspielen («Hoppe hoppe Reiter») vorkommen.

Vorlesen fördert nicht nur das Sprachverständnis

Schon ab dem sechsten Lebensmonat können Sie Ihrem Kind «vorlesen», indem Sie mit ihm Bilderbücher anschauen. In diesem Alter besonders beliebt sind Fühlbücher und Bilderbücher, in denen Gegenstände des täglichen Lebens abgebildet sind. Überhaupt kann der Wert des regelmässigen Vorlesens für den Spracherwerb gar nicht hoch genug bewertet werden – leider wird vielen Kindern heutzutage nur noch wenig vorgelesen, mit fatalen Folgen. Gerade die unter Dreijährigen sollten möglichst noch nicht vor den Fernseher oder den Computer gesetzt werden, denn diese Geräte hemmen die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung. Diese passiert nämlich auf Basis einer sozialen Interaktion, die natürlich bei technischen Geräten nicht gegeben ist.

Ermuntern Sie Ihr Kind zum Sprechen

Ebenso wichtig wie Kommunikation, Singen und Vorlesen ist, dass Sie Ihr Kind zum Sprechen ermuntern. Stellen Sie ihm Fragen, hören Sie aufmerksam zu und zeigen Sie durch Ihre Reaktion, dass Sie sich für das Gesagte interessieren und Ihr Kind verstehen. Erst im Alter von rund vier Jahren beherrschen Kinder ihre Muttersprache weitestgehend fehlerfrei. Macht es beim Sprechen Fehler, unterbrechen Sie es nicht und korrigieren Sie es auch nicht – stattdessen lassen Sie Ihr Kind ausreden und wiederholen dann erst das Gesagte in korrekter Form.