Hugo war schon mal verheiratet. Wieso Ruth damals in einer Nacht- und Nebelaktion abhaute, er war sich keiner Schuld bewusst. Tat alles für sie, und noch viel mehr. Nun ja, so Hugo, Undank ist der Welt Lohn.

Sucht sich eine Neue. Diesmal übers Internet. Zufall oder nicht, wieder eine mit vier Buchstaben. Susi. Ist um einiges jünger als er. Bildhübsch, sportlich, sympathisch naiv. Eine, die er nach seinem Gusto biegen und brechen kann. Behutsam, Schritt um Schritt. High Heels statt Turnschuhe, Minirock statt Jeans, Botox statt Falten. Susi lässt mit sich geschehen, ist verliebt. Ihr neues Erscheinungsbild stimuliert nicht nur ihn, nein, auch andere. Hugos Eifersucht nimmt Züge an, die ihm mehr und mehr den gesunden Menschenverstand rauben. Gemeinsames Shoppen, feuchtfröhliche Treffen im Kollegenkreis gehören der Vergangenheit an. Weg mit den Designklamotten, trautes Heim, Glück allein. Susi lässt mit sich geschehen, ist noch immer verliebt.

Die Jahre vergehen, die Liebe verbleicht. Er hat sich arrangiert, sie sucht nach Abwechslung, beginnt zu schreiben:

Frau zu sein ist schwer mit Dir. Muss mich benehmen wie eine Dame, muss aussehen wie ein Mädchen und schuften wie ein Pferd. Nicht mit mir, mein lieber Mann!

Wieso auch sie Hals über Kopf das Weite suchte, Hugo ist sich keiner Schuld bewusst.
Übrigens, steckt nicht in jedem Mann ein wenig Hugo …

Text: Walter Meier