Besinnliche Stimmung im «Vögeligärtli» Luzern

Der Verein Luzerner Kerzenziehen organisiert jedes Jahr auf dem Sempacherplatz in Luzern – besser bekannt als «Vögeligärtli» – das Kerzenziehen mit Bienenwachs. Die alljährliche Tradition, die seit 1978 besteht, zog auch dieses Jahr zahlreiche Besucher an. Wie die Stimmung in der Adventszeit 2014 war und was man über das Kerzenziehen unbedingt wissen sollte, erfahren Sie hier.

Süsslicher Duft erfüllt den Raum. Ein Kind hält eine grosse Kerze über einen Wachstopf und lässt sie langsam in der hellbraunen Masse verschwinden. Wir befinden uns im «Vögeligärtli» in Luzern. Der süssliche Duft kommt aus zehn Bienenwachs-Heiztöpfen. Während vier Wochen werden hier mehr als 1500 Kilogramm Bienenwachs zu Kerzen verarbeitet. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Lange, dicke, verzierte, gedrehte, gewalzte und gebogene Kerzen – alles ist erlaubt. Hauptsache ist die besinnliche Stimmung und dass sich alle wohlfühlen.

Luzernerindex war beim diesjährigen Kerzenziehen live vor Ort und hat für Sie die wichtigsten Tipps und Tricks bei der Herstellung von Bienenwachskerzen gesammelt.

Tipps und Tricks zum Kerzenziehen

Hier im kleinen Holzpavillon am Sempacherplatz findet der Stress ein Ende. Die höchste Tugend beim Kerzenziehen ist nämlich Geduld. Die Kerzen müssen nach jedem Eintauchen auskühlen – sonst werden die inneren Wachsschichten immer heisser und die ganze Kerze kann vom Docht rutschen. Erst wenn man sie mit zwei Händen waagrecht halten kann, ohne dass sie sich verbiegt, ist die Kerze für ihre nächste Schicht bereit. Je dicker die Kerze wird, umso länger sollten Sie warten, bis Sie die Kerze erneut eintauchen.

Um den Abkühlungsprozess zu verkürzen kann man zwar kalte Luft durch eines der sternenverzierten Fenster lassen, mit Wasser zu kühlen ist aber keine Option: Wird eine Kerze zwischen dem Eintauchen in kaltes Wasser getunkt, spritzt sie später beim Brennen.

Besonders wichtig beim Eintauchen und Herausziehen der Kerze ist eine konstante Geschwindigkeit. Ziehen Sie die Kerze langsam und gleichmässig, also ohne Zwischenhalte oder Rücke aus dem Topf. Sonst können sich Ringe bilden.

Kerzenziehen braucht Zeit. Planen Sie deshalb mehrere Stunden für Ihren Besuch ein. Oder lassen Sie die Kerzen im Pavillon zwischenlagern und beenden Sie Ihr Werk an einem anderen Tag.

Entscheidend ist auch die richtige Dicke des Dochts: Ist der Docht zu dick, brennt die Kerze zu schnell herunter. Ist er zu dünn, brennt sie nur innerlich am Docht, das Wachs aussen bleibt aber stehen. Welcher Docht für welche Kerzendicke bestimmt ist, erfahren Sie gleich vor Ort.

Falls beim Kerzenziehen ein Missgeschick passiert und etwas Wachs auf die Kleider tropft, gibt es eine simple Lösung: Legen Sie ein Fliessblatt auf den Wachsfleck und fahren Sie sachte mit dem Bügeleisen darüber. Das Wachs haftet am Fliessblatt – was übrig bleibt, ist ein Fettfleck, den Sie einfach mit Ochsengalle oder einem anderen Fleckenmittel entfernen können.

Die selbstgemachten Kerzen können bereits im gleichen Jahr angezündet werden. Werden sie zu lange gelagert, verlieren sie den typischen Bienenwachsduft und ihre goldige Farbe.

Kerzenziehen für einen guten Zweck

Der Erlös aus dem Kerzenziehen geht an verschiedene Projekte für Menschen mit Behinderung. So konnte der Verein Luzerner Kerzenziehen in den vergangenen Jahren Geld für die Anschaffung zweier Rollstuhlbusse sparen. Die Fahrzeuge können von Gruppen und Privatpersonen mit Behinderung zu günstigen Konditionen gemietet werden. Weiter werden mit dem Gewinn Ferienlager und Wohngemeinschaften sowie die Mobilität für Menschen mit Behinderung unterstützt.

Ob jung oder alt, ob gross oder klein – beim Kerzenziehen im Vögeligärtli in Luzern sind alle gut aufgehoben. Besuchen Sie das Holzpavillon im nächsten Jahr und lassen Sie sich von der vorweihnachtlichen Stimmung anstecken!