Vom sonnigen Kleinkind zum gefürchteten Tyrannen

In die sogenannte Trotzphase kommen Kinder im Alter von 1,5 bis 4 Jahren. Diese Entwicklungsphase dient dem Kleinkind dazu, den eigenen Willen zu entdecken, autonomer zu werden und Konflikte austragen zu lernen. Für Eltern ist diese Entwicklungsphase belastend und stellt erhöhte Anforderungen an Geduld und Erziehung.

Kennzeichen der Trotzphase

Die Trotzphase ist geprägt von spontanen Zornausbrüchen, deren Ursachen für das erwachsene Umfeld ebensowenig nachvollziehbar ist wie ihre Heftigkeit und Länge. Körperliche Reaktionen beim Trotzen können Um-sich-schlagen, Sich-auf-den-Boden-werfen, Sich-steif-machen oder ein roter Kopf sein. Die Kinder wirken seelisch unausgeglichen und mit sich selbst uneins.

Ursachen der Trotzphase

Im Trotzalter entdecken Kinder ihren eigenen Willen und dass dieser nicht immer mit dem ihrer Bezugspersonen identisch ist (z.B: Das Kind will spielen, die Mutter will zum Kinderarzt.). Sie müssen lernen, dass ihr Wille nicht immer zu ihren Fähigkeiten passt (Beispielsweise will das Kind die Schuhe alleine anziehen, es klappt aber nicht.). Oft können ihre verbalen Ausdrucksmöglichkeiten noch nicht mit ihren Gedankenvorgängen Schritt halten. Dennoch ist die Trotzphase keine notwendige Entwicklungsphase. Je nach Temperament und Umfeld trotzen Kinder mehr oder weniger heftig.

Wichtige Regeln in der Trotzphase

Nehmen Sie Trotzanfälle nicht persönlich. Wutanfälle sind nicht als Provokation zu verstehen, sondern zeigen, wie hilflos sich Ihr Kind in der aktuellen Situation fühlt. Wenn Sie die Ursache des Trotzanfalls herausfinden können (Ist dem Kind etwas kaputt gegangen? Braucht es Hilfe?), bieten Sie Rat und Unterstützung an. Lässt sich Ihr Kind nicht beruhigen, gehen Sie nicht weiter auf den Trotzanfall ein. Falls notwendig, sagen Sie Ihrem Kind deutlich, was Sie von ihm erwarten. Vermeiden Sie dabei verletzende, verallgemeinernde Sätze. Oft steigern sich Kinder in die Trotzanfälle hinein, deshalb ist es wichtig, zu handeln, statt auf das Kind einzureden. Sie können nicht immer auf die Wünsche Ihres Kindes eingehen. Vielleicht können Sie Ihr Kind ablenken oder beim nächsten Mal die Situation im Vorfeld umgehen. Günstig ist, wenn Sie mit Ihrem Kind generell Regeln aufgestellt haben, mit welchen Konsequenzen es zu rechnen hat, wenn es sich falsch verhält (Beispielsweise Dinge zerstört).

Lernen in der Trotzphase

Kinder machen in der Trotzphase wichtige Erfahrungen, egal wie intensiv sie diese durchleben. Sie lernen, Konflikte auszutragen, Spannungen auszuhalten, eigene Gefühle zu verbalisieren und Enttäuschungen zu ertragen. Diese Fähigkeiten sind wichtig für ein Hineinwachsen in unsere Gesellschaft. Ungünstig ist nur, wenn Kinder lernen, dass sie ihren Willen durchsetzen können, wenn sie lange und heftig genug trotzen.