Ein verkanntes Kraut wird wiederentdeckt

Die Brennnessel (Urtica dioica), auch als Faser- oder Hanfnessel bezeichnet, ist in Europa sowie in den nördlichen Regionen Asiens und Amerikas weit verbreitet – andere Arten der Gattung finden sich sogar fast weltweit. Die ausdauernde, kräftige Pflanze mit den zugespitzten, stark gezähnten Blättern und den typischen feinen Nesselhaaren, die bei Berührung abbrechen und auf der Haut brennen, gilt als sich rasch ausbreitendes und schwer zu bekämpfendes Unkraut. Tatsächlich gedeiht das Gewächs nahezu an jedem Standort – und lässt sich, was viele nicht wissen, sehr vielseitig in der Küche verwenden.

Brennnesseln enthalten viele wertvolle Nährstoffe

Verwendet werden vor allem die jungen Triebe und Blätter. Diese schmecken dem bekannten Spinat recht ähnlich, sind allerdings viel würziger. Neben reichlich Vitamin C und vielen Vitaminen aus der B-Gruppe enthalten frische Brennnesselblätter viel Calcium, Phosphor, Kalium, Eisen und Kupfer – lauter wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente, die für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden immens wichtig sind. Die frischen jungen Blätter und Triebspitzen werden, kurz blanchiert um die wertvollen Nährstoffe nicht zu zerstören, zu Wildkräutersalaten, Saucen, im Kräuterquark, in Suppen, Eierspeisen, Aufläufen sowie zu Nudel- oder Reisgerichten verwendet. Gedünstet schmecken die Blätter auch als Spinatersatz. Sie können die Blätter aber auch gut trocknen und für Tee und Gewürzmischungen verwenden. Übrigens: Auch die getrockneten und gerösteten Samen ergeben ein schmackhaftes Küchengewürz für viele Gerichte.

Extra-Tipp: Brennnesseln sollten niemals ganz roh verwendet werden: Bei Berührung der feinen Härchen wird ein Nesselgift freigesetzt, dessen Brennwirkung sich erst durch das Anwelken oder kurze Blanchieren in kochendem Wasser verliert.

Rezept zum Ausprobieren: Köstliches Wildkräuter-Risotto

Erhitzen Sie in einem Topf zwei Esslöffel Olivenöl und einen Esslöffel Butter. Fügen Sie 50 Gramm Schalottenwürfel und eine geschälte und gehackte Knoblauchzehe hinzu und lassen beides hell andünsten. Lassen Sie 300 Gramm Risottoreis ebenfalls kurz mitdünsten, bevor Sie ihn mit 150 Milliliter Weisswein ablöschen. Garen Sie diesen unter ständigem Rühren weiter, bis die Flüssigkeit fast verdampft ist. Giessen Sie nun – immer noch rührend – nach und nach etwa 800 Milliliter heissen Geflügel- oder Kalbsfond dazu, so dass der Reis immer knapp mit Flüssigkeit bedeckt ist. Schneiden Sie 100 Gramm frischen Spinat sowie 150 Gramm gemischte Wildkräuter wie Brennnesseln, Giersch und Löwenzahn in feine Streifen und geben Sie diese fünf Minuten vor Garzeitende dem Reis hinzu. Rühren Sie dem Risotto vor dem Servieren 50 Gramm frisch geriebenen Parmesan und 20 Gramm Butter unter.

Extra-Tipp: Brennnesseln harmonieren geschmacklich besonders gut mit diesen Kräutern: Bärlauch, Brunnenkresse, Giersch, Gundermann, Kresse, Löffelkraut, Löwenzahn, Portulak, Sauerampfer und Scharbockskraut.