Sind berufstätige Frauen Rabenmütter?

Es müssen gar nicht unbedingt Worte wie «Karrieretussi» oder «Rabenmutter» sein. Häufig reicht schon ein vorwurfsvoller Blick und das schlechte Gewissen ist da. Klar, Mütter, die zu Hause sind, haben den ganzen Tag Zeit für ihre Kinder. Doch ist das wirklich gut? Aktuelle Studien, nach denen die Kinder berufstätiger Mütter erfolgreicher in der Schule sind, belegen das Gegenteil.

Kinder berufstätiger Mütter haben bessere Schulnoten

Zahlreiche Untersuchungen zu den schulischen Leistungen von Kindern aus den unterschiedlichsten Familien führten zu verblüffenden Ergebnissen: Kinder von Müttern, die einer geregelten Arbeit nachgehen, zeigen nicht nur bessere schulische Leistungen, sie sind auch selbstständiger, zielstrebiger und motivierter. Das liegt unter anderem daran, dass sie zu Hause viel über das spannende Arbeitsleben ihrer Väter und Mütter erfahren und deshalb häufig schon selbst eine genaue Vorstellung davon haben, wie ihre spätere Karriere aussehen soll.

Angst vor Vernachlässigung unbegründet

Niemand ist zu Hause, der das warme Essen auf den Tisch stellt oder bei den Hausaufgaben hilft. Vielfach geistern sogar Horrorszenarien von dauerhaft computerspielenden, ewig chattenden Kindern durch die Köpfe derjenigen Schweizerinnen und Schweizer, die an den traditionellen Rollenmustern lieber festhalten. Allerdings widersprechen die Studienergebnisse auch der allgemeinen Auffassung von einer behüteten Kindheit. Die Forscher fanden vier wichtige Gründe, warum Angst unbegründet ist:

  1. Berufstätige Eltern sind Vorbilder. Ihre Kinder sind es gewohnt, dass im Alltag vieles geplant und organisiert werden muss. Sie wachsen damit auf, dass ihre Mütter und Väter Arbeit und Familie erfolgreich unter einen Hut bringen. Für sie ist Arbeitsteilung und Solidarität normal.
  2. Berufstätige Mütter wissen, wie wichtig Bildung und Selbstständigkeit für die Karriere sind. Sie stehen Weiterbildungsangeboten und Auslandsaufenthalten offen gegenüber und reagieren auf die Wünsche ihrer Kinder vernünftig und flexibel.
  3. Berufstätige Frauen besitzen eine hohe soziale Kompetenz sowie gute Allgemeinbildung. Sie gehen mit ihren Kindern häufiger in Konzerte, Museen und andere kulturelle Einrichtungen. Somit vergrössert sich in der Freizeit ganz nebenbei auch der Horizont ihres Nachwuchses.
  4. Karrierefrauen sind sich der Kraft des Lobes bewusst. Sie wissen, dass Sätze wie «Ich bin sehr stolz auf dich» oder «Das hast du gut gemacht» motivieren, und drücken diese Wertschätzung häufiger aus als Hausfrauen.

Es gibt also keinen Grund für Gewissensbisse. Selbst wenn Kinder, beispielsweise bei den Hausaufgaben, Unterstützung benötigen, ist die Hilfe durch die Eltern nicht immer die beste Lösung. Zudem sind berufstätige Frauen häufig zufriedener und psychisch gesünder. Das wiederum wirkt sich auf das Familienleben und die Kinder positiv aus.