Früher war es durchaus üblich, heute wird es kaum noch gemacht: Kinder lassen Drachen steigen, die sie zuvor selbst gebastelt haben. Mit viel Spass und handwerklichem Geschick entstehen bunte Kunstwerke, die sich im Wind lenken lassen und stundenlange Beschäftigung versprechen.

Ein bisschen Papier, Holzleisten und Kleister

Viel braucht es nicht, um einen Drachen zusammenzubasteln: Zwei sich überkreuzende Holzleisten bilden das Grundgerüst, ein außen über Kehlen in den Leisten gespannter Faden (Paketschnur ist ideal) sorgt für die typische Rautenform. Darauf wird Drachenpapier gespannt. Alle Materialien sind im gut sortierten Bastelgeschäft erhältlich, und wenn es kein Drachenpapier gibt, kann auch die Plastiktüte aus dem Supermarkt zerschnitten werden. Die fängt den Wind genauso und ist ebenfalls leicht. Anleitungen für diesen einfachsten aller Drachen gibt es im Internet. Das einzige, was wirklich etwas Geschick erfordert, ist das Anbringen der Schnur: Die Paketschnur muss an den vier Leistenenden so angebracht werden, dass sich der Wind im Drachen fängt und ihm durch die schräge Ausrichtung auch wirklich Auftrieb gibt. Kleine Knoten in der Schnur können für nachträgliche Korrekturen genutzt werden.

Andere Länder, andere Modelle

Der rautenförmige Drache in seiner klassischen Form wird nicht in allen Ländern genutzt. In Japan basteln schon Kindergartenkinder aus bunten Plastiktüten und Essstäbchen fünfeckige Drachen, die sie mit bunten Gesichtern bemalen und zu Neujahr steigen lassen. Auch in China werden traditionell sehr fantasievolle Drachen in den unterschiedlichsten Formen gebaut. In Afghanistan ist es üblich, nicht nur den Drachen selbst zu basteln, sondern auch die Schnur selbst zu drehen. Drachensteigen ist Wettkampf, es gewinnt der, dessen Drachen am längsten am Himmel bleibt. Besondere Formen, die ein Lenken der Drachen erlaubt, sind beliebt. Und in die Schnüre können winzige Glassplitter oder Drähte eingeflochten werden, damit sie haltbarer sind und beim Kreuzen andere Drachenschnüre zerschneiden können.

Herbstzeit ist Drachenzeit

Zum Drachensteigen geht man am besten auf ein freies Feld ohne Stromleitungen (Mindestabstand 600 m), Häuser oder andere höhere Aufbauten in der Nähe. Die Drachenschnur sollte nicht länger als 100 m sein, und sie sollte möglichst dick und weich sein. Metallschnüre sind gefährlich für die Hände. Wer ganz sicher gehen will, trägt Handschuhe. Drachensteigen lassen will geübt sein: Insbesondere Lenkdrachen stellen eine hohe Herausforderung für Kinder und Jugendliche dar. Mittelgroße, einmalige Modelle sind zum üben ganz gut geeignet. In Vogelschutzgebieten dürfen Drachen übrigens nicht steigen, und auch nicht dort, wo Spaziergänger gefährdet werden könnten. Bei Flugplätzen gilt ein Mindestabstand von 15 km, und das gilt für Militärflugplätze ebenso wie Segelflugplätze (beispielsweise Amlikon oder Dittlingen).

Gemeinsam lernen und kreativ werden

Drachen sind perfekte Lernobjekte. Beim Bau setzen sich Kinder nicht nur mit Materialkunde, physikalischen Grundsätzen und künstlerischen Aspekten auseinander, sondern lernen ganz nebenbei grundlegende handwerkliche Tätigkeiten kennen, entwickeln Kompetenzen in Sachen Projektplanung und können am Ende stolz ein komplett selbst erstelltes Objekt präsentieren, das hohen Nutzwert hat. Neben der Planung des Drachens von einem einfachen Bild ausgehend über die konkrete Einkaufsliste (inklusive Werkzeug) bis hin zum Tarieren des fertigen Drachens muss viel bedacht werden. Begleitung durch ältere Geschwister, Onkel, Tanten, Eltern oder Großeltern ist also wirklich nötig für kleine und größere Drachenbauer. Oder man meldet sich beim nächsten Drachenbauclub an, in Fraubrunnen, Zofingen oder Schaffhausen beispielsweise.