Interview mir Marc Pircher

Marc Pircher der im Kindesalter vom Vater die ersten Lieder lehrte. An der Zillertaler Musikschule die steirische Harmonika zu seiner Begleiterin machte und mit ihr Stufe um Stufe der Volksmusik-Karrierenleiter erklomm. Ein paar Sprossen: 1992 Erster TV-Auftritt bei der RTL-Heimatmelodie mit «Marianne & Michael». 1995 Erstmals im «Musikantenstadl» mit Karl Moik als Begleitmusiker der Zellberg Buam. 1999 Sieg bei der «Österreich-Vorentscheidung zum Grand-Prix der Volksmusik» mit dem Lied «Ich bin für Dich da». 2003 Sieger beim grossen Finale zum Grand Prix der Volksmusik (Österreich, Deutschland, Schweiz, Südtirol). Nach über 3.000 Live- und 400 TV-Auftritten erhielt Marc Pircher für das Album «Du bist eine Sünde wert» seine erste Platin-Schallplatte. Gemeinsam mit Francine Jordi moderierte er mehrere Eurovisions-Shows, wie zum Beispiel «Weihnachten auf Gut Aiderbichl» (ARD, ORF, SF).

Marc Pircher – Der ErVolksmusiker, ein Stimmungsmacher, der keine Sitzplätze braucht.

Marc: Du kommst aus dem österreichischen Ried im Zillertal bist aber in Salzburg geboren Wie kommt das?

Der Kinderwunsch meiner Eltern blieb lange Zeit unerfüllt und sie entschlossen sich daher zu einer begleiteten Schwangerschaft in der Universitätsklinik in Salzburg, wo ich das helle Licht der Welt erblickte. Bevor ich in Salzburg vielleicht zu einem kleinen Mozart herangewachsen wäre ging es zurück in das schönen Zillertal, wo ich eine glückliche Kindheit verbrachte.

In der Mozartstadt geboren, da war es ja fast sicher, dass aus dir ein Musiker wird?

Ganz so einfach war es dann doch nicht. Meine Eltern betrieben ein Sportgeschäft und daneben eine Pension. Mein Vater, ein typischer Zillertaler, unterhielt da die Feriengästeäste mit seiner Steirische Harmonika. Das hat nicht nur den Gästen gefallen, sondern auch dem kleinen Marc. Hier muss ich vom Volksmusik Virus meines Vaters attackiert worden sein. Das diese Attacke zum Erfolg führte war auch dem Umstand zu verdanken, dass mich mein Vater bei der Zillertaler Musikschule anmeldete wo ich als Fünfjähriger die «Steirische» von Grund auf kennen und lieben lernte.

Ist die «Steirische» ein schwieriges Instrument?

Sie ist etwas ähnliches wie ein Schwyzerörgeli, nicht zu verwechseln mit dem Akkordeon. Das Akkordeon ist ein chromatisches Instrument, das auf Zug und Druck gleich klingt. Die Steirische ist ein diatonisches Instrument, das auf Zug und Druck unterschiedlich klingt. Daher braucht man, um die Sterische zu beherrschen, unbedingt ein gutes musikalisches Gehör da der Musiker hören muss was richtig tönt, während man beim Akkordeon, zur Not, über die Noten zum guten Ton gelangen kann.

Wie lebst du mit den sozialen Medien, für die das Leben eines bekannten Musikers kein Tabu mehr ist und jedes private Ereignis auf immer bei Bedarf wieder ausgegraben werden kann?

Da hat sich einiges verändert. Aber schon früher ist das Leben von Personen, die in der öffentlich standen, in den Klatschblättern, wie in «Frau im Koma» oder wie sie sonst heissen, beim Friseur durchgehechelt worden. Heute genügt ein Handy und mit ein paar Klicks steht der «Promi» praktisch ohne Unterkleid in der Öffentlichkeit. Als Künstler muss man sich bewusst sein, dass Fotos, die in der guten Zeit entstehen, halt auch wieder veröffentlicht werden, wenn es dir nicht so gut läuft. Damit muss ich mich abfinden. Ich betrachte mich als normaler Musiker, der einige Erfolge aufweisen kann und bei dem zwischendurch halt auch mal etwas passiert das nicht so schön ist, wie zum Beispiel meine Scheidung. Das kommt aber auch in den besten Familien vor und ich werde Gott sei Dank nicht tagtäglich damit konfrontiert.

Deinen vielen Fans in Luzern ist es mit Freuden aufgefallen, dass du dich in letzter Zeit viel in unserer Stadt aufhältst. Liebst du unsere Stadt oder hat das, wie «Frau im Koma» meint, mit einer neuen Liebe zu tun?

Da haben die «Spitzohren» für einmal einen Treffer gelandet. Ich habe tatsächlich mit meiner neuen Beziehung zu einer Schweizerin, meinen Lebensmittelpunkt in die Nähe von Zug verlagert. Luzern ist meine Schweizer-Lieblingsstadt. Hier habe ich schon früher grosse Erfolge gefeiert und viele neue Freunde gewonnen. Da ich jetzt ganz in der Nähe wohne, freue ich mich immer wieder hier zu sein. Luzern ist eine Stadt mit sehr viel Flair.

