So wird Konzentration zum Kinderspiel

Lehrer klagen schon seit Jahren, dass es immer mehr Kindern schwerfällt, während der Unterrichtsstunde still zu sitzen und konzentriert mitzuarbeiten. Gründe dafür gibt es viele, so auch medizinische. Wir möchten in diesem Artikel aber jene näher ansehen, für die weder Schulpsychologe noch Kinderarzt zuständig sind, sehr wohl aber die Familie und das weitere Umfeld des Kindes.

Hilfe! – Reizüberflutung

Schon Ende des letzten Jahrhunderts war das Problem mit der Reizüberflutung und der daraus resultierenden Konzentrationsschwäche bekannt. Es wurde gewarnt, dass es Kindern schadet, zu oft und zu lange vor dem Fernseher zu sitzen. Die schnelle Bildabfolge, zu viele Geräusche und ständig wechselnde Inhalte überfordern das kindliche Gehirn. Heute kommen noch Computer und Handys dazu. Bereits in der Unterstufe besitzen viele Schülerinnen und Schüler schon ein eigenes Mobiltelefon. Daheim dürfen sie an den Computer der Eltern, sofern nicht sogar ein eigener im Kinderzimmer steht. Zeitlich beschränkt und mit altersgerechten Programmen, ist dagegen nichts zu sagen. Die Technik gehört heute zu unserem Leben. Als Babysitter darf sie jedoch keineswegs genutzt werden!

Ab an die frische Luft – Bewegung muss sein

Wenn Kinder zu viel vor PC und Fernseher hocken, schadet das nicht nur ihrer Gesundheit, die Kids verpassen auch eine Menge: Velo fahren, Verstecken oder Fussball spielen, einfach mit Freunden an der frischen Luft toben – abends dann wohltuend müde ins Bett fallen: So war das früher und sollt es eigentlich auch heute noch sein.

Dass heutzutage immer wieder der Bewegungsmangel der Jugend beklagt wird, ist allen bekannt. Tatsächlich sind Sport und Spiel an frischer Luft, am besten bei jedem Wetter, eine Grundvoraussetzung dafür, dass das Immunsystem funktioniert, die Kids abends müde ins Bett gehen und gut erholt am Morgen aufwachen.

Vergessen gingen in den letzten Jahren in vielen Familien die gemeinsam bei Spiel und Spass verbrachten Stunden. Neben den Alltagspflichten, dem Auspowern an der frischen Luft sowie der Beschäftigung am Computer sind diese nämlich enorm wichtig. Genau darum geht es im Folgenden:

Kinder haben eine grosse Ausdauer

Eventuell sind Sie mit dieser Aussage erst einmal gar nicht einverstanden und erleben es im Alltag ganz anders. Vielleicht sollte es besser heissen: Kinder haben von Natur aus eine grosse Ausdauer. Leider bleiben sie aber von Stress und Hektik des Alltags in Familie, Kindergarten und Schule nicht verschont. Hat die Familie eine prall gefüllte Agenda und muss immer alles schnell, schnell gehen, ist wenig gemeinsame Zeit vorhanden und kommt vielleicht noch Leistungsdruck dazu, dann reagieren schon die Jüngsten nervös. Dabei lieben es Kinder jeden Alters, sich intensiv in eine Beschäftigung zu vertiefen und alle wird es glücklich machen, wenn die Eltern Zeit haben, um etwas gemeinsam etwas spielen.

Spiele von damals, die auch heute noch Spass machen

Auch bevor es PC und Handy gab, haben sich Kinder nicht gelangweilt. Erinnern Sie sich noch, was Sie früher gerne gespielt haben? All das macht auch heute noch Spass! Am meisten natürlich mit Mami und Papi:

Würfelspiele – Obwohl immer neue Spiele in den Handel kommen, sind die guten alten Brettspiele, die schon Generationen vorher kannten, immer noch empfehlenswert. Würfelspiele trainieren das Gedächtnis und das Verständnis für Zahlen. Und natürlich vermitteln sie Werte, die auch nicht vergessen gehen sollten: Regeln müssen eingehalten werden und am Ende können nicht alle gewinnen. Vielleicht haben Sie sogar Ihr altes „Eile mit Weile“ oder das „Leiterlispiel“ aufgehoben? Wenn nicht, sind diese Spieleklassiker überall im Spielwarenhandel zu bekommen. Vom Leiterlispiel gibt es sogar eine Schweizer Ausgabe, die Brauchtum, Sehenswürdigkeiten und Geschichte aus allen Regionen unseres Landes vermittelt.

Memory – Dieses Spiel liebt wohl jedes Kind und könnte es immer und immer wieder spielen. Am liebsten mit Erwachsenen, denn da räumen schon die Jüngsten tüchtig ab. Kinder sind uns beim Merken der verschiedenen Bildpaare deutlich überlegen. Das Spiel trainiert Gedächtnis, Konzentration und Kombinationsgabe. Memory gibt es für verschiedene Altersgruppen, während die Kleinsten gleiche Bildli finden sollen, gibt es für die Grösseren auch Spiele mit etwas kniffligeren Aufgaben. So müssen zum Beispiel Tierkinder passend zu den Eltern gefunden oder Früchte dem richtigen Baum zugeordnet werden.

Mikado – Die bunten Holzstäbchen mit den spitzen Enden trainieren Feinmotorik, Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit. Es erfordert viel Konzentration, die Stäbli aufzusammeln. Mikado ist das ideale Spiel für einen kleinen Zappelphilipp.

Basteln – Bastelbögen aus Papier sind ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei braucht es eine ruhige Hand beim Ausschneiden, Kleben und Zusammensetzen. Gleichzeitig wird der Umgang mit der Schere geübt. Natürlich gibt es unzählige weitere Möglichkeiten für ruhige, konzentrierte Bastelarbeiten: Auffädeln von Ketten zum Beispiel oder einfache Handarbeiten.

Entschleunigung ist so wichtig!

Für einen kleinen Zappelphilipp ist es wichtig, dass Sie das Leben der Familie und besonders der Kinder entschleunigen, ihm Zeit schenken und seine Ausdauer und das Durchhaltevermögen fördern. Es macht zufrieden, sich intensiv mit einer Sache zu beschäftigen, an der man Freude hat, und ganz darin aufzugehen. Das geht Kindern gleich wie den Erwachsenen.

Text: Sabine Itting