Ein XXL-Oldie als Liebhaberstück?

Alte Nutzfahrzeuge finden immer mehr Liebhaber. Historische Lastwagen sind begehrt, aber die Restauration ist für den Normalbürger nahezu unbezahlbar. Einige dieser Veteranen sind nur dem Anschein nach eine Wertanlage, andere können immerhin noch als Werbeträger dienen.

Die meisten Oldie-Fans mögen rassige Formen, mehrzylindrige Motoren, edle Lederbezüge oder den Fahrtwind bei geöffnetem Cabrio-Verdeck. Doch es gibt auch Menschen, deren Liebhaberstück aus tonnenweise Blech bestehen soll und die von einem lauten Dieselmotor schwärmen. Oldies sind nicht nur sorgfältig gepflegte historische Limousinen oder Sportwagen. Auch um uralte Grossraumfahrzeuge schart sich eine wachsende Fan-Gemeinde. XXL-Automobile, alte Busse und Lastkraftwagen begeistern nicht nur Brummi-Fahrer.

Ein Herz für Veteranen – aber warum?

Warum schenkt man ausgerechnet einem in die Jahre gekommenen Nutzfahrzeug seine Zuneigung? Die Gründe sind wie bei den Limousinen meist in der Kindheit zu finden. Oft wird ein Modell begehrt, das bereits der Vater oder der Grossvater gefahren hat. Wenn das Vorbild Kraftfahrer war und man als Kind auf dem Bock mitfahren durfte, dann ist die Liebe zu den alten Kolossen quasi vorprogrammiert. Nicht selten wird aus dem kindlichen Beifahrer später selbst ein Fernfahrer oder zumindest ein Mechaniker. Beste Voraussetzungen, um einen alten LKW wieder herzurichten.

Viele restaurierte Nutzfahrzeuge befinden sich im Besitz von Speditionen, Werkstätten oder Verkehrsbetrieben. Ein verkehrssicher restaurierter alter LKW oder Bus eignet sich vorzüglich als Werbeträger. Vielerorts fahren historische Busse Touristen durch die Stadt. XXL-Oldies sind begehrte Fotomotive und tragen somit wie von selbst zur Image-Bildung des jeweiligen Unternehmens bei. Hier liegt bereits das Problem: Privatpersonen können den Unterhalt und die Restaurierung eines solchen Fahrzeugs kaum finanzieren. Einen alten VW Käfer oder eine Ente zu entrosten und zu reparieren, wäre deutlich billiger.

Teure Ersatzteile für XXL-Liebhaberstücke

Der Begriff «Nutzfahrzeug» erklärt das Desaster. LKWs und Busse wurden zwar ebenfalls gewartet und gereinigt, doch die erhöhte Fahrleistung führte auch zu höheren Verschleisswerten. Nach dem Einsatz auf den Strassen waren viele ausrangierte LKWs in Kiesgruben oder im Firmenglände im Einsatz. Ein Nutzfahrzeug wurde so lange genutzt, bis es buchstäblich auseinanderfiel. Kein früherer Besitzer polierte zudem einen LKW so intensiv wie das eigene Auto, um beispielsweise den Lack zu schützen.

Ein abgenudeltes Nutzgefährt muss mit deutlich mehr Aufwand als ein gepflegtes Automobil restauriert werden. Hinzu kommt die schwierige Beschaffung passender Ersatzteile. Selbst wenn das Ersatzteil nicht teuer ist, muss es oft von weit her geholt werden, denn die Schrottplätze sind nicht sehr ergiebig. Das kostet Zeit und Nerven. Hinzu kommt, dass ein LKW in keine Privat-Garage passt und sich auch der handelsübliche Werkzeugkasten nicht für eine Reparatur eignet. Spezialwerkzeug und schweres Gerät ist für die Restaurierung der grossen Veteranen notwendig. Kleinigkeiten belasten den Geldbeutel zusätzlich. Ein Satz LKW-Reifen kann um die 4’000 CHF kosten.

Das Interesse an historischen Gebrauchsfahrzeugen ist gross. Bleibt zu hoffen, dass sich viele Betriebe der XXL-Veteranen annehmen, damit die restaurierten Liebhaberstücke zu besonderen Anlässen weiterhin auf den Strassen zu sehen sind.