Wann sieht und hört man Dich wieder Live in Luzern?

In Kürze. Ich brenne auf meinen Auftritt an der Fasnacht am «Chöbu Samschtig» für die Pilatusgeister im Stadtkeller. Ich war schon zweimal da und es war jedes Mal der reine Wahnsinn. Dann freue ich mich wieder an der grossen Schlagernacht in der Messe Allmend Luzern mit 4000 Schlagerfans dabei zu sein. Saemi Honegger’s «Schlagernacht des Jahres» ist für mich schon seit zehn Jahren immer wieder ein ganz besonderer Höhepunkt in meinen Kalender und jedes Mal ein Mega-Auftritt für mich.

Stimmt es das ein Musiker seinen Unterhalt nur noch mit Live-Auftritten bestreiten kann und nicht mehr mit dem Verkauf von CDs?

Die Live Auftritte waren schon immer das wichtigste für mich. Ich brauche die Nähe zu meinen Fans. Ich geniesse es zu sehen wie meine Musik bei ihnen Begeisterung und Freude auslöst. Dazu braucht es aber immer auch neue Lieder, um ihnen auch immer ein neues Programm zu bieten. Der CD-Verkauf ist für den Interpreten ein wirtschaftliches Standbein das heute wegen der Internet-Musikpiraterie ein bisschen kleiner geworden ist. In unserer Branche werden aber immer noch gute Zahlen geschrieben. Auf mich bezogen darf ich sagen, dass ich, gemessen an den Verkaufszahlen, immer noch unter den Besten bin.

Du arbeitest viel, um deinen Bekanntheitsgrad auf einem Top-Level zu halten. Dazu gehört auch ein Auftritt in der österreichischen Auflage von «Dancing Stars». Warst du ein begnadeter oder ein leidender Tänzer?

Eher das Zweite. Aber ich litt nicht nur im Training und beim Tanzen. Viel mehr Kopfzerbrechen bereiteten mir die vielen Tanzschritte und die Choreografie, die ich in meinem Kopf so sortieren musste, dass ich mich vor dem Millionenpublikum nicht zum Affen machen musste. Trotz allem belegte die Profitänzerin Kelly Kainz mit mir einen Platz genau in der Mitte. Mein Bekanntheitsgrad machte Freudensprünge.

Machst du auch Freudensprünge, wenn du eine Goldene Schallplatte erhältst oder einen Grand Prix gewinnst?

1999 Sieg bei der «Österreich-Vorentscheidung zum Grand-Prix der Volksmusik» mit dem Lied «Ich bin für Dich da». 2003 Sieger beim grossen Finale zum Grand Prix der Volksmusik (Österreich, Deutschland, Schweiz, Südtirol). Bei den Siegen der «Österreich-Vorentscheidung zum Grand-Prix der Volksmusik» 1999 und beim Gewinn des grossen Finale zum Grand Prix der Volksmusik 2003 (Österreich, Deutschland, Schweiz, Südtirol) habe ich sicher einen gemacht, denn diese beiden Siege haben meiner Karriere einen gewaltigen Stoss nach vorne versetzt. Eine Goldene Schallplatte freut mich zwar auch nach der Zwanzigsten noch, zeigt sie mir doch an, dass meine Lieder bei den Fans angekommen sind. Aber ganz ehrlich, so gross wie bei der Ersten ist der Freudensprung nicht mehr.

Deine Playliste beinhaltet viele Titel die über deine Heimat, Liebe und eine heile Welt träumen. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen auf den gegenwärtigen Zug aufzuspringen und einen Greta-Song zu komponieren?

Ich komme aus dem Zillertal. Da ist es nicht verwunderlich das ein Teil meines Programms immer wieder von meiner wunderschöne Heimat erzählt, die mich immer wieder auf das neue inspiriert. Das Zillertal lebt von den vielen Touristen, die wegen unserer Musik zu uns kommen. Ich könnte mir sicher vorstellen auch mal ein etwas kritischeren Titel zu besingen. Doch ich bin auf der Bühne ein Stimmungsmacher. Hier erwarten meine Fans Titel, mit denen sie abfeiern können und für zwei-drei Stunden die reale Welt mit all ihren Sorgen hinter sich lassen dürfen. Ich bezweifle, dass das mit einem Song über Greta Thunberg möglich ist, auch wenn einige Ideen von ihr durchaus ihre Berechtigung haben.
Marc, «marktindex.ch» dankt dir für deine Worte und freut sich auf deine Konzerte im Stadtchöbu und an der Schlagernacht. Ein guter Rat: «mach am morge noch em Chöbu – Samschtig jo nüd ab, es chönd es betzali länger go!»

Interview und Bilder: Heinz Steimann