Vom Radschloss zum Flaschenzug

Jedes Jahr wechseln rund 60’000 Velos und E-Bikes innerhalb der Schweiz unfreiwillig ihre Besitzer. Die Dunkelziffer ist deutlich höher, denn nicht jeder Diebstahl wird gemeldet. Umso wichtiger ist eine funktionierende Diebstahlsicherung für hochwertige Bikes. Doch gibt es diese überhaupt?

Die Polizei ist gegen den Velodiebstahl nahezu machtlos, die Aufklärungsrate ist gering. Am erfolglosesten sind die Polizeibeamten in Bern mit 1,2 Prozent, dicht gefolgt von Zürich mit 2,4 Prozent. Bern belegt zudem im mitteleuropäischen Raum Platz 2 im Diebstahl-Ranking. Jedes Jahr kommen hier etwa 1’800 Bikes pro 100’000 Einwohner abhanden. Im Klartext bedeutet das: Tagtäglich werden in Bern 13 Fahrräder geklaut. Selbst radfahrende Polizeibeamte und ranghohe Velo-Funktionäre sind nicht vor den dreisten Dieben sicher. Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo Schweiz, parkte im vorletzten Jahr sein Bike in Sichtweite direkt vor dem Berner Büro. Es wurde trotzdem entwendet und tauchte nie wieder auf. Er plädiert deshalb für die Wiedereinführung der Velo-Vignette, die eine Zuordnung gestohlener und wiedergefundener Bikes schweizweit erleichtern soll.

Veloklau als Bagatelle?

Einfache Kettenschlösser oder Drahtschlingen reichen als Diebstahlsicherung längst nicht mehr aus. Mit dem Seitenschneider reicht selbst am Tag ein unauffälliger Knipser – und das Fahrradschloss ist geknackt. Selbst im abgeschlossenen Keller des Wohnhauses ist das Rad vor Diebesbanden nicht geschützt. Diese verticken die Velos mit abgeschliffenen Identnummern entweder im Ganzen weiter oder verscherbeln Einzelteile auf dem Ersatzteilmarkt im Internet. Wie schützt man sich also vor dem Diebstahl seines Velos? Zuverlässige Sicherheit bietet die Aufbewahrung in der eigenen Wohnung. Radsportler und Besitzer hochwertiger Bikes hängen ihre wertvollen Räder mit ausgeklügelten Flaschenzug-Konstruktionen unter die Decke und lassen sie im Freien keine Minute aus den Augen.

Wer sein Velo als Transportmittel in der Grossstadt nutzt, ist auf eine funktionale Diebstahlsicherung angewiesen. Die deutsche Stiftung Warentest stellt jedes Jahr hochwertige Fahrradschlösser vor. Die besten Ergebnisse erzielen Bügelschlösser aus Metall. Der neueste Hit sind GPS-Finder, die bei einem Diebstahl den Standort des Fahrrads anzeigen sollen. Diese Tracker werden im Netz aggressiv und erfolgreich beworben. Leider halten sie (noch) nicht, was sie versprechen. Erstens kann eine flächendeckende Überwachung nicht garantiert werden, zweitens machen die Batterien der Sender schnell schlapp und drittens können die Diebe das Gerät einfach abmontieren. Also bleibt doch nur das gute alte Fahrradschloss, um sein Velo vor Langfingern zu schützen.