Der Wunsch, als Influencerin oder Influencer bekannt zu werden, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Besonders viele junge Frauen äussern diesen Berufswunsch. Auch in der Schweiz zeigt sich der Trend in Schulen, Berufsberatungen und sozialen Medien. Doch kann man diesen Beruf wirklich erlernen? Und was passiert, wenn es nicht funktioniert oder irgendwann nicht mehr reicht?
Dieser Ratgeber betrachtet Chancen und Risiken, zeigt Beweggründe auf und gibt Hinweise, worauf junge Erwachsene achten sollten, wenn sie diesen Weg ernsthaft verfolgen möchten.

Was fasziniert junge Erwachsene am Influencer-Dasein?
Viele junge Frauen und Männer sehen Influencerinnen und Influencer als Vorbilder. Sie bewundern deren scheinbare Freiheit, die kreative Arbeit und die Aufmerksamkeit, die sie erhalten. Die Vorstellung, mit Videos, Fotos oder Meinungsbeiträgen Geld zu verdienen, wirkt auf den ersten Blick sehr attraktiv. Flexibilität, Reisen und Geschenke verstärken diese Faszination.
Oft geht es dabei nicht nur um Ruhm, sondern auch um Selbstverwirklichung. Wer Influencer werden möchte, sucht meist nach Sichtbarkeit, Unabhängigkeit oder einem Ausweg aus traditionellen Berufsbildern. Manche sehen in dieser Laufbahn eine kreative Alternative zu einem Bürojob oder zu konventionellen Wegen im Berufsleben.
Doch was auf sozialen Netzwerken einfach aussieht, ist es in Wirklichkeit ganz und gar nicht. Der Aufbau einer Reichweite erfordert viel Zeit, Planung und Ausdauer. Zudem ist die Zahl der Mitbewerber enorm. Viele Inhalte, die so wirken, als seien sie spontan entstanden, sind in Wirklichkeit professionell inszeniert. Der Druck, dauerhaft interessant zu bleiben, kann mindestens so hoch sein, wie in einem herkömmlichen Beruf.

Ist Influencer ein richtiger Beruf?
Rechtlich gesehen ist Influencer kein geschützter Beruf. Es gibt keinen offiziellen Lehrberuf in diesem Bereich. Dennoch lässt sich sagen: Wer erfolgreich Inhalte erstellt, Kooperationen abschliesst und damit Einkommen generiert, übt eine berufsähnliche Tätigkeit aus – selbstständig oder in Teilzeit. In der Schweiz muss dieses Einkommen versteuert und in der Sozialversicherung korrekt angegeben werden.
Es gibt Ausbildungsberufe – etwa in Marketing oder Kommunikation – die das nötige Know-how vermitteln und finanzielle Sicherheit bieten. Auch Weiterbildungen in Social Media Management oder als Content Creator bieten eine gute Grundlage. Diese Wege sind vor allem dann sinnvoll, wenn junge Erwachsene das Ziel Influencer mit einem Blick in die Zukunft verbinden: Läuft es in den Sozialen Medien irgendwann nicht mehr, erleichtert eine Berufsausbildung den Wechsel in einen anderen kreativen Job.
Der Beruf „Influencer“ besteht heute in vielen Fällen aus Marketingarbeit. Wer sich langfristig durchsetzen will, braucht Wissen in Markenbildung, Statistik, Recht und Medienproduktion. Ohne diese Kenntnisse geraten viele früher oder später in Schwierigkeiten – etwa durch unklare Absprachen mit Firmen, fehlende Verträge oder rechtliche Risiken bei Werbung.




Was, wenn es nicht funktioniert – oder plötzlich nicht mehr läuft?
Ein realistischer Blick auf die Branche zeigt: Nur wenige schaffen es, von Social Media dauerhaft zu leben. Viele verlieren mit der Zeit Reichweite oder das Interesse ihrer Zielgruppe. Plattformen ändern Algorithmen oder Nutzerverhalten, was direkte Auswirkungen auf das Einkommen haben kann. Auch persönliche Faktoren wie Gesundheit oder Lebensphase können Einfluss nehmen.
Deshalb ist es wichtig, einen Plan B zu haben. Eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium bieten Sicherheit, falls der digitale Erfolg ausbleibt oder sich mit der Zeit im Sand verläuft. Junge Erwachsene sollten sich bewusst sein: Influencer ist kein Ersatz für eine solide Grundbildung, sondern bestenfalls eine ergänzende Option.
Gerade in der Schweiz bietet das duale Bildungssystem sichere Karrieremöglichkeiten. Wer parallel zu Social Media eine Lehre absolviert oder studiert, bleibt flexibel und kann später auch in verwandten Bereichen arbeiten, etwa in Medien, PR oder Gestaltung. So wird aus dem Wunsch nach Einfluss ein seriöser beruflicher Weg.

Zwischen Anerkennung und Kritik: Gesellschaftlicher Blick
Der Berufswunsch Influencer löst in der Gesellschaft unterschiedliche Reaktionen aus. Viele Menschen nehmen diese Tätigkeit nicht ernst oder betrachten sie als oberflächlich. Dabei steckt oft intensive Arbeit dahinter – mit langen Arbeitszeiten, Selbstdarstellung und ständigem Feedback. Besonders junge Frauen erleben dabei nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik oder sogar digitale Angriffe.
Gleichzeitig fehlt vielen Jugendlichen die Einschätzung, was langfristig nötig ist, um sich in diesem Feld zu behaupten. Likes und Follower sagen wenig über Einkommen, mentale Gesundheit oder Perspektiven aus. Deshalb ist Aufklärung wichtig – in der Schule, im Elternhaus und durch Berufsberatung.
Statt den Wunsch zu verteufeln, sollten Erwachsene helfen, ihn zu hinterfragen. Was fasziniert an diesem Beruf? Welche Fähigkeiten stecken dahinter? Welche Risiken sind real? Wer diese Fragen ehrlich beantwortet, kann Jugendliche ernst nehmen und zugleich vor Überschätzung schützen.

Fazit: Influencer als ist Nebenjob eine gute Alternative
Bei aller Kritik: Der Berufswunsch Influencer ist mehr als ein kurzfristiger Trend. Er spiegelt den Wunsch vieler junger Menschen nach Selbstbestimmung, Kreativität und Sichtbarkeit. In der Schweiz gibt es Möglichkeiten, dieses Ziel mit Bildung und Planung zu verbinden, ohne den Realitätssinn zu verlieren.
Eltern und Lehrpersonen sollten Jugendliche begleiten, statt sie zu verurteilen. Wer sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzt, erkennt: Influencer ist kein einfacher Weg, aber auch nicht unmöglich. Mit weitsichtigem Denken, fachlichem Wissen, angeeignet durch seriöse Ausbildungen, können aus digitalen Träumen langfristige Perspektiven entstehen.