Peter Schilliger, Unternehmer und FDP-Nationalrat

Peter Schilliger

Ein Unternehmer und Politiker mit Herzblut, der seine unternehmerischen Qualitäten auch als Nationalrat in der Politik einbringt. Davon zeugen seine Schwerpunkte: Sicherung der Arbeitsplätze und Förderung der Berufsbildung. In seinen drei Firmen beschäftigt er 120 Angestellte und bereitet 25 Lernende auf ihr Berufsleben vor. Ebenfalls ein grosses Ziel: Energieeffizienz fördern. Sein Ansatz: Lieber belohnen und motivieren als verbieten.

Heinz Steimann (marktindex.ch) im Interview mit Peter Schilliger

Du bist zwar noch kein alter Hase im Nationalrat, aber auch kein politischer Jungspunt mehr. Gefällt dir deine Arbeit in Bern immer noch?

Ja. Die Anliegen der Privatwirtschaft, wie ich diese auch in meiner Firma der Herzog Haustechnik AG erlebe, in die politische Szene einbringen und Vernetzungen herstellen. Das finde ich hochspannend und das gefällt mir auch nach sieben Jahren noch sehr gut.

Im Herbst schickt deine Partei, die FDP des Kantons Luzern, 15 Frauen und 11 Männer in das Nationalratsrennen. Keine Angst vor einer Abwahl?

Respekt schon, aber keine Angst. Ich bin schon lange in der Politik und habe vor jeder Wahl einen gesunden Respekt. Ich denke aber doch, dass die zwei Bisherigen, also Albert Vitali und ich, gute Chancen auf eine Wiederwahl innerhalb der FDP-Delegation haben, um unsere Arbeit im Sinne unserer Wählerinnen und Wähler weiterzuführen zu können.

Du bist nicht nur Patron der Herzog Haustechnik, sondern auch in anderen Sektoren sehr engagiert. Fehlt es dir nicht an der nötigen Zeit, dich in Bern vor den politischen Karren spannen zu lassen?

Ich bin ein engagierter Unternehmer. Seit 10 Jahren führe ich die Herzog Haustechnik AG in Littau und bin mit weiteren Kleinbetrieben eng vernetzt. Zu unserem «Kleinkonzern» gehören die Kaiser AG Haustechnik und die Bauspenglerei Gisler, beide in Udligenswil. Des Weiteren bin ich, zusammen mit Kollegen, auch noch im Immobilienbereich tätig. Ich sehe es wie folgt: Wenn man die operative Führung an geeignete Kaderleute delegieren kann, findet man auch die Zeit für weitere Projekte oder Ämter, die einem Freude bereiten.

Dass dir dein Amt Freude bereitet, sieht man auch an deinem 2. Rang in einem Ranking des Schweizerischen Gewerbeverbandes, in dem die KMU-freundlichsten Parlamentarier aufgelistet wurden. Freut dich diese Platzierung?

Gewonnen hat bei dieser Auswertung Hans-Ulrich Bigler (FDP/ZH). Für mich keine Überraschung. Ich meine, wenn der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes nicht der gewerbefreundlichste Parlamentarier ist, müsste man eigentlich über eine Kündigung diskutieren (lacht herzhaft). Selbstverständlich freut mich diese Platzierung. Sie zeigt mir, dass mein politisches Gespür KMU-tauglich ist und ich aus der Realität heraus politisieren kann.

Auf den letzten Platz (Rang 200) hat es der Luzerner Grüne-Politiker Michael Töngi aus Kriens «geschafft». Er ist somit laut SGV der KMU-feindlichste aller Nationalräte. Sprechen die Medaillenträger noch mit ihm?

Selbstverständlich haben wir immer noch Kontakt zu ihm, auch wenn unsere Auffassung von Wirtschafts-, Mobilitäts- oder Besteuerungspolitik eine grundsätzlich andere ist.

Warum sind in den vordersten Rängen nur FDP-Politiker anzutreffen?

Es sieht ganz danach aus, dass wir mit unserer Grundhaltung am KMU-tauglichsten sind. KMU-Wirtschaft ist auf eine verlässliche, kontinuierliche Politik angewiesen. Man muss bedenken, dass KMU-Politik auch in der Schweiz auslandabhängig ist. Wenn unsere grossen Betriebe Aussenhandelsprobleme haben, stirbt hinten auch die Zulieferkette ab. Darum ist KMU-Politik viel stärker auf funktionierende Vereinbarungen mit Europa angewiesen. Grosse Konzerne wie Novartis könnten ohne weiteres in Deutschland produzieren. Dabei bestünde jedoch die Gefahr, dass sie auch ihr KMU-Umfeld mitnehmen. Für die kleinen Unternehmen ein unmögliches Unterfangen. Dieses Verständnis bringt die FDP besser auf den Tisch als die anderen Parteien.

Du hast in einem früheren Interview den Jungen geraten, auf die Strasse zu gehen. «Dort sollten sie lautstark gegen die Umverteilung zu ihren Ungunsten protestieren». Hast du in deiner Jugend Demo-Erfahrung gesammelt?

Nein, vermutlich «ben ech dazomol vell en z’Brave gsi». Diese Aussage ist im Zusammenhang mit der grossen Rentenreform für AHV und Pensionskassen gefallen. Wenn man weiss, wie viele 100’000 Franken pro Pensionär von der arbeitenden Welt quersubventioniert werden muss, müssten sich die Jungen mehr wehren. Ich staune immer wieder über Aussagen wie «mer wössid jo glich ned, öb üsi Ränte spöter no secher send!» Das BVG ist klar dem Prinzip der Kapitaldeckung unterstellt. Das bedeutet, dass die Rentner verantwortlich waren, ihr Kapital aufzubauen und sie nicht vom Kapital der nachfolgenden Generationen profitieren sollten. Ich bin der Meinung, junge Leute dürfen oppositionell sein. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sie an Demos für die Klimapolitik teilnehmen. Sie müssen ja nicht die gleiche Politik tragen wie die Lösungsfindigen. Sie müssen auch nicht ganze Systeme beherrschen. Sie haben das Recht, sich für das zu wehren, was ihnen wichtig ist. Ich hoffe nur, dass sie dann auch das leben und tun, was sie einfordern.

Du sprichst von Lösungsfindung. Zu diesem Interview bist du zu spät gekommen. Was schlägst du beim nächsten Mal als Lösung vor?

Es ist bekannt, dass das Wahrnehmen eines Termins in der Stadt eine grosse Herausforderung ist. Jene, die es zum Vergnügen machen, können sich arrangieren. Für die anderen, die mit Handwerkskoffern und Material zu Baustellen oder Kunden müssen, wird die ganze Mobilitätsfrage zu einem Problem. Parkplätze verschwinden wie Schnee an der Sonne. Trotzdem wird dieses offensichtliche Problem von der Stadtluzerner Politik verniedlicht. Da wünschte ich mir ein anderes Verständnis von der politisch führenden Seite. Eine Stadt ist erst dann interessant, wenn sie ein funktionierendes öV-Netz besitzt und wenn gleichzeitig ein motorisierter Verkehr möglich ist. Sich gegenseitig akzeptieren und über den Tellerrand hinausdenken, ist gefragt.

Wie hältst du dich fit, um den Sitzungsmarathon eines Unternehmers und Politikers durchzustehen?

Wenn es die Zeit erlaubt, eifere ich Roger Federer nach. Ich spiele im Tennis Club Tivoli und im Winter in Dierikon, allerdings immer in der Gewissheit, dass mir das Politisieren besser liegt und die Schläge von Federer für mich unerfüllte Träume sind. Wenn sich die Schulter oder der Rücken meldet, weiche ich etwas mehr aufs Joggen aus oder erhole mich bei ein paar geselligen Jassrunden mit guten Kollegen.

Peter Schilliger, der Vereinsmeier: Du bist in rund einem Dutzend Vereinen Mitglied. Vom Hornschlittenclub bis zu den Dampferfreunden. Aber in keiner fasnächtlichen Gesellschaft oder Zunft. Keine Lust auf Fasnacht?

Doch. Es gab eine Zeit, da spielte ich mit dem Gedanken, mich der organisierten Fasnacht anzuschliessen. Damals war ich Sozialvorsteher in Udligenswil und aktives Mitglied der Musik. Ich musste mir aber eingestehen, dass mir die Zeit, die ich als vollwertiges Mitglied einer fasnächtlichen Vereinigung – neben den Pflichten als Familienvater – hätte aufwenden müssen, fehlte. Und irgendwann ab 50 wird die Energie dann auch etwas weniger. Mittlerweile bin ich 60 und sicher nicht mehr in der Lage, jeden Sinn oder Unsinn mit dem jungen fasnächtlichen Nachwuchs mitzumachen. Ich denke aber heute noch an die schönen Auftritte mit der Guggenmusig Uedliger-Fäger zurück, bei denen ich 15 Jahre lang die Posaune malträtierte. Heute geniesse ich die Lozärner Fasnacht als geselligen, fröhlichen Anlass, wo man selbst als Politiker «emol dumm cha schnöre», ohne dass einem gleich der Strick gedreht wird. Etwas, das ich im Alltag manchmal vermisse.

Ist der Name Herzoooog AG aus einer fasnächtlichen Laune heraus entstanden?

Das könnte man durchaus so interpretieren. Aber dem ist nicht so. Die vier «o» in unserem Logo stehen gefüllt mit Symbolen für unsere vier Bereiche Sanitär, Heizung, Lüftung und Bauspenglerei. Irgendwann wurden sie zu einem unverwechselbaren Markenzeichen unserer Firma.

Dass du Sympathien für die Lozärner Fasnacht hast, zeigt sich auch darin, dass der neue LFK-Präsident Roland Fischer bei dir angestellt ist. Gibst du ihm auch genügend Auszeit?

Roland weiss, dass es neben seinem fasnächtlichen Amt auch noch geschäftliche Interessen gibt. Er wird sicher einige Male im Betrieb fehlen, aber er hat genügend gute Leute hinter sich, die ihn in seinem Amtsjahr unterstützen werden. Ich betrachte das Beziehungsfeld der verschiedenen Gesellschaften, die sich für unsere Fasnacht engagieren, als sehr wichtig und wertvoll. Ich glaube auch, dass man nicht nur immer profitieren kann. Manchmal muss man auch investieren. Darum wird an der nächsten Fasnacht die «Herzoooog Haustechnik» als Sponsor der Lozärner Fasnachtsplakette auftreten. Zudem muss der LFK-Präsident seine Minusstunden sicher nicht abarbeiten. «Es esch emmer es Gäh ond es Näh.» Das gilt auch für die Lozärner Fasnacht